Frank Marrenbach

Morgens mit dem Mountainbike durch den Schwarzwald, abends im Konzert von Anne Sophie Mutter

Gespräch mit Frank Marrenbach, dem „Hotelier des Jahres 2016“. Der Chef des Brenners Parkhotel und der Hotelgruppe „Oetker Collection“ spricht über Luxus und Bescheidenheit, den Zauber Baden-Badens und über weitere Luxushotels der Oetker-Familie in aller Welt

Sie sind Chef der „Oetker Collection“, einer weltweiten Gruppe von Spitzenhotels. Wie wird sich die Oetker Collection weiter entwickeln?

Frank Marrenbach: Der Name Collection bringt eigentlich die Philosophie am besten zum Ausdruck. Die Familie Oetker hat schon vor Jahrzehnten damit begonnen, an den schönsten Plätzen der Welt Hotels zu „sammeln“. Wir sind ganz bewusst keine Gruppe mit 100 Hotels oder mehr. Für uns ist eine Größe von vielleicht 15 Hotels vorstellbar. Diese Zahl kommt aus der Erkenntnis, an welchen Plätzen wir gerne sein wollen. Heute haben wir neun Hotels und zusätzlich zwei in der Entwicklung: Für 2017 eine Stadtoase in Sao Paulo, dem Wirtschaftszentrum Nummer 1 in Südamerika mit 23 Millionen Einwohnern, und dann 2018 in New York. Es ist eine der großartigsten Städte dieser Welt. Übrigens: 30 Prozent der Gäste der Oetker Collection kommen aus den USA. Wir werden das ehemalige Headquarter von Sony in der Madison Avenue im Herzen der Upper East Side zu einem Hotel umbauen.

Was fehlt dann noch?

Marrenbach: Ja, Los Angeles wäre noch interessant, Rom und Singapur, Hongkong und Tokio, aber das ist noch Zukunftsmusik.

Nun sind wir ja in der weiten Welt angelangt. Was können Sie denn aus Ihrer Erfahrung im Brenners Parkhotel in Baden-Baden für diese Hotels in allen Teilen der Erde lernen?

Marrenbach: Im Kern geht es um die Individualisierung von Service, also die Fähigkeit, Gäste und ihre Wünsche besonders gut zu verstehen. Das gilt für Baden-Baden wie auch für alle anderen Hotels. Wir sind ein Famili- enunternehmen, die Familie Oetker prägt unsere Häuser und das gesamte Unternehmen mit ihren Werten. Dies ist ein Geist, den man in Baden-Baden besonders gut fühlt und der auf alle Standorte ausstrahlt.

Was sind die Kriterien bei der Auswahl von Hotelstandorten?

Marrenbach: Es ist nicht nur wichtig, welche Stadt wir aussuchen, sondern wo genau dort in der Stadt. In London sind wir am Hyde Park Corner. Das ist nicht irgendein Platz. Also der Microstandort ist für uns sehr wichtig. In einer Stadt wie London an einer falschen Stelle zu sein, wäre ein großer Nachteil. Aber es sind letztlich die Werte des Familienunternehmens Oetker, die maßgeblich sind: Dazu gehören beispielsweise auch Bescheidenheit in einem Luxussegment. Luxus ist schön, aber auch verführerisch. Bescheidenheit und Luxus – das ist auf den ersten Blick nicht so eingängig, aber das gehört bei uns als Geisteshaltung dazu.

„Wir sind ein Familienunternehmen, die Familie Oetker prägt unsere Häuser und das gesamte Unternehmen mit Ihren Werten.“

Das Brenners Parkhotel zählt auch international zu den bedeutendsten Hotels und hat kürzlich einen der modernsten und luxuriösesten Spa-Bereiche gebaut. Was zeichnet das legendäre Brenners Parkhotel aus?

Marrenbach: Das Brenners Parkhotel ist ein urbanes Resort. Das gibt es weltweit sehr selten. Es ist mitten in der Stadt und dennoch auch mitten im Grünen, in der Natur. Solch ein Hotel gibt es kaum irgendwo. Entweder man ist in der Stadt oder auf dem Land, aber diese Verbindung ist wirklich ein Alleinstellungsmerkmal. Wir vereinen das Beste von beidem: Urbanität auf dem Lande. Wir haben langjährige Ansprechpartner für unsere Gäste, also eine sehr geringe Fluktuation bei den Mitarbeitern und bieten den Gästen eine Zweisterne-Küche mit Küchenchef Paul Stradner.

Auch die sehr geschmackvolle Gestaltung seit Jahrzehnten durch Gräfin Douglas, prägt unser Haus. Kontinuität heißt aber nicht Stillstand, sondern intelligente Weiterentwicklung und das immer aus einer Hand.Wir sind modern, aber nicht modisch, also frisch für die heutige Zeit. Auch das junge Grandhotel ist immer noch grand. Diese Faktoren schaffen im Brenners Parkhotel eine Magie, die den Gästen gut tut!

Sie sind ja sehr viel international unterwegs, worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie wieder nach Baden-Baden zurückkehren?

Marrenbach: Ich liebe besonders die Menschen, die hier leben. Ich schätze die badische Mentalität: weltoffen, ihre Affinität zur Qualität, eine frankophil geprägte Lebensart, Genießen. Ich mag auch das Kleinstädtische und Kosmopolitische an Baden-Baden. Das ist eine Kombination, die es selten gibt. Kleinstädtisch und großstädtisch zugleich. Die Verbindung zum Schwarzwald ist toll, das Festspielhaus mit Künstlern von Weltruf, das Museum Frieder Burda, eine moderne Kulturstätte von Weltgeltung. Was für ein schöner Platz: Am Abend in einem großartigen Konzert mit Anne Sophie Mutter und am nächsten Morgen mit dem Mountainbike im Schwarzwald. In Baden-Baden bin ich integriert, das ist mein Zuhause.

Was bedeutet Luxus für Sie persönlich?

Marrenbach: Zeit zu haben. Und mit Menschen umgeben zu sein, die mir etwas bedeuten.

Warum lieben eigentlich Ihre Gäste aus der ganzen Welt das Brenners in Baden-Baden? Sie bekommen ja ein Feedback aus aller Herren Länder ...

Marrenbach: Die erstklassige Kultur vom Festspielhaus bis zum Museum Frieder Burda habe ich schon angesprochen. Und es ist alles fußläufig hier. Es gibt auch einen sehr gut sortierten Einzelhandel. Es sind aber auch Faktoren wie Sicherheit, Landschaft, Natur und gute Luft, die die Gäste nennen. Punkte, die für uns mitunter selbstverständlich sind. Viele Gäste sagen aus tiefsten Herzen: Oh, es ist so unglaublich grün hier ... und das stimmt ja auch. Otto Flake hat die Lichtentaler Allee den „grünen Salon“ genannt. Baden-Baden ist zu jeder Jahreszeit fantastisch.

Frank Marrenbach
(Jahrgang 1966), wurde im Rheinland geboren. Seine beruflichen Stationen sind das Steigenberger Parkhotel in Düsseldorf, The Berkeley in London, das Hôtel de Crillon in Paris, der Steigenberger Frankfurter Hof und das Gästehaus Petersberg in Königswinter, wo er 1994 die Position des Stellvertretenden Direktors einnahm. 1997 kam er ins Brenners Park-Hotel & Spa. 2003 wurde Frank Marrenbach vom Gault Millau zum „Hotelier des Jahres“ gekürt, eine Auszeichnung, die er 2016 erneut erhielt. 2010 wurde er zum Vice Chairman von The Leading Hotels of the World berufen. Er ist Chef von Brenners Parkhotel und Sprecher der Oetker Collection sowie CEO der in Baden-Baden ansässigen Oetker Hotel Management Company.

Das Gespräch führte Horst Koppelstätter