Die Raumdeuter

„Geht nicht – gibt’s nicht“ ist das Motto der Ettlinger Firmer Kölper

Die Familie Kölper präsentiert auf einer großen Ausstellungsfläche die vielen Facetten ihrer Gestaltungsmöglichkeiten.

Roland und Sibylle Kölper und Sohn Nicholas.

Erkennen Sie die Täuschung?“, fragt Roland Kölper. Nein – auch nicht bei genauem Hinsehen. Kölper hält ein Bild in der Hand. Es zeigt einen Pool im Innenhof eines steil aufragenden Gebäudes. Der Blick fällt auf eine unter anderem mit Bogenelementen verzierte Fassade und durch zwei große Torbögen. Dahinter grünt eine weiträumige Parkanlage – und genau das ist die Täuschung. „Wenn Sie da durch wollen, laufen Sie gegen die Wand“, lacht Kölper. Die scheinbar weit geöffneten Tore sind eine spezielle Fotomontage, die der Besitzer des Gebäudes nach einem Entwurf der Ettlinger Firma Kölper hat ausführen lassen – sonst gäbe es nur eine fensterlose und auf Dauer sicher öde Fassade als Blickfang. Ein anderes Beispiel der weitgefächerten Arbeit seiner Firma beschreibt Kölper so: Jemand hat sich in seinem Wohnhaus eine weiße Granitmauer errichten lassen, er verfolgt aber noch eine Idee. Über das durch die gegenüberliegende Fensterfront einfallende Licht soll sich die vor der Wand abspielende Szenerie spiegeln – natürlich nicht wie in einem richtigen Spiegel, aber so, dass man etwas erkennen kann. „Das geht nicht, hat der Mann mehr als einmal zu hören bekommen“, sagt der Firmeninhaber mit dem Stolz eines Handwerkes, der genau weiß, was er kann. „Geht nicht – gibt’s nicht. Wir haben die umliegende Wand mit hochglanzpolierten Lackpaneelen in feiner Perlmutt-Optikt verkleidet, der Kunde kann sich jetzt tatsächlich in seinem Marmor sehen.“

Die Firma Kölper startete bereits 1938 als Malerbetrieb. Mit der Frage, welche Farbe an die Wand kommt, hat der Familienbetrieb mit seinen zehn Mitarbeitern heute zwar auch zu tun, aber das deckt allenfalls annäherungsweise ab, um was es geht: Kölper und seine Mitarbeiter sind vielmehr Raumdeuter und Raumgestalter in vielen unter- schiedlichen Facetten. Zunächst gilt es stets, den ganz individuellen Wunsch eines Kunden zu erfassen. „Manche haben genaue Vorstellungen. Sie haben zum Beispiel eine bestimmte, freistehende Badewanne gesehen und die wollen sie auch“, sagt Ehefrau Sibylle, die seit mehr als drei Jahrzehnten im Betrieb mitarbeitet. Aber in der Regel gehe es um ein gemeinsames Entwickeln – und dann Verwirklichen – von Wohnträumen.

„Wir haben beispielsweise mehr als 200 verschiedene Tapetenbücher“, erklärt Sibylle Kölper. „Aber man kann bei uns noch viel mehr kennenlernen.“ In ihrem Firmengebäude empfängt die Familie Kölper mit einer 350 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche und führt vor, was alles Böden, Wände und Decken verschönern kann: Neben den vielen Tapeten noch unterschiedlichste Farben, Designverkleidungen und regelrechte Wandkunst etwa mit flexiblem Sandstein. Dazu kommen unter anderem noch edle Swarovski-Kristalle und -Leuchten sowie Spanndecken, die sich mit allerlei Licht-, Klima- und Akkustikvariationen ausstatten lassen – und so Raumerlebnisse mit Aha-Effekten garantieren. „Jeder Raum hat seine eigene Identität, die es auszufüllen gilt“, sind sich die Eheleute einig.

Individuell geht immer

Die Kunden stammen meist aus der Region, aber mittlerweile auch aus ganz Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Die Aufträge reichen von einer Gästetoilette bis zur Innengestaltung von Hotels oder Banken. „Regelmäßig kommen auch andere Betriebe wie Pool- oder Treppenbauer auf uns zu, wenn sie ihren Auftraggebern eine übergreifende Leistung bieten wollen, die ihre eigene Arbeit abrundet“, betonen die Firmeninhaber. Aber die Firma Kölper muss man sich leisten können, oder? Der Anmerkung widerspricht Roland Kölper gelassen: „Wer nur eine Rolle Glasfasertapete will, bekommt sie bei uns auch“, sagt er und verweist auf einen Kunden, der sich mit den Kosten für seinen Neubau verrechnet hatte: „Für den Innenausbau blieb ihm fast kein Geld mehr. Wir haben dann alles einfach weiß gestrichen, aber das Treppenhaus in heiterem Sonnengelb hervorgehoben.“ Eine individuelle Note müsse nicht teuer sein – aber sie könne immer sein. 1975 übernahm Kölper den Betrieb von seinem Vater, 65 Jahre ist er mittlerweile alt. Sohn Nicholas wird in absehbarer Zeit die Firmenleitung antreten, die Zukunft der Ettlinger Raumdeuter und -gestalter ist also gesichert.

Christoph Ertz