Von Rolls-Royce bis zu Design-Badewannen

Die Firma K+S GmbH Modell- und Formenbau in Waghäusel

Freistehende Badewannen, Flugzeug- und Auto-Interieur und neuerdings auch beheizbare Pflanzgefäße – die Firma K+S GmbH Modell- und Formenbau in Waghäusel liefert Produktionswerkzeuge, Vorrichtungen und hochwertige Kunststoffteile in die ganze Welt.

Rund 100 Millionen Gummibärchen erblicken beim Süßwaren- Hersteller Haribo täglich das Licht der Welt. Bei der Herstellung wird Maisstärke in so genannte Puderkästen gefüllt, die Form der Gummibärchen wird anschließend darin „eingestempelt“. Die Puderkästen, auf denen bis zu 500 Geleebärchen Platz haben, bestehen bislang größtenteils noch aus Holz. Die Firma K+S GmbH aus Waghäusel stellt unter anderem Presswerkzeuge her, mit denen diese Puderkästen aus Kunststoff in großer Stückzahl angefertigt werden können.

„Durch das selbst entwickelte innovative Werkzeugkonzept macht die Produktion für die Lebensmittelindustrie mittlerweile rund 20 Prozent unseres Umsatzes aus“, so Firmenchef Rudolf Kuhn. Der Fokus des in Waghäusel ansässigen Unternehmens liegt allerdings ganz klar auf dem Automobilsektor. Dabei liefert K+S nicht direkt ans Band der Autoindustrie, sondern an deren Zulieferer. So kommt das Know-how von K+S beispielsweise bei Bauteilen für Elektrofahrzeuge von VW und BMW zum Einsatz. Weitere Geschäftszweige sind die Sanitär-, Luftfahrt- und Bauindustrie. Im Jahr 2017 erzielte der Werkzeugbauer einen Umsatz von rund 2,4 Millionen Euro.

 Firmenchef Rudolf Kuhn

Die ersten Modelle fertigte der kreative Firmenchef 1991 in einer kleinen Hinterhof-Werkstatt in Rastatt. Zwei Jahre später reichte der Platz nicht mehr aus. Denn der kanadische Automobilzulieferer Woodbridge orderte bei K+S Schäumwerkzeuge zur Herstellung von Polsterteilen für Opel. Das war der erste Großauftrag, der es dem jungen Unternehmen ermöglichte, am Standort St. Leon-Rot in einen Neubau zu investieren. Eine besondere Spezialität von K+S sind einbaufertige Prototypen zum Beispiel für Heckdeckel der Marken Bentley, Rolls-Royce und AMG. Da die Luxuskarossen aus ästheti- schen Gründen keine sichtbaren Antennen haben sollen, werden diese in den Heckdeckel integriert.

Für den führenden Sanitärhersteller Hansgrohe aus Schiltach produziert K+S edle freistehende Designer-Badewannen. „Zwei Jahre Entwicklung stecken in dem Projekt“, sagt Rudolf Kuhn, „als der Serienauftrag von Hansgrohe kam, war das für uns ein Volltreffer.“ Für die Produktion der großformatigen Bauteile reichte allerdings der Platz in St Leon-Rot nicht aus. Daher wurde im Jahr 2008 am Standort Waghäusel neu gebaut.

Rund 2,5 Millionen Euro stecken im hochmodernen Maschinenpark. „Die teuerste Fräsmaschine für nahezu eine Million Euro haben wir uns eigens für einen Auftrag für den A380 von Airbus angeschafft.“ K+S fertigte für den Flugzeughersteller Airbus Werkzeuge zur Herstellung von Innenverkleidungen, für die Lüftungstechnik und für Handgepäckverkleidungen.

Beheizbare Pflanzgefäße statt Orangerie

„Als Unternehmer darf man sich nie auf dem Erfolg ausruhen, sondern muss immer flexibel sein und über neue innovative Produkte nachdenken“, so Rudolf Kuhn. Neuestes Betätigungsfeld des ideenreichen Firmenchefs ist die Eigenmarke „Kiwwl“ (auf Hochdeutsch Kübel). So heißt ein beheizbarer Pflanzkübel aus Kunststoff, den Modellbauermeister Kuhn selbst entwickelt hat. Gebrauchsmusterschutz beim Pa- tentamt hat er bereits angemeldet und sich gleich noch für den renommierten Red-Dot-Award für formschönes Design beworben. Gedacht ist die neue Erfindung für den Einsatz in öffentlichen Bereichen, im Entree von Unternehmen, in Showrooms, auf Messen, in Hotellobbys oder auch im anspruchsvollen privaten Wohnumfeld, kurz überall dort, wo größere Pflanzen über Winter warmgehalten werden müssen. Das erspart das Transportieren und Unterstellen im Winter.

„Manche Leute müssen einen ganz schönen Aufwand betreiben mit dem Überwintern. Da werden sogar Autokrane eingesetzt, die die Pflanzkübel von Penthouse-Wohnungen abtransportieren“, sagt Kuhn. Mittels einer integrierten Widerstandsheizung und einem elektronischen Steuergerät werden die doppelwandigen Pflanzgefäße elektrisch auf drei bis acht Grad Celsius beheizt. So bleibt der Wurzelbereich frostfrei.

 Die Badewannen, die K+S für Hansgrohe herstellt, gehen in Luxushotels und noble Privathaushalte in aller Welt.

In der Region ist K+S einer von wenigen Spezialanbietern. „Firmen mit einer Maschinenausstattung, wie wir sie haben, sind in unserem Raum eher selten“, sagt der Firmeninhaber, bei dem heute 14 Mitarbeiter beschäftigt sind. Kuhn sind Kunden aus der Region ebenfalls willkommen. „Gerade die Entwicklung eines Produktes ist sehr beratungs- und abspracheintensiv, da sind kurze Wege von Vorteil“, sagt Kuhn.

Ist der Beruf des Modellbauers für junge Menschen attraktiv? „Absolut, das ist ein toller und anspruchsvoller Beruf mit guten Perspektiven“, so der Unternehmer, der immer auf der Suche nach geeigneten Auszubildenden ist. Aber er setzt hinzu: „Leider ist der Beruf nicht so bekannt. Jedoch tut sich gerade viel, auch von Seiten der Innung, den Beruf des technischen Modellbauers mehr in die Öffentlichkeit zu bringen.“ Und auch für Frauen sei der Beruf durchaus geeignet, verrät Kuhn. Technisches Grundverständnis und räumliches Vorstellungsvermögen seien allerdings von Vorteil.

www.ks-modell-formenbau.de

Ariane Lindemann