Elegant und besonders

Mode von Kerstin Brandt

von Ute Bauermeister

In ihrem Atelier im Schlachthofareal näht sie auch Roben für Karlsruher Richter

Schon als Zwölfjährige kaufte sich Kerstin Brandt eine Nähmaschine. „Ich habe damals für meine Schulfreunde Kleider genäht und hatte das Glück, dass in unserer Nachbarschaft eine Schneidermeisterin wohnte, die mir sehr viel gezeigt hat“, erinnert sich die 1972 in Eberswalde geborene Schneiderin, die ihre Meisterprüfung 1997 in Ulm abgelegt hat und ihre Berufung zum Beruf macht. „Nach meiner Schneiderausbildung in Baden-Baden habe ich erstmal gekellnert und dann in Rastatt in einer Schneiderei begonnen, die wenig später geschlossen werden sollte. Also habe ich sie kurzerhand übernommen“, erinnert sich die Unternehmerin. Den Laden in Rastatt hat sie nach 20 Jahren Betrieb vergangenes Jahr geschlossen. „Ich kann nicht an zwei Stellen gleichzeitig sein und es war schwer, gutes Personal zu finden“, erläutert Brandt, die in Karlsruhe weiterhin ihr Atelier betreibt.

 außergewöhnliche Kaffeekleider

„Ich nehme mir viel Zeit, um genau herauszufinden, was die Kundin möchte"

Sie trägt einen grün funkelnden Blazer aus samtiger Seide, selbst gemacht, wie alle ihre Kleidung, das sitzt und hat Stil. Ein schönes Kleidungsstück ist typgerecht, langlebig und kommt nicht aus der Mode. Kerstin Brandt setzt auf Qualität, gute Stoffe und vor allem auf persönliche Beratung. „Wenn ein Kunde kommt, habe ich meist eine Idee oder ein inneres Bild vor Augen, wie ich ihn optimal kleiden kann“, erzählt die sympathische Frau. Zu ihrem täglichen Geschäft gehören Unternehmenskleidung, Business- Outfits, Kleider, Röcke, Anzüge und Hochzeitsmode. „Ich nehme mir viel Zeit, um genau herauszufinden, was die Kundin möchte.

Durch meine Erfahrung und die vielen Weiterbildungen kann ich die Menschen sehr gut einschätzen und passende Vorschläge machen“, meint Brandt. Nach der Beratung nennt der Kunde sein Budget und die Schneiderin fertigt eine kostenpflichtige Designer-Mappe an mit konkreten Vorschlägen, die bei Auftrag verrechnet wird.

Neuanfang im Karlsruher Schlachthofgelände

Wenn die Chemie nicht stimmt, schickt sie die Kunden zu einem anderen Schneider. Denn ohne Vertrauen werden am Ende beide Parteien unzufrieden sein. 15 Jahre hatte sie ihr Atelier in der Stadtmitte von Karlsruhe, dann wurde ihr abrupt gekündigt. „Mein Mann und meine Tochter sind mit mir tagelang durch Karlsruhe gefahren, bevor wir endlich hier im ehemaligen Schlachthof fündig wurden“, erzählt sie. Seit August 2014 residiert sie gemeinsam mit ihren beiden Mitarbeiterinnen in dem schönen Sandsteingebäude und genießt die inspirierende Atmosphäre rund um das renovierte Schlachthofareal. Ein Ladenlokal wollte sie bewusst nicht mehr betreiben. Ihre Kunden kommen auf Empfehlung und sie kommen wieder, weil sie von der Qualität überzeugt sind.

Roben für Richter

Seit 15 Jahren näht Kerstin Brandt auch Roben für Richter und Anwälte. Sie erhält Aufträge vom Bundesverfassungsgericht und vom Bundesgerichtshof. Fast 40 Stunden Handarbeit stecken in solch aufwändigen Roben. Fünf Meter Grundmaterial, in der Regel ein Mischgewebe, werden verarbeitet, plus Samt oder Satin. Es gibt eine Farbvorlage, doch der Richter kann wählen, ob er eher den lila oder roten Farbton möchte. Oft muss sie auch Änderungen oder Ausbesserungen vornehmen. In ihrem Atelier wird vieles von Hand gemacht: Das beginnt mit einer Skizze. „Ich zeichne mit Bleistift und Maßband auf Papier und schneide von Hand, das ist am genausten, so kann ich die Besonderheiten des menschlichen Körpers exakt nachformen.

Dabei liegen meist drei Fotos des Kunden vor mir mit verschiedenen Ansichten“, erläutert die Meisterin. Das Muster wird von Hand ausgeschnitten, an den Stoff geheftet und mit der Nähmaschine genäht. Auch das Bügeln wird per Hand erledigt. Knopflöcher werden mit Knopflochseide von Hand gestochen, so sind sie besonders hochwertig und langlebig. Die Perfektionistin arbeitet solange, bis jedes Detail stimmt. Hinter dem Besprechungsraum sind die Arbeitsplätze mit modernen Nähmaschinen. An einer Büste wird gerade einem Hochzeitskleid die Schleppe angeheftet. An der Stange hängt ein individuell gefertigtes, grünes Seidenkleid mit verspieltem Kräuselkragen, ein Blickfang!

Kerstin Brandt ist rundum zufrieden, wenn sie sich dennoch etwas wünschen dürfte: weitere berühmte Persönlichkeiten einkleiden oder ein wunderschönes Kleid mit florentinischer Spitze nähen, ohne auf die Kosten zu achten. Über besondere Aufträge freut sie sich immer wieder: Zum Beispiel nähte sie kürzlich ein „Kaffeekleid“ für ein Event, wofür sie den Kaffeejutesack als Rock verwendete und aus transparenter Plastikfolie eine Robe kreierte, an der mit echten Kaffeebohnen gefüllten Nester hängen.

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