Udo Lindenberg

Eine Karriere der Superlative

„Als Fluss zu klein, als Bach zu groß – die Oos“

Altrocker Udo Lindenberg liebt Baden-Baden. Immer wieder zieht es ihn von Hamburg in den Süden Deutschlands. Das Museum Frieder Burda zeigte Udos „Likörelle“ sogar in einer eigenen Ausstellung und mit dem Team von SWR3 verbindet Udo Lindenberg seit Jahren ein enges freundschaftliches Verhältnis. Bei einem seiner Besuche schlenderte der Mann mit Hut und Sonnenbrille vom Museum Frieder Burda über die Lichtentaler Allee in Richtung Restaurant Rizzi. Neugierig und wie immer gut gelaunt fragte er: „Wie heißt der Fluss hier?“ „Oos“ antwortet jemand aus dem Begleittross. Udo schmunzelt, überlegt einen Augenblick, dann bricht der Dichter in ihm durch: „Als Fluss zu klein, als Bach zu groß – die Oos“. Solche Situationen liebt Udo Lindenberg.

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 Udo Lindenberg zwischen Kindern und Stefan Kiener im Toccarion

Am 17. Mai 2016 wird der legendäre Rocker 70 Jahre alt. Das Geburtstagsjahr feiert er mit einer gigantischen Stadion-Tournee, die unter anderem auch nach Stuttgart führt. Zuletzt war Udo Überraschungsgast in Baden-Baden und eröffnete als „Panikpräsident“ das SWR3 New Pop-Festival. Jahre zuvor wurde er hier schon als „Pioneer of Pop“ ausgezeichnet. Als ihn SWR3-Moderatorin Anneta Politi als einen der „genialsten Musiker Deutschlands“ begrüßte, revanchierte sich Udo mit dem Kompliment, Baden-Baden sei die „Pop- und Rock’n Roll-Hauptstadt Deutschlands“.

Im Jahr 2008 hat Udo Lindenberg sogar das offizielle Plakat des SWR3 New Pop-Festival gestaltet. Ein ganz Großer in der Musik, aber auch ein erfolgreicher und humorvoller Maler. Aus seiner Privatsammlung brachte er mehr als 100 Bilder mit, meist „Likörelle“, die er tatsächlich mit verschiedenen Likörsorten und Drinks gemalt hat: beispielsweise Eierlikör für Gelb und Campari für Rot. „Schön bunt und mit ordentlich Action“, sagt Udo über seine eigenen Werke.

„Rizzi & Co“ traf Udo im „Toccarion“, in der Kindermusikwelt der Sigmund-Kiener-Stiftung im Festspielhaus Baden-Baden. „Das ist aber cool“, freut sich Udo an den verschiedenen Stationen im Toccarion. „Das ist unglaublich wichtig, etwas für Kinder zu tun.“

„Viele Motive aus meinen Texten tauchen in meiner Malerei wieder auf. Bilder sind oft abstrakter und lassen noch mehr Raum für die Phantasie des Betrachters.“

Warum engagieren Sie sich für Kinder?
Udo Lindenberg: Ich bin immer wieder auf Abenteuerreise in Afrika. In Tansania haben wir mit meiner Udo-Lindenberg-Stiftung ein tolles Projekt realisiert: ein Waisenhaus und eine Schule. Insgesamt werden bei uns auf diese Weise schon mehr als 300 Schüler unterrichtet. Die saßen vorher mit dem Hintern im Schlamm und hatten gar nichts. Jetzt sind sie an einer ordentlichen Schule mit guter Ausbildung. Das mache ich mit vielen Kumpels und Kumpelinen.

Und ist Udo selbst noch ein großer Junge?
Lindenberg: Ja, ein Spielkind bin ich geblieben – die Seele ist ja eine Rutschbahn für mich. Da ist das Kind noch drin. Die angedeutete Weisheit der Indianer ist schon angelegt. Du kannst auf der Rutschbahn hin- und herfahren. Ich habe nie vergessen, was ich als Kind empfunden habe. Die Sehnsüchte, die Welt kennenzulernen. Eine Spur von James Cook, Vasco da Gama, Humboldt ...

 

Musik und Malerei, wo sind die Parallelen, wo die gleichen Wurzeln?
Lindenberg: Es gibt eine starke Korrespondenz zwischen meinen Songs und den Bildern. Viele Motive aus meinen Texten tauchen in meiner Malerei wieder auf. Bilder sind oft abstrakter und lassen noch mehr Raum für die Phantasie des Betrachters. Bilder sind auch spielerischer. Jeder kann sich einbringen. Malerei ist das Gleiche wie Musik, nur ein anderes Ausdrucksmittel. Wie auch das Theater, die Disziplinen gehen alle Hand in Hand ...


Als Musiker bricht Udo seit Jahren alle Rekorde. Eine Karriere der Superlative. Die beiden Alben „Stark wie Zwei“ und „MTV Unplugged – Live aus dem Hotel Atlantic“ gingen ungebremst von Null auf Platz 1 der Charts, mehr als eine halbe Million Menschen kamen zu den Hallen- und Stadienkonzerten der vergangenen drei Jahre, das letzte Album liegt inzwischen weit über der Millionengrenze. Rekorde, Rekorde, Rekorde. 2016 – das Jahr seines runden Geburtstags – soll für Udo ein ganz besonderes werden: Mit einem neuen Album (das erste Studioalbum seit 2008), mit einer Tour so gigantisch, wie er sie noch nie zuvor gemacht hat.

 

Udo ist Maler, Schriftsteller, Filmemacher, Komponist, Sänger und Erfinder des „Deutschrock“ in einer Person. Ein interdisziplinärer Künstler, wie es in Deutschland keinen zweiten gibt. Seine Auszeichnungen: Gold und Mehrfach- Platin sind nur die logischen Konsequenzen seines Erfolgs. Daneben kann er eine Reihe beinahe nicht enden wollender Ehrungen sammeln: Vom „Bundesverdienstkreuz am Bande“ (1989) über den „Jacob-Grimm-Preis für deutsche Sprache“ bis hin zum „Echo“, der höchsten Auszeichnung bundesdeutscher Musikschaffender mit dem er für sein Lebenswerk geadelt wurde. Udo ist durch und durch politisch engagiert, ein Pazifist und aktiv im Kampf gegen Rechtsradikalismus. Ebenso wie für die Verständigung zwischen Ost und West setzt Lindenberg sein künstlerisches Lebenswerk stets auch für seine Überzeugung ein. Radikal in Dokumentarfilmen, humanitär im Engagement für Live Aid oder weitsichtig in seiner kulturpolitischen Udo-Lindenberg-Stiftung, die junge Dichter und Schriftsteller fördert und Wasser- und Bildungsprojekte in Afrika unterstützt.

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Eine seiner Verehrerinnen, die große Marlene Dietrich, übereignete ihm auf Tonkassette von ihr gesprochene Lindenberg-Texte. Die letzten Sprachaufnahmen, die es von Marlene Dietrich gibt. Vielleicht am deutlichsten – jedenfalls authentisch wie nirgendwo sonst – ist Udo Lindenberg, wenn er auf der Bühne steht und ganz ohne Panik losrockt. Und damit es hinterm Horizont auch weitergeht mit der guten Musik, hat Udo Lindenberg den „Panikpreis für Nachwuchsmusiker“ ausgeschrieben, der in diesem Jahr vom Altmeister höchstpersönlich am 30. Juli beim Hermann-Hesse-Festival in Calw verliehen wird.

Horst Koppelstätter

Die Tour Udo Lindenberg Live 2016
20.05.2016 Gelsenkirchen
24.05.2016 München
28.05.2016 Stuttgart
04.06.2016 Köln
11.06.2016 Hamburg
14.06.2016 Hannover
18.06.2016 Nürnberg
21.06.2016 Frankfurt
25.06.2016 Leipzig