"Baden-Baden ist für mich der Garten Eden"

Gespräch mit Pit Fiolka

Gespräch mit dem früheren Szenegastronom Pit Fiolka über seine wilden Nachtclubs, die Begegnung mit Ex-Kaiserin Soraya und anderen Prominenten in Baden-Baden und seine fast 50 Jahre währende Freundschaft mit Udo Jürgens

Wenn sich die beiden Baden-Badener Gastronomen Peter Schreck und Pit Fiolka treffen, dauert es keine zwei Minuten, bis sie in alten Erinnerungen schwelgen. „Für mich war Pit immer schon so etwas wie ein Vorbild, er war der Szenegastronom schlechthin, weit über Baden-Baden hinaus“, schwärmt Peter Schreck und Pit Fiolka (heute 77 Jahre alt), der mit seinem „Pits Club“, dem „Whisky a Gogo“ und auch dem „Gagarin“ das Baden-Badener Nachtleben jahrzehntelang geprägt hat, ist heute begeistert vom Rizzi: „Das ist einer der schönsten Plätze der Welt und ich habe schon viel gesehen“, schmunzelt er.

 Peter Schreck und Pit Fiolka.

Wo einst im Gagarin Udo Jürgens, die persische Ex-Kaiserin Soraya, Rex Gildo, Roy Black, der weltberühmte südafrikanische Herzchirurg Professor Barnard oder John Travolta ein- und ausgingen, hat sich nun seit acht Jahren das trendige Restaurant Rizzi etabliert. Wieder lieben die Gäste diesen Platz – und unter ihnen unzählige Promis. So ist Peter Schreck ein klein bisschen wie ein „Nachfolger“ von Pit Fiolka geworden. Beide Gastronomen schätzen sich seit ewigen Zeiten und tauschen sich regelmäßig aus. „Das war für mich wirklich eine Sternstunde, als klar war, dass Peter Schreck das Gagarin übernimmt und daraus ein Szenelokal macht“, freut sich Pit Fiolka.
Und dann kommen wieder die alten Zeiten ins Blickfeld: „Ja, Soraya, das war schon eine tolle Frau“, sagt Pit und erzählt hellwach, wie er mit der Ex-Kaiserin auf der Rennbahn in Iffezheim war und wie er Schauspieler Harald Juhnke mit Soraya im Kurhaus bei einem großen Ball bekannt machte.

„Die verstanden sich ganz prächtig und die Fotografen waren aus dem Häuschen.“ Baden-Badener Geschichten pur. Aber es waren nicht nur die feucht-fröhlich durchtanzten Nächte, sondern vor allem die vielen menschlichen Be-gegnungen. Soraya, die immer an die offiziellen Abläufe gebunden war, fragte Pit Fiolka eines Abends, ob sie mal einen anderen Blick auf Baden-Baden bekommen könne. „Dann sind wir hochgefahren zur Eckbergkapelle und wir waren beide total berührt. Das sind Augenblicke, die ich nie vergesse.“ Dann, nach einer kurzen Gedankenpause und einem genüsslichen Schluck vom Rosé-Champagner auf der sonnigen Rizzi-Terrasse: „Baden-Baden habe ich vieles, nein genau gesagt, alles zu verdanken.“ Als der junge Pit Fiolka 1953 zum ersten Mal hier zu Besuch war, empfand er die wunderschöne Kurstadt als den Garten Eden. „Hier muss ich bleiben ...“, und so kam es dann auch.

 Ebenfalls Fiolka-Freunde: der Herzog und die Herzogin von Sevilla.

Wenn er heute in den Fotoalben blättert, sprudelt eine Geschichte nach der anderen aus ihm heraus. Etwa die Story mit seinem Freund Johnny Hallyday, der in Offenburg stationiert war und für Pit in seinem Club ein Überraschungskonzert gab. Bei der legendären Verleihung „Sportler des Jahres“ gab es sogar manchmal Ärger, weil sich die prominenten Sportler nicht selten schon mal frühzeitig ins „Whisky a Gogo“, in den „Pits Club“ oder später ins „Gagarin“ absetzen, weil dort der Bär tanzte und die Nacht durchgefeiert wurde. Eine der intensivsten Freundschaften pflegte Pit mit Udo Jürgens. „Als Udo zum ersten Mal in meinen Club kam, wusste kein Mensch, wer Udo Jürgens ist. Ich auch nicht. Er fragte mich höflich, ob ich vielleicht seine Platte spielen würde. „Jenny“ hieß der Titel. Ich legte auf und wir fanden das Lied alle toll. So hat es angefangen. Udo kam bei jedem Baden-Baden-Besuch bei mir vorbei. 

Wir hatten viele auch sehr persönliche Gespräche, wir haben oft telefoniert und ich habe seine Konzerte besucht. Wir sind auch zusammen älter geworden. Wenige Wochen vor Udo Jürgens Tod im Dezember 2014 traf er vor seinem Konzert im Festspielhaus nochmal Pit Fiolka. Keiner ahnte, dass es die letzte Begegnung sein sollte. Sie kannten sich fast 50 Jahre. Udo schrieb in Pit Fiolkas Gästebuch: Merci, merci ...
Und Baden-Baden heute? „Ich liebe Baden-Baden wie am ersten Tag“, antwortet er ohne eine Sekunde zu zögern. Pit Fiolka sieht man fast täglich durch die Stadt laufen, er strahlt immer noch eine große Lebensfreude aus und sorgt sich liebevoll um seine geliebte erkrankte Frau Milli, mit der er seit fast 50 Jahren zusammen ist. „Ohne meine Frau, meinen Bruder Norbert und meine Freunde wäre das alles gar nicht denkbar gewesen“, sagt Fiolka dankbar.

Horst Koppelstätter