Ein Leuchtturm regionaler Handwerkskunst

Die Geroldsauer Mühle ist das neue Tor zum Nationalpark Schwarzwald

von Ute Bauermeister

Bretter und Balken wohin das Auge reicht. 12.000 Meter Balken aus knapp 300 heimischen Weißtannen, gefällt im Baden-Badener Stadtwald, wurden für das imposante Holzhaus verbaut. Wer den Blick vom vier Meter breiten Eingangstor der Geroldsauer Mühle zum Giebel schweifen lässt, wird beeindruckt sein von den vielen unterschiedlichen Verzapfungen, die hier millimetergenau angepasst wurden. Die Geroldsauer Mühle ist mit 55 Metern Länge und 16 Metern Breite eines der größten Holzhäuser Deutschlands, einzig das Fundament und die darunter liegenden Kellerräume sind aus Beton, der Rest ist aus Holz. Die Wände aus Fichtenholz, der Boden aus Eiche und das Tragewerk aus Weißtanne.

 Martin Weingärtner, Initiator, Investor und Bauleiter des Mammutprojektes.

Wie ein altes Fachwerkhaus
Neun Monate haben die Zimmerleute alles am Computer berechnet und jeden Balken akkurat gesägt. Mit Lastwagen kamen tonnenweise Bretter und Balken an, wurden mit dem Gabelstapler abgeladen und Stück für Stück verzapft und verschraubt. Holzhäuser werden, vor allem im Schwarzwald, schon seit Jahrhunderten gebaut. Verarbeitung, Technik und Aussehen verändern sich jedoch im Laufe der Zeit. Holz ist als nachwachsender Rohstoff ein ökologischer Baustoff, dessen Verarbeitung zudem schadstoffarm ist. Heimische Hölzer haben außerdem nur kurze Anfahrtswege und sind langlebig. Holz nimmt Feuchtigkeit auf und gibt diese nach und nach wieder ab. Es wirkt wie eine natürliche Klimaanlage. Im Baustil ähnelt die Geroldsauer Mühle einem alten Fachwerkhaus, eine 50 Kilo schwere Bronzeglocke thront auf dem Dach.

Der Glockenstuhl nimmt eine Tradition auf: Zu früheren Zeiten gab es auf jedem Schwarzwaldhof eine solche Glocke, mit der die Arbeiter vom Feld gerufen wurden, weil es noch kein Telefon gab. Tradition und Moderne werden so miteinander verknüpft, denn im Innern sorgt neueste Technik für einen reibungslosen Ablauf innerhalb der 3.000 Quadratmeter Nutzfläche. Martin Weingärtner, Initiator, Investor und Bauleiter des Mammutprojektes, freut sich über die Präzisionsarbeit: „Wir haben einen Versatz von drei Millimeter auf sechzig Meter Holzbau, das ist natürlich irre toll.“ Rund 50 Handwerker haben täglich auf der Baustelle gearbeitet, in nur einem Jahr wurde das gigantische Holzhaus erstellt.


Regionale Produkte im Naturpark-Markt und großes Wirtshaus

Die malerisch gelegene Geroldsauer Mühle soll nicht nur das neue, attraktive Ausflugsziel für Biker und Wanderer werden, vielmehr wird ein Gesamtpaket geboten, auch für Feierlichkeiten oder Konferenzen. Es gibt in der Mühle ein gemütliches Wirtshaus mit leckeren Speisen und einen großen Biergarten, einen Naturpark-Markt mit frischen, regionalen Produkten von Wurst, Fleisch, Milch, Obst, Gemüse bis Wein und Spirituosen, Ausstellungsflächen, eine Backstube mit Verkauf, Seminarräume, Hotelzimmer und einige Outdoor-Events wie Fackel-, Nacht- oder Schneewanderungen, GPS- Abenteuer oder Kutschfahrten.

 12.000 Meter Balken aus knapp 300 heimischen Weißtannen.

Lob für Regionalität
Das Konzept ist nachhaltig und umweltfreundlich: Alle Produkte kommen direkt vom Erzeuger aus unmittelbarer Nähe in Bio-Qualität, 85 landwirtschaftliche Betriebe beliefern die Mühle. Kurze Vertriebswege, Frische und Regionalität sind somit garantiert. Der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Alexander Bonde nennt die Geroldsauer Mühle einen „Leuchtturm der regionalen Handwerkskunst und für den Holzbau in Baden-Württemberg“. Er lobt vor allem die Idee der Regionalität und freut sich über die Energiedaten: Auf dem Dach der Mühle sorgt eine hochmoderne Photovoltaik-Anlage für sauberen Strom. Außerdem ist ein Wasserkraftwerk geplant und die Abwärme der Kälteaggregate des Mühlenmarktes wird rückführend genutzt.

Für Familien mit Kindern dürften die Ausstellungen spannend sein, mit denen sich die Stadt Baden-Baden, das Forstamt Baden-Baden, der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord und der Nationalpark in der Mühle präsentieren. Wer Tipps zu Attraktionen der Umgebung sowie zu Flora und Fauna sucht, wird fündig. Tolle Fotos und Filme ergänzen die Schau.
Das neue Tor zum Schwarzwald liegt direkt an der Schwarzwaldhochstraße Richtung Geroldsau, nur zwei Kilometer von der Baden-Badener Innenstadt entfernt am Grobbach. Die Stadt Baden-Baden unterstützt das innovative Projekt mit einer Bushaltestelle, die eigens direkt vor der Mühle eingerichtet wurde, weitere Wander- und Radwege an die Mühle sind ebenso geplant wie eine Ladestation für E-Bikes. Ein großer Parkplatz erleichtert die Anreise mit dem Auto.

 Spektakuläres Bauwerk an der Schwarzwaldhochstraße.

Wirtshaus, Bäcker und vieles mehr
Hell und freundlich mit dem frischen Geruch von unbehandeltem Holz empfängt den Besucher die große Eingangshalle mit dem Naturpark- Markt und einem Bäcker. „Hier können die Leute beim Brotbacken zuschauen. Auch die Schubladen für das Korn, das hier frisch gemahlen wird, sind natürlich aus Holz, wir haben das stringent durchgezogen“, berichtet Martin Weingärtner, der das Millionenprojekt aus eigener Tasche finanziert. Sein Bruder, der Zimmermann Roland Weingärtner, hat die Holzkonstruktion ausgeklügelt und gebaut. Martin Weingärtner kümmert sich um den Rest: von der Baustellenleitung bis zur Dekoration der Hotelzimmer. „Ohne die familiäre Unterstützung wäre das nicht möglich gewesen. Meine Söhne haben ebenso angepackt wie meine Frau, die sich um den Accessoires-Shop im  

Erdgeschoss kümmert“, weiß Martin Weingärtner, Inhaber der rund 100 Mitarbeiter großen Unternehmensgruppe Weingärtner mit den eigenen Gesellschaften Elektromaschinenbau, Elektrotechnik und Automation. Das spektakuläre Bauwerk an der Schwarzwaldhochstraße zeigt, dass Handwerk gepaart mit unternehmerischem Ehrgeiz und der Idee von nachhaltiger Regionalität eine überaus erfolgreiche Kombination ist. Das Wirtshaus Geroldsauer Mühle bietet einen großem Biergarten (gebraut wird eigenes Geroldsauer Mühlenbier!) und Terrasse, Naturpark-Markt mit Bäckerei, Metzgerei und Wein-Ecke, den Geschenke- und Accessoire-Shop, Gästezimmer, die Tagungs- und Seminarräume für Konferenzen oder Festlichkeiten sowie die Ausstellungsflächen von Nationalpark, Naturpark und Forstamt Baden-Baden und eine Outdoor-Eventagentur.

  

Besucherzentrum Naturpark aus Holz soll 2018 eröffnet werden
Komplett auf den Werkstoff Holz setzt auch das geplante Besucherzentrum des Nationalparks Schwarzwald am Ruhestein. Die spektakuläre Holzkonstruktion des Siegerentwurfs erinnert an über einander liegende Baumstämme. Die Holzquader ziehen sich wie Röhren teilweise unterirdisch in den Hang hinein. Die zentrale Anlaufstelle für Besucher im Nationalpark wird gegenüber dem Skihang am Ruhestein gebaut. Ein schräg stehender, mit Holzschindeln bedeckter Aussichtsturm wird zur Hauptattraktion und über eine Brücke mit den lang gestreckten Gebäudeteilen verbunden. Baubeginn ist für 2016 geplant. Ende 2018 soll das neue Besucherzentrum eröffnet werden.

Wie alles begann

Seit 2011 lag das Grundstück Geroldsauer Straße 54 brach. Martin Weingärtner hat das Konzept der Naturpark-Märkte auf dem Informationsabend 2013 aufgegriffen, das Areal gekauft und mit der Geroldsauer Mühle ein nachhaltiges Gesamtkonzept geschaffen. Die Familie Weingärtner ist in Geroldsau schon in vierter Generation unternehmerisch aktiv. 1989, im Alter von 25 Jahren, hat Martin Weingärtner das bestehende Wasserrecht auf dem Familiengelände der damaligen S.gemühle seines Großvaters genutzt und eigenhändig das erste private Wasserkraftwerk in Baden-Baden gebaut. Heute ist die mittlerweile hochmoderne Turbinenanlage Energieerzeuger für die dort mit Hauptsitz ansässige Unternehmensgruppe Weingärtner und speist überschüssige Energie in die Stadtversorgung ein.

Info

Geroldsauer Mühle KG
Geroldsauer Straße 54
76534 Baden-Baden
Telefon: 07221 99646810
E-Mail: info@geroldsauermuehle.de

www.geroldsauermuehle.de


Anreise mit dem Bus 204 ab Augustaplatz Baden-Baden Wirtshaus

Plätze innen: 140 Plätze
Plätze außen: 400 Plätze


Das Wirtshaus Geroldsauer Mühle bietet einen großem Biergarten
(gebraut wird eigenes Geroldsauer Mühlenbier!) und Terrasse,
Naturpark-Markt mit Bäckerei, Metzgerei und Wein-Ecke, den Geschenke-
und Accessoire-Shop, Gästezimmer, die Tagungs- und Seminarräume für
Konferenzen oder Festlichkeiten sowie die Ausstellungsflächen von Nationalpark,
Naturpark und Forstamt Baden-Baden und eine Outdoor-Eventagentur.