Frieder Burda

Bilder einer Leidenschaft

Der Baden-Badener Kunstsammler wird am 29. April 2016 80 Jahre alt. „ich bin mit der Farbe groß geworden, mein Vater sammelte die deutschen Expressionisten“, erinnert er sich. Das erste Bild, das Burda 1968 kaufte, war eine geschlitzte Leinwand von Lucio Fontana, auch als Rebellion gegen das Elternhaus: „ich wollte zeigen, wie modern ich bin.“

Ausgehend von den farbstarken Bildern des deutschen Expressionismus baute Burda eine der bedeutendsten europäischen Privatsammlungen mit Kunstwerken des 20. Jahrhunderts auf. Im Oktober 2004 wurde das vom New Yorker Architekten Richard Meier geplante Museum Frieder Burda an der Baden-Badener Lichtentaler Allee eröffnet. Schwerpunkte bilden der abstrakte Amerikanische Expressionismus, der späte Picasso und die deutsche Malerei von Gerhard Richter, Sigmar Polke und Georg Baselitz. seit den 1990er Jahren ist ein weiteres Sammlungsfeld hinzugekommen: junge zeitgenössische Künstler und Fotografien.

Frieder Burda

Was wünschen Sie sich für Ihr Museum für die nächsten Jahrzehnte?
Frieder Burda: Ich wünsche mir, dass wir weiter in der Lage sind, gute Ausstellungen zu bieten, ich möchte den Besuchern Freude machen und freue mich, wenn viele Menschen ins Museum kommen. Und vor allem, dass wir hier in Frieden leben können. Schauen Sie doch, wie groß die Unsicherheit an vielen Orten der Welt ist.

Wie haben sich die Schwerpunkte Ihrer Sammlung entwickelt?

Burda: Meine Sammlung hat ihre Wurzeln im Expressionismus und umfasst heute rund 1.000 Gemälde, Skulpturen und Arbeiten auf Papier. Die Faszination der Farbe und der Malerei stehen für mich im Mittelpunkt. Es ist eine sehr persönliche Sammlung, die wichtige Positionen der Malerei im 20. und 21. Jahrhundert zusammenführt. Ich konzentriere mich auf eine überschaubare Anzahl von Künstlern, von denen umfangreiche Werkkomplexe in derSammlung sind. Dazu gehören Gerhard Richter, Sigmar Polke, Georg Baselitz, Pablo Picasso und aktuell verstärkt junge Künstler wie beispielsweise Neo Rauch.
Seit wann war es Ihnen klar, dass Sie eine Sammlung aufbauen und diese der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen möchten?

Burda: Das war mir lange überhaupt nicht klar. Erst als die Sammlung zu umfangreich wurde, etwa vor 15 Jahren, dachte ich, ich sollte ein Museum bauen und damit etwas von meinem Glück an die Öffentlichkeit zurückgeben.

Museum Frieder Burda

Wie weit hat dieses Vorhaben Einfluss auf Ihre weitere Sammeltätigkeit gehabt?

Burda: Der reine Plan, ein Museum zu bauen, hat mich sehr wenig beeinflusst. Doch als das Museum dann eröffnet wurde, habe ich bemerkt, dass ich nicht mehr so frei war in meinen Entscheidungen. Ich denke heute: Was sagen die Besucher? Was sagt die Presse? Kann ich einbestimmtes Bild überhaupt im Museum ausstellen? Früher habe ich einfach gekauft, was mir gefallen hat. Das ist heute nicht mehr uneingeschränkt so.
Welche Eigenschaften haben Ihnen geholfen, als Sammler Erfolg zu haben?

Burda: Leidenschaft und Ausdauer. Ich habe vor Jahren ein Fernsehinterview mit Steffi Graf gesehen. Das war am Strand in Kalifornien, es war ein herrlicher Tag und der Reporter fragte sie: Ist das nicht ein wunderbarer Ort ... und das Meeresrauschen ... könnten Sie sich vorstellen, hier ein Haus zu bauen? Nein, sagte Steffi Graf ohne zu zögern, kein Haus, da muss ein Tennisplatz hin! Das ist Leidenschaft.

Sie haben einmal gesagt, Sie seien weniger ein Analytiker, eher ein emotionaler Sammler? Wie sollen wir das verstehen?
Burda: Ich kaufe letztlich dann doch alles aus dem Bauch heraus. Ein Kunstwerk muss mich ansprechen, muss etwas in mir auslösen. Nicht selten habe ich Herzklopfen, wenn ich vor einem Bild stehe.
Schauen Sie beim Sammeln nur nach vorne? Oder versuchen Sie, in der Sammlung gewisse Lücken zu füllen?

Burda: Ich schaue beim Sammeln ausschließlich nach vorne. Es macht keinen Sinn, jetzt noch einen weiteren Gerhard Richter oder einen Picasso für viele Millionen Euro zu kaufen. Da setzte ich lieber auf junge Künstler.
Was muss ein Künstler haben, damit er für Sie interessant ist?
Burda: Das ist schwer zu erklären. Die Bilder müssen mich ganz persönlich ansprechen. Es ist in all den Jahren so, seit ich sammle bis zum heutigen Tag. Das ist wirklich sehr subjektiv aus dem Bauch heraus. Heute ist es sehr schwierig geworden, aus den vielen jungen Künstlern gute herauszufinden.
Kann man mit Sammeln aufhören? Oder ist das eine Leidenschaft für das ganze Leben?
Burda: Es ist eine Leidenschaft für das ganze Leben. Aufhören kann man nie. Die Leidenschaft nimmt aber im Laufe des Lebens doch ein wenig ab. Das hängt auch mit dem Alter zusammen. In manchen Punkten ist es wie in der Liebe. Sie nimmt nicht ab, aber sie wird ruhiger. Leidenschaft bleibt.

YouTube

Haben Sie von Anfang an daran geglaubt, dass Sie in Baden-Baden einen solchen Erfolg haben werden?
Burda: Meine Erwartungen wurden weit übertroffen. Seit der Eröffnung im Oktober 2004 haben fast zwei Millionen Kunstinteressierte mein Museum besucht. Damit hätte ich nie und nimmer gerechnet. Das sind mehr als in der Staatsgalerie in Stuttgart, im vergleichsweise kleinen Baden-Baden mit gerade mal 50.000 Einwohnern. Die Resonanz sowohl der Besucher als auch seitens der Medien ist überaus positiv. Ich freue mich besonders, dass neben den großen Ausstellungen berühmter Künstler auch immer wieder die Sammlungsausstellungen sehr gut besucht sind. Die Menschen sind offen für junge Kunst, sind neugierig und das gefällt mir. Hier im Museum Frieder Burda haben Kunstliebhaber die Möglichkeit, sich in Ruhe auf neue Arbeiten einzulassen. Auch kommen viele Schulklassen und Jugendliche ins Haus, deren Entdecker- geist und Neugierde angeregt werden.

Frieder Burda mit Gerhard Richter (v. l. n. r)

Wie kann das Museum langfristig  finanziert werden? Sie haben einmal gesagt, Ihr Museum soll „kein Museum auf Zeit“ sein.


Burda: Ich habe alles getan, dass über meine Stiftung das Museum langfristig gesichert ist. Die Stiftung Frieder Burda ist mein Erbe. Ich möchte nicht, dass mein Museum der öffentlichen Hand zur Last fällt.
Welche persönlichen Wünsche haben Sie?

Burda: Ja vor allem, dass mir der liebe Gott die Möglichkeit gibt, mein Museum noch lange zu betreiben. Also Gesundheit wünsche ich mir. Früher habe ich das mit der Gesundheit immer als Floskel gesagt, heute weiß ich, dass ist das Wichtigste überhaupt!
Sie sind weltweit auf Reisen unterwegs, aber immer wieder begeistert nach Baden-Baden zurückgekehrt.

Was ist der Reiz Baden-Badens?

Burda: Baden-Baden ist Heimat für mich. Wenn ich von einer Reise zurückkomme, bin ich hier automatisch geborgen in Baden-Baden. Ich fühle mich hier wohl, Baden-Baden ist eine herrliche Stadt. Baden-Baden ist friedvoll. Diese Stadt strahlt pure Freude aus. In nahezu jeder anderen Stadt sieht das ganz anders aus, da besteht für mich kein Zweifel. Wir sind hier schon verwöhnt.

Exhibitions:

Gerhard Richter. Birkenau
6. Februar - 29. Mai 2016
Die Ausstellung im Museum Frieder Burda zeigt abstrakte Werke von Gerhard Richter. Im Zentrum steht ein Hauptwerk des Malers, das vierteilige ungegenständliche, zutiefst ergreifende Werk mit dem Titel „Birkenau“ (WZ 937 1-4), das 2014 entstand.

„Den Wald vor lauter Bäumen ...“
6. Februar - 29. Mai 2016
In der Sammlung Frieder Burda befinden sich viele Werke, die als Motiv einen Baum zeigen oder sich mit dem Thema „Wald“ befassen. Durch die Lage in der Lichtentaler Allee und durch seine ikonische Architektur, die immer auch die umgebende Natur in die Ausstellungen miteinbezieht, ist das Museum Frieder Burda geradezu prädestiniert dafür, Werke zu diesem Thema zu zeigen.

Katharina Grosse
11. Juni - 9. Oktober 2016
Die monografische Ausstellung zeigt Werke von Katharina Grosse (*1961 in Freiburg), die zu den führenden deutschen Künstlerinnen der Gegenwart zählt. Ihre farbenkräftige und farbenfrohe Malerei nimmt den Ausgangspunkt bei der Spraykunst des Graffiti, mit der sie ganze Räume gestaltet, konzentriert sich aber auch auf Tafelbilder.