"Metall lebt"

Vor zehn Jahren verkaufte er Motorrad und Auto, um sich seinen Traum von der eigenen Firma zu erfüllen: Heute könnte Dirk Rothweiler tagelang über die vielen Projekte aus sei- nem Metier erzählen: der Feinwerkmechanik.

Metall lebt – so sagt Dirk Rothweiler. Er muss es wissen, denn tagtäglich hat der 42-Jährige aus Pfinztal bei Karlsruhe auf vielfältigste Weise mit dem Werkstoff zu tun, dem ein Nichtfachmann eher keine Lebendigkeit unterstellen würde. „Das ist so ähn- lich wie bei Holz. Umwelteinflüsse führen zu vielen unterschiedlichen Veränderungen“, sagt er. „Aber auch schon beim Stahlkochen kann niemand hundertprozentig beeinflussen, was im Innern eines Metallblocks passiert. Das ist wie bei einem Marmorkuchen.“ Den Kern seines Berufes bilde daher das möglichst exakte Wissen, wie sich Edelstahl, Stahl oder Aluminium verhalten und wie man damit umgehen kann: „Einfach die Maschine machen lassen, bringt nichts, die Überlegung dahinter zählt.“

Aus vier mach eins

Rothweiler ist Feinwerkmechanikermeister. In diesem Beruf hieß es 2002: Aus vier mach eins. Damals wurden Dreher, Feinmechaniker, Werkzeugmacher und Maschinenbaumechaniker zusammengefasst. Rothweiler hat ursprünglich Automechaniker und danach noch Dreher gelernt – aber Metall war schon immer seine Berufung. 2004 machte er sich selbstständig. Um damals das Geld für gebrauchte Maschinen zusammenzukriegen, verkaufte Rothweiler unter anderem Auto und Motorrad. Heute ist er im Grunde immer noch ein Einmannbetrieb, der, wenn er Spezialisten wie zum Beispiel Schweißer braucht, diese von anderen Firmen „leiht“. Eine baldige auch personelle Vergrößerung in einem Industriegebiet steht jedoch unmittelbar bevor. Dann könne er auch größere Serien von bis zu 1.000 Stück produzieren, erklärt er.

Höchste Präzision gefragt

Noch aber führt Rothweiler den Besucher in den umgebauten Keller seines Elternhauses. Dort hat er heute modernste Maschinen versammelt, darunter ein mehrere hunderttausend Euro teures CNC-Drehzentrum fürs Fräsen und Drehen. Die Firma „Rothweiler Feinwerkmechanik“ fertigt unter anderem Bauteile für jeden erdenklichen Bereich. Oft handelt es sich um Prototypen. Stets ist dabei höchste Präzision gefragt. So entwickelt Rothweiler beispielsweise Hebevorrichtungen für die Flaschenabfüllung in der Getränkeindustrie. „Das Metall muss so verarbeitet, beschichtet und gehärtet sein, dass es mindestens ein Jahr lang an die eine Million Hebevorgänge täglich aushält“, erklärt er. Auch Untersuchungs- und Forschungsaufträge von Hochschulen im Bereich Metall etwa zur Brückenprüfung bearbeitet er. „Tagelang könnte ich über Projekte erzählen“, betont Rothweiler. Seine bekannteste Arbeit war der Eigenbau eines Custom-Motorrads, bei dem er in drei Jahren nahezu alle Teile selbst entwickelte und baute. Sogar ein Filmteam kam eigens nach Pfinztal, um den Erbauer und das vom größten US-amerikanischen Werkzeugmaschinenhersteller Haas geförderte Bike für eine Reportage festzuhalten. Rothweiler, der sich auch in der Meisterprüfung der Handwerkskammer Karlsruhe engagiert, weiß, dass heutzutage für die Leitung von Handwerksunternehmen kaufmännisches Können fast mehr zählt als handwerkliches Geschick – dennoch rät er Interessenten seines Metiers, den Beruf von der Pike auf zu lernen: So erfasse man am besten die vielen Herausforderungen die sich dadurch geben, dass Metall lebt.

Christoph Ertz
Weitere Informationen: www.dgr-feinwerkmechanik.de
Fotos: Feinwerkmechanik Rothweiler