Grande Dame der Skulptur wird 80

Ausstellung „Transit" mit Arbeiten von Ann Wolff  noch bis zum 1. Mai 2017

Geburtstag hat auch eine Künstlerin, die vom ersten Tag an in der Galerie B vertreten war: Ann Wolff. Vor wenigen Tagen wurde die "Grande Dame" der Skulptur 80 Jahre alt. An dieser Stelle noch einen herzlichen Glückwunsch an Ann Wolff! Das Jahr zum 25-jährigen Galeriebestehen steht ganz im Zeichen einer großen Ausstellung mit dem Titel „Transit" anlässlich des 80. Geburtstages von Ann Wolff.

Wohin führen sie, all diese Treppen, eingelassen in sanft schimmerndes Glas?  Ann Wolff bleibt immer in Bewegung, auch mit 80 Jahren. Intensiv widmet sie sich dem Thema Bewegung, sei es einzelner Menschen oder auch Gruppen: Menschen, die unterwegs sind. Sie formt Treppen aus Glas als ein Sinnbild des Lebens an sich: ein Auf und ein Ab, positiv wie negativ, manche Stufen führen in die Zukunft, andere kommen aus der Vergangenheit, von unten gehen wir nach oben oder umgekehrt.

In der Galerie B werden etwa 20 Skulpturen gezeigt, die eine ganz neue architektonische Umsetzung ihres Themas in „Treppen“ darstellen. Einige Arbeiten aus der vorherigen Schaffensphase, in der sie Menschen und Menschengruppen in Glas formte, sind ebenfalls zu sehen.

 

Ann Wolff ist 1937 in Lübeck geboren, hat eine Ausbildung an der Hochschule für Gestaltung in Ulm absolviert und danach als Designerin in Schweden gearbeitet. Als eine der ersten hat sich Ann Wolff seit den 1960er intensiv mit Glas als künstlerischem Material beschäftigt und gilt als Pionierin der „Studioglas-Bewegung“. Seitdem hat sie die Faszination des Materials Glas nicht mehr losgelassen. Sie ist beeindruckt von der Transparenz, der Schwere und gleichzeitigen Leichtigkeit. Von 1993 bis 1998 lehrte Ann Wolff als Professorin an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Die Künstlerin ist eine Wandlerin zwischen den Welten und Sprachen und lebt heute in Schweden.

Ihre Treppen sind in Glasblöcken „gefangen“, zwar sichtbar, doch hinter Glas, einem grün oder bläulich schimmernden Glas, wie unter Wasser. Als könne man sie herausmeißeln und begehen, so stehen sie da, fest, sicher, beruhigend und doch: eine Einladung zur Bewegung, zum Betreten. Manche der Treppen sind skulptural aus dem Glas geformt, andere wie versteckt unter Hauben. Eine halbrunde Form ummantelt eine Treppe die hineinführt und wieder hinaus. Ann Wolff spielt subtil mit Perspektiven und Blickwinkeln.

Alle Skulpturen wirken von jeder Seite aus verschieden und müssen unbedingt umrundet werden. Das schwedische Wort für Treppe heißt „trappa“, so wurden Ann Wolffs Treppen zu „traps“, englisch für „Fallen“.

Auf der kleinen schwedischen Insel Furillen waren ihre Treppen-Skulpturen bereits im Sommer 2015 zu sehen und bildeten einerseits einen spannenden Kontrast zu den verfallenen, rostenden Fabrikgebäude ehemaliger Kalksteinindustrie, die wie vergessene Körper und nutzlose Skelette anmuten, aber auch eine zarte Symbiose mit der Natur.

Jetzt werden diese Arbeiten erstmals in Deutschland ausgestellt. Ihre symmetrischen Stufen verlaufen ins Nichts. Ähnlich wie bei M.C. Escher, der seine Treppen als verwirrende Illusion in die Ewigkeit laufen lässt, schafft auch Ann Wolff mit ihren feinfühligen und doch teils imposanten Glasskulpturen eine verwirrende Vielschichtigkeit. Treppen, die sich selbst reflektieren und das mit einer poetischen Funktion.

Ann Wolff erhielt zahlreiche internationale Preise, darunter 1977 den bedeutenden Coburger Glaspreis, 1988 den Bayerischen Staatspreis, 2005 den Jurypreis des Toledo Museum of Art, 2008 den Award of Excellence der Smithsonian Renwick Collection Washington USA, 2011 den Europäischen Kulturpreis der Stiftung PRO EUROPA, der erstmals an eine Schwedin ging. Ihre Arbeiten waren weltweit bereits in zahlreichen Einzelausstellungen zu sehen. Die schwedische Königsfamilie besitzt mehrere Werke von ihr.
 
Ann Wolffs kraftvolle und zugleich sensible Skulpturen sind mal figurative, mal abstrakte Meisterwerke aus farbigem Glas und Transparenz. Gerade die jüngsten Arbeiten bestechen durch Intensität. Man möchte auf diesen Treppen ein Stück des Weges gehen, wohin auch immer er führen mag.

Gezeigt werden ab Herbst  2017 auch Arbeiten vieler „Stammkünstler“ in wechselnden Schwerpunkten. Die Galeristin Barbara Koppelstätter gehört zu den rar gesäten Experten,  die den Künstlern ein Forum geben. Sowohl Museen als auch Privatsammler aus Europa und USA schätzen ihr Programm. „Ich muss mich mit der Kunst identifizieren können, die ich vertrete. Sonst ist es reines Business, das interessiert mich nicht“, betont Barbara Koppelstätter. Und das glaubt man ihr auch. Bei der Führung durch ihre Galerie, die sie durch einen gelungenen Anbau für Einzelpräsentationen erweitert hat, merkt man ihren Ausführungen die Leidenschaft an, die sie für ihre Kunstobjekte hegt.
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