Kollaps am Nadelöhr

Staus in und um Karlsruhe sind fast schon Routine geworden.

Im Großraum Karlsruhe wird die Verkehrssituation immer angespannter / Viele Handwerksbetriebe betroffen

Nichts geht mehr zwischen Baden und der Pfalz, wenn es an der Rheinbrücke klemmt. Ein Unfall, Stau oder schlicht zur Feierabendzeit – Pendler wissen: Der Verkehr stockt. Was bei Autofahrern und auch den Nutzern von öffentlichen Verkehrsmitteln immer wieder zu tiefen Sorgenfalten führt, ist dabei nur die Spitze des sprichwörtlichen Eisbergs. Denn in der Region läuft es verkehrstechnisch einfach nicht rund. Die Autobahn 5 ist eine einzige große Baustelle und der Bau der Kombilösung für die Stadtbahn mitten im Zentrum von Karlsruhe sorgt seit Jahren für massive Behinderungen. So ist es für die Menschen in der Technologieregion oft schwer, zügig von A nach B zu kommen. Besonders für Betriebe, die auf eine reibungslose Mobilität angewiesen sind, sind die vielen Baustellen und langjährigen politischen Diskussionen um die Großprojekte ein Ärgernis. Denn eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur ist ein wesentlicher Bestandteil eines starken Wirtschaftsstandortes.

So ist an einen Baubeginn der zweiten Rheinbrücke noch nicht einmal zu denken – und das, obwohl die bestehende Rheinquerung bei Maximiliansau in einigen Monaten repariert werden muss. Mit einem Verkehrskollaps an dem Nadelöhr für Lkw- und Pkw-Fahrer wird gerechnet. Seit Jahren streiten sich indessen Gegner und Befürworter der Rheinbrücke um Kosten und Nutzen des geplanten Projekts. Umweltgutachten, Bürgerproteste, Appelle der Politiker an die Landesregierung: Es scheint nichts voranzugehen an der Brücke, die das Technologiezentrum Karlsruhe mit der Pfalz verbindet.

Ein Netzwerk, gegründet von den Firmen Daimler, Siemens, MiRO und Stora Enso, hat sich unter dem Namen „#Pro2“ zusammen geschlossen. Alleine in den vier Unternehmen sind nach eigenen Schätzungen etwa 20.000 Pendler tätig, dazu kommen Handwerker, Mittelständler und Selbstständige, die zwischen der Pfalz und Baden pendeln. Das Ziel der Initiative ist der Bau einer zweiten Rheinbrücke mit Anbindung an die B36 ohne weiteren Verzug. Bei einem Totalausfall der Brücke wird das große Chaos befürchtet, da Mitarbeiter nicht in die Firmen kommen und betriebliche Abläufe so nicht ein- gehalten werden können. Wie es tatsächlich kommt, wird wohl 2018 spürbar werden. Denn im Frühjahr müssen an der Rheinbrücke Sanierungsarbeiten durchgeführt werden, die mit Vollsperrungen einhergehen und sich über Monate hinziehen werden.

„Baden-Airpark“ braucht Autobahnanschluss

Ebenfalls seit Jahren in der Diskussion ist ein eigener Autobahnanschluss für den Baden-Airpark. Diesen hält Manfred Jung, Geschäftsführer der Baden-Airpark GmbH, für dringend notwendig, da er positive Auswirkungen auf die Fluggäste hätte, insbesondere für die, die aus dem Süden anreisen. „Weiterhin ist für den Zulieferverkehr im Gewerbepark der direkte Autobahnanschluss sehr wichtig“, führt Jung aus. Auf dem Gelände des Regionalflughafens sind viele Unternehmen angesiedelt, die Nachfrage von Logistikunternehmen und kleinen Handwerksbetrieben steigt. Unter anderem deshalb muss die äußere Erschließung verbessert werden, wie die am Baden-Airpark angesiedelten Unternehmen in einer Resolution betonen: „Dieser verkürzt die Fahrzeiten und entlastet die Bevölkerung in Hügelsheim, Rheinmünster und Schiftung“, heißt es in einem Schreiben. Infoveranstaltungen, Umwelt- und Verkehrsgutachten, Appelle an die Politiker auch hier: Bis es zur Realisierung des Autobahnanschlusses kommen kann, werden allerdings noch Jahre vergehen.

Janina Beuscher