„Tatkraft ist gefordert“

Interview mit Oberbürgermeister Martin Wolff, Bretten

Das Interview führte Christoph Ertz

Herr Oberbürgermeister, Sie haben einmal gesagt, es gebe ein Bretten-Gen. Worin äußert sich das?
Martin Wolff: Das ist für mich die starke Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Stadt, das intensive bürgerschaftliche Engagement. Bretten hat bei 29.000 Einwohnern rund 200 Vereine. Hinzu kommen das immaterielle Kulturerbe Peter-und-Paul Fest mit einer tiefen Verankerung in der Historie – Bretten lebt seine Geschichte – und die wissenschaftliche Aufbereitung des geistigen und geistlichen Erbes von Philipp Melanchthon, dem bedeutendsten Sohn unserer Stadt. 

Wenn Sie jemand, der Bretten nicht kennt, Ihre Stadt beschreiben, welche Punkte heben Sie dabei noch hervor?
Wolff: Für touristisch Interessierte ist sicher der Marktplatz von Bretten mit Fachwerk und neogotischem Melanchthonhaus eine Attraktion. Das südländische Flair dieses Platzes mit seiner vielfältigen Gastronomie zeugt von der Fähigkeit der Brettenerinnen und Brettener, nach getaner Arbeit das Leben zu genießen.

"Ich halte es für entscheidend,  dass kommunale Egoismen die Gesamtentwicklung nicht behindern."

Und gibt es auch besondere Herausforderungen, vor denen Bretten steht?
Wolff: Wie viele andere Kommunen hat auch Bretten die Aufgabe, die finanziellen Fragen nachhaltig zu lösen. Dazu gehört die Reduzierung der Schulden bei zielgerichteten Investitionen in eine tragfähige zukünftige Entwicklung. Innerhalb der letzten fünf Jahre ist es uns gelungen, die Prokopfverschuldung von über 1.000 auf 797 Euro zurückzufahren – bei einem ausgeglichen Haushalt mit hohen Investitionsquoten in Verkehrs- und Bildungsinfrastruktur.

Wie würden Sie die wirtschaftliche Situation der Stadt charakterisieren?
Wolff: Sie ist gut – und soll noch besser werden! Für die wirtschaftliche Entwicklung haben wir zentrumsnahe attraktive Areale, die zur Ansiedlung einladen. Der Bestand an Unternehmen ist stabil. All das, wie auch die Zunahme an Arbeitsplätzen in Zukunftsbranchen, stimmen optimistisch was das Aufkommen an Gewerbe- und Einkommenssteuer betrifft.

Was zeichnet Bretten als Standort für Unternehmen aus?
Wolff: Die Branchenvielfalt: Produzierendes Gewerbe und Dienstleistungen – vor allem im IT-Bereich – halten sich die Waage und reduzieren die Gefahr konjunktureller Einbrüche. Optimal ist auch die Verkehrslage an drei Bundesstraßen mit kurzen Wegen zu  den Autobahnen 5, 6, 8 und 81. Zu den Stärken gehören auch so genannte „weiche Standortfaktoren“ wie: alle in Baden-Württemberg bestehenden Schultypen, Bäder, Gesundheitsvorsorge, zahlreiche kulturelle Veranstaltungen, das sehr rege Vereinsleben und nicht zu vergessen das historische Flair des Marktplatzes.

Welche Rolle spielt die Einbindung in die TechnologieRegion Karlsruhe für Bretten?
Wolff: Die Beteiligung an der TechnologieRegion ist sicher ein wichtiges Potenzial. Ich halte es aber für entscheidend,  dass kommunale Egoismen die Gesamtentwicklung nicht behindern. Da könnte ich mir ein betonteres Miteinander statt einem pluralen Nebeneinander vorstellen. Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit könnte gerade bei den dominierenden Zentren prägnanter sein.

Hätten Sie einen Wunsch frei: Was würden Sie sich für Ihre Stadt wünschen?
Wolff: Wünsche sind zollfrei. Es genügt nicht, sich etwas zu wünschen, Tatkraft ist gefordert. Die zu bündeln ist ein Ziel, das ich konsequent verfolge.

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