"Die Zukunft der Stadt denken und leben"

Von Oberbürgermeister Frank Mentrup

Stadtluft macht frei

Es scheint, die Botschaft des mittelalterlichen Rechtsgrundsatzes hat im Kern die Jahrhunderte überdauert.
Das Urbane hat von seiner Faszination nichts eingebüßt. Damals wie heute besitzen Städte eine enorme Anziehungskraft, weltweit. Freilich haben sich die Beweggründe für den Zuzug grundlegend gewandelt. Einst war dies für die Landbevölkerung die einzige Chance, für sich selbst und die Nachkommen das Joch der Leibeigenschaft abzuschütteln. Heute besinnt man sich auf die Lebensqualität in den Metropolen und schätzt den temperamentvolleren Rhythmus der City, ihre anregende Taktung. So lebt
gegenwärtig die Hälfte der Weltbevölkerung in urbanen Räumen. Experten gehen davon aus, dass dieser Anteil bis zum Jahr 2050 auf zwei Drittel ansteigt. Das stellt Städte und Regionen vor neue Dimensionen bekannter Herausforderungen und wirft
vor allem Fragen nach der politischen Führung auf. Wir müssen befriedigende Antworten finden, wollen wir den sozialen Frieden, das persönliche Wohlergehen und einen Interessenausgleich in unserer Gesellschaft nicht aufs Spiel setzen.

 Markgraf Karl Wilhelm

Wie sieht also die Zukunft der Stadt aus? Wie wollen wir künftig miteinander leben, was nachfolgenden Generationen hinterlassen? 
Ich sehe gerade unsere Stadt Karlsruhe im Jahr ihres 300. Geburtstags gleichermaßen in einer Tradition wie in einer herausfordernden Verpflichtung, sich dieser Fragen anzunehmen. Waren es doch Menschen aus unterschiedlichen Ländern mit eigenen kulturellen Wurzeln, die Karlsruhe formten und entwickelten. Sie kamen, weil ihnen ein weitsichtiger Stadtgründer Privilegien gewährte, die am Beginn des 18. Jahrhunderts außergewöhnlich waren: Religionsfreiheit, keine 

"Wenn wir im Jahr des Stadtgeburtstags den Blick zurück werfen, erkennen wir, dass sich Karlsruhe immer wieder selbst neu erfunden hat."

Leibeigenschaft und Frondienste, dazu noch Baumaterialien und Steuerbefreiung als Grundlage einer sicheren Existenz. Karlsruhe war also von Beginn an international, weltoffen und hat gesellschaftliche Entwicklungen vorweg genommen. Kreativität und Einfallsreichtum, Liberalität und Toleranz sind in der DNA unserer Stadt fest verankert.Karlsruhe ist auch nach 300 Jahren jung, ideenreich und voller Chancen. Das macht unsere Stadt attraktiv, lässt sie weiter wachsen – um über sieben Prozent in den vergangenen zehn Jahren, und der Trend ist ungebrochen. Die Menschen entscheiden sich für Karlsruhe, weil das Gesamtpaket stimmt: stabile wirtschaftliche Entwicklung, top Hochschulen, vielfältige Kulturlandschaft und außergewöhnlich hohe Lebensqualität. Das bestätigt auch die EU-Kommission: In der jüngsten Studie zur IT-Stärke und -Bedeutung von über 1.000 Regionen in Europa belegt Karlsruhe einen herausragenden vierten Platz – hinter München, London und Paris Kompetenz und Partizipation schaffen ein Gefühl von Heimat Neben der Kompetenz auf den gesellschaftlich relevanten Feldern – mit Bundesverfassungsgericht, Bundesgerichtshof, KIT und weiteren acht Hochschulen, dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie sowie international bedeutenden Kultureinrichtungen und weltweit führenden IT Unternehmen – setzen wir bei der Fortentwicklung unserer Stadt auf Partizipation. Ob bei Großprojekten wie der Kombilösung, der Stadtteilentwicklung oder dem Neubau des Fußballstadions, die Bürgerinnen und Bürger sind einbezogen und informiert. So verstanden schafft Partizipation nicht nur Akzeptanz für Veränderung, sie stärkt auch die Identifikation der Einzelnen mit ihrem Lebensraum, ist die Grundlage für ein Gefühl der Zugehörigkeit, von Heimat.

 Was macht die Stadt in Zukunft aus?

"Zukunft Stadt"
Wenn wir im Jahr des Stadtgeburtstags den Blick zurück werfen, erkennen wir, dass sich Karlsruhe immer wieder selbst neu erfunden hat. Und deshalb verstehe ich das Jubiläum als Impuls, Bestehendes zu hinterfragen und darüber nachzudenken, was die Stadt der Zukunft ausmacht. Karlsruhe ist prädestiniert dafür, Stadt neu zu denken, und deshalb nimmt dieses Thema im Wissenschaftsjahr 2015 unter dem Motto „Zukunft Stadt” im Kalender Karlsruhes breiten Raum ein. Die Karlsruher Gespräche beschäftigten sich mit „Global DemocraCITIES”, der Städtetag Baden-Württemberg plant einen Kongress unter dem Titel „Die europäische Stadt – Stadt in Europa”, und das Karlsruher Forum für Kultur, Recht und Technik stellt sein Symposium unter das Leitthema „Stadtwelten – Heimat der Zukunft”.

Karlsruhe will eine führende Rolle in diesem Prozess einnehmen und Denkfabrik für die Stadt der Zukunft werden. Das nächste wichtige Etappenziel nach dem Stadtgeburtstag sind die Heimattage 2017 in Karlsruhe. Sie sollen zu einem Forum werden, um den Begriff „Heimat” neu zu definieren, ihm ein zeitgemäßes Image zu verleihen und mit dem Lebensraum Stadt zu versöhnen.

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