3D-Druck: Herausforderung für das Handwerk

Interview mit Klaus Günter, Innovationsberater der Handwerkskammer Karlsruhe

Die passende Sonnenbrille zum Sommerkleid im Stil „Leopard“. Zukünftig das Wunsch-Design einfach selbst ausdrucken.

Was ist 3D-Druck?

Klaus Günter: Eigentlich ist es eine Bezeichnung für Fertigungstechnologien, die unter dem Sammelbegriff der „generativen Fertigungsverfahren“ zusammengefasst werden. Die Eigenart all dieser Verfahren besteht darin, dass Bauteile schichtweise zusammengebaut werden und am Ende das fertige Produkt steht. Voraussetzung für das „Drucken“ eines Bauteiles sind 3D-CAD-Datensätze, welche die notwendigen digitalen Informationen dem Drucker bereitstellen. Es können alle Körper erstellt werden, für die ein entsprechender Datensatz existiert. Dieser kann durch eine CADKonstruktion oder durch einen Scan-Vorgang entstehen. Dabei stehen mittlerweile sehr viele Werkstoffe – Metalle, Kunststoffe, Wachs, Gips, Cellulose-Werkstoffe, Keramiken – zur Verfügung. Konkrete Beispiele sind etwa Zahnimplantate, Prothesen, Knochenersatz, Brillengestelle, Hörgeräte oder dreidimensionale Bauverschalungen und Kfz-Teile.

Welche Herausforderungen gibt es für das Handwerk?

Günter: Bisher war in der Regel das Handwerk der Zulieferer konventionell gefertigter Teile für die Industrie. Nun können diese industriellen Unternehmen durch den Einsatz der generativen Fertigungsverfahren die Teile wirtschaftlich auch selbst herstellen. Um am Markt bestehen zu können, muss das Handwerk nicht nur die Produkte umsetzen, sondern auch die Dienstleistung „3D-Druck“ anbieten. Dazu gehört, ein umfangreiches Fachwissen aufzubauen. Aber auch rechtlich gesehen verändert die 3D-Technologie die Arbeitswelt. Viele Produkte, die heute durch ein Unternehmen entwickelt und verkauft werden, können zukünftig die meisten Haushalte und Dienstleister ohne das Wissen der ursprünglichen Entwickler selbst produzieren. Die Absicherung der eigenen Daten und Produkte ist ein wichtiges Thema. Unter dem Begriff der Wissensabsicherung und des Wissenskapitals ist deshalb mehr zu verstehen, als bisher meist von Handwerksunternehmen angenommen wird.