Lebendige Menschenbilder

Kunstprojekt der Anne-Frank-Gemeinschaftsschule Karlsruhe mit der Handwerkskammer

von Ute Bauermeister

„Was, Frau Fritz, das soll Kunst sein?“ Als die engagierte Kunstlehrerin vor sechs Jahren ihre Stelle an der Anne-Frank-Gemeinschaftsschule in Karlsruhe antrat, bekam sie von vielen Schülern skeptische Fragen gestellt. Doch Angela Fritz hat sich nicht irritieren lassen. Den Werkraum hat sie in eine inspirierende Werkstatt verwandelt, in der auch mal gekleckert und gekleckst werden darf. Das Waschbecken zeigt Spuren von Farben, an den Wänden hängen die von Schülern geschaffenen Kunstwerke und in Regalen finden sich jede Menge unterschiedliche Materialien. Vergangenes Jahr hat sie mit Schülern von der 5. bis zur 10. Klasse das Projekt „Menschenbilder“ erarbeitet und die Ergebnisse in der Handwerkskammer Karlsruhe ausgestellt.

 Handwerkskammer-Präsident Joachim Wohlfeil eröffnete die Ausstellung.

"Wir holen die Jugend zu uns"

Joachim Wohlfeil, Präsident der Handwerkskammer, erklärt: „Wir engagieren uns in besonderem Maße auf dem Feld der Berufsorientierung, gehen in die Schulen und stellen Handwerksberufe vor oder bieten Werkstattcamps zur Berufsorientierung – wir holen die Jugend zu uns. Dazu gehört auch das gemeinsame Projekt mit der Anne-Frank-Gemeinschaftsschule, in dem sich die Schülerinnen und Schüler kreativ kunsthandwerklich mit einem gestaltenden Thema befassen konnten. Das ist Auseinandersetzung und Erfahrung mit Handwerk pur.“

Im Arbeitsprozess mit den Schülern entstehen neue Ideen

Vier bis fünf Monate hat die 32-jährige Lehrerin intensiv mit verschiedenen Techniken in den Klassen gearbeitet. Eine Klasse hat beispielsweise lang gezogene menschliche Figuren geformt in Anlehnung an den berühmten Schweizer Bildhauer Alberto Giacometti. Während dieser mit Bronze arbeitete, haben die Schüler Aluminiumfolie verwendet. „Wir haben viel experimentiert, mit Gips, Ton und anderen Materialen. Irgendwann kam ich dann darauf, dass sich Alu ganz leicht und gut formen und biegen lässt. Nachdem die Schüler ihre Menschenfiguren gestaltet hatten, haben wir diese Alufiguren mit einem neuartigen Textilverhärter in dunkelbrauner Farbe überzogen und mit mit Bronzepuder betupft, so sehen sie ganz echt aus“, verrät Fritz.

Andere Klassen haben mit Fotografie gearbeitet. Die Schüler haben sich komplett schwarz angezogen, Leuchtfäden auf ihre Körper geklebt und das fotografiert. Einer hatte die Idee, mit der Belichtungszeit zu spielen, damit Bewegung ins Foto kommt. „Die Fotografin Kerstin Köppel kam zu uns und hat das umgesetzt“, berichtet Fritz. In dem Arbeitsprozess mit den Schülern entstehen neue Ideen und die junge Lehrerin lässt ihren Schützlingen die Freiheit, eigene kreative Vorschläge umzusetzen.

 Die Schüler konnten verschiedene Techniken ausprobieren.

"Im rohen Stein schlummert bereits das Kunstwerk"

Mit einer Klasse hat sie die Performance zur Ausstellungs-eröffnung eingeübt. Ausschlaggebend war dabei der Satz von Michelangelo, dass im rohen Stein bereits das Kunstwerk schlummere, das der Meister nur erwecken brauche. Die Sechstklässer haben sich als Steine und Felsen verkleidet und sich tanzend langsam aus ihren grau-weißen Anzügen befreit. Danach kamen die anderen Schüler mit ihren Arbeiten herein und haben diese im Raum positioniert. Die Gruppe mit den Giacometti Figuren wollte beispielsweise nicht, dass die Skulpturen einzeln da stehen, vielmehr sollten ihre Figuren miteinander agieren, zum Beispiel ringen oder tanzen.

„Wenn man sieht, mit welcher Begeisterung und mit welch tollen Ergebnissen die jungen Kreativen dieses Projekt angegangen sind, stimmt mich dies sehr zuversichtlich für unseren Wirtschaftszweig Handwerk und unsere Gesellschaft"
   

(Joachim Wohlfeil)

   

Etwa 80 Arbeiten, darunter auch Porträtzeichnungen, Gemälde, Fotos und Skulpturen, waren zu sehen. „Die Schüler haben sich riesig über die große Resonanz gefreut. Es kamen neben Eltern und Verwandten auch viele, viele Besucher in das Foyer der Handwerkskammer am Friedrichsplatz. Die jungen Künstler waren wirklich sehr stolz“, meint die Lehrerin. Auch Joachim Wohlfeil äußert sich positiv: „Wenn man sieht, mit welcher Begeisterung und mit welch tollen Ergebnissen die jungen Kreativen dieses Projekt angegangen sind, stimmt mich dies sehr zuversichtlich für unseren Wirtschaftszweig Handwerk und unsere Gesellschaft. Die Ausstellung im Forum der Handwerkskammer Karlsruhe war ein voller Erfolg für alle Beteiligten und ruft nach einer baldigen Wiederholung.“