Der Rheinhafen - ein Industriehafen

Starker und wichtiger Wirtschaftsfaktor der Fächerstadt | Wasserwege haben noch viel Potenzial | Portrait Hafen-Chefin Patricia Erb-Korn

Von Ute Bauermeister

Rote Backsteingebäude, riesige Lagerflächen, 14 Kilometer Uferlänge und sanft schaukelndes Wasser im Hafenbecken: Der Rheinhafen Karlsruhe hat enorme Kapazitäten und Flair. Auch wenn es sich um einen reinen Industriehafen handelt, weht hier eine maritime Brise und die Anlage um die sechs lang gestreckten Hafenbecken erinnert an die großen Hafenmetropolen wie Hamburg, Rotterdam oder Köln. „Wir sind ein Landlordhafen, das bedeutet, wir vermieten und verpachten, stellen die Infrastruktur, kümmern uns darum, dass die Kais in Ordnung sind und bekommen Ufergeld. Der Umschlag wird von den ansässigen Firmen gemacht“, erläutert die Rheinhafengeschäftsführerin Patricia Erb-Korn. Die studierte Juristin kam 2006 zum Rheinhafen, wurde dort 2009 Prokuristin und 2010 Geschäftsführerin. Sie ist damit die erste und bislang einzige deutsche Frau an der Spitze eines Hafens. Die energische Direktorin überzeugt mit klaren Standpunkten und ist auch Vizepräsidentin des Vereins für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen.

„Die Wasserstraßen haben noch viel Potenzial und das müssen wir unbedingt ausschöpfen, es ist kostengünstig und umweltfreundlich."

An ihrem Karlsruher Arbeitsplatz in dem verwunschenen Backsteingebäude in der Werftstraße mit Blick auf das Hafensperrtor und das Hafengelände fühlt sich die 1966 in Wiesbaden geborene Geschäftsführerin pudelwohl. Mit Herzblut verteidigt sie den Rheinhafen als starken und wichtigen Wirtschaftsfaktor der Fächerstadt. Einen Umschlag von über sieben Millionen Tonnen konnte der 2014 erzielen. Dazu beigetragen haben unter anderem die kontinuierliche Vernetzung, neue Anreize und die Kommunikationsstärke der Chefin. „Die Wasserstraßen haben noch viel Potenzial und das müssen wir unbedingt ausschöpfen, es ist kostengünstig und umweltfreundlich. Ein Binnenschiff kann im Durchschnitt 3.000 Tonnen laden und ersetzt damit 150 Lkw’s. Unsere Straßen sind verstopft, die 

Der Karlsruher Rheinhafen verbindet den Wirtschaftsraum Karlsruhe mit der internationalen Rheinschifffahrt

Brücken marode und auch der Schienenverkehr ist ausgelastet. Wir müssen das noch stärker ins Bewusstsein der Unternehmen rücken, dass die Binnenschifffahrt eine kostengünstige Alternative darstellt, auch für Transporte“, meint Erb-Korn. Karlsruhe liege zwar am Fluss, aber der Fluss fließe eben nicht durch die Stadt, erklärt die Geschäftsführerin. Lage und Struktur des 1901 künstlich angelegten Rheinhafens unterscheide sich deutlich von anderen Städten, die Wohngebäude oder Künstlerateliers am Hafen ansiedelten. „Karlsruhe ist und bleibt ein Industriehafen mit 5.000 Arbeitsplätzen. Den meisten Umschlag erzielen wir mit Mineralöl (vier Millionen Tonnen), dann Kohle (knapp zwei Millionen Tonnen) und schließlich Futtermittel, Baustoffe und Edelstahlschrott. Trotz moderner Umschlageinrichtungen fällt jede Menge Dreck an und aus Sicherheitsgründen wäre eine Freizeitnutzung rund um die Hafenbecken nicht möglich. Aber am Hofgut Maxau den Rhein entlang entsteht ja gerade der Landschaftspark Rhein, den die Karlsruher nutzen können“, argumentiert Erb-Korn.

Mit über 1.200 Kilometer Gesamtlänge ist der Rhein neben der Maas der längste Fluss nordwestlich der europäischen Hauptwasserscheide. Der Karlsruher Rheinhafen verbindet den Wirtschaftsraum Karlsruhe mit der internationalen Rheinschifffahrt. Mit neuen Kooperationen wie „Upper Rhine Ports“ rücken die beteiligten Häfen Karlsruhe, Mannheim, Ludwigshafen, Kehl, Straßburg, Colmar sowie der Zusammenschluss Basel-Mulhouse-Weil am Rhein, das System Wasserstraße in den Vordergrund und vernetzen sich untereinander, um Vor- und Nachteile der Schifffahrt besser zu erforschen und zu bearbeiten. Logistikabläufe können so ebenfalls optimiert werden. „Wir liegen im Schnittpunkt zweier wichtiger Achsen, nämlich von Rotterdam bis Genua und von Paris bis Bratislawa“, sagt die 

dynamische Frau, die sich eloquent für den Industriehafen stark macht. Ihr ehrgeiziges Ziel, bis zu zwölf Millionen Tonnen Umschlag jährlich, könnte sie durch geschickte Vernetzung und Kooperation sowie sorgfältige Platzierung der Firmen und Ansiedelung neuer Betriebe schon bald erreichen. Ihr größter Traum wäre ein weiteres Hafenbecken. „Das ist allerdings utopisch, da die Fläche fehlt, wir grenzen an das Naturschutzgebiet, eine Vergrößerung des Hafenareals ist daher leider nicht denkbar“, weiß Erb-Korn, die auch im Rathaus ständiger Gast ist, als „Gelenkstelle“ zwischen den Belangen der Hafennutzer und den Forderungen der Stadt, die den Rheinhafen betreibt.

Hafen-Chefin Patricia Erb-Korn

Schwankende Pegelstände sind für die Schifffahrt kein Problem. Aus Studien geht hervor, dass der Rhein die nächsten 50 bis 100 Jahre auf jeden Fall befahrbar sein wird. „Wir hatten die vergangenen Jahre selten Hochwasser.  

Wenn bei Maxau der Pegelstand auf 7,50 Meter steigt, dann schließen wir das Hafensperrtor und stellen die Schifffahrt ein, aber das kam nur wenige Tage vor. In dem heißen Sommer 2003 sank der Pegelstand auf 3,40 Meter. Das ist dann problematisch für die Schifffahrt. Ein für uns guter Wasserstand pendelt zwischen 4,50 und fünf Metern“, weiß die Expertin. Im Winter muss in den Becken zwar öfter Eis gebrochen werden, aber der Rhein selbst war zuletzt 1963 zugefroren.Vier Hafenmeister kümmern sich vor Ort um den reibungslosen Ablauf, kontrollieren die Kais, schauen nach ein- und auslaufenden Schiffen, gehen die Uferböschungen ab und kontrollieren die Rettungsgeräte. „Den Hafen muss man leben“, sagt die Chefin von Herzen. „Kein Tag gleicht dem anderen, die Aufgaben sind so vielfältig, das gefällt mir besonders“, meint Erb-Korn, die privat gerne gute Rezepte kocht. „Mein Mann und ich wir stehen dann schon mal drei Stunden in der Küche, um ein leckeres Essen zuzubereiten, da wundert sich mein Sohn zwar manchmal mit welcher Akribie wir das Gemüse klein schnippeln, aber hinterher schmeckt es ihm“, schmunzelt sie. Die unmittelbare Nähe zum Sonnenbad, das als einziges Karlsruher Freibad bereits im Februar seine Pforten öffnet, nutzt Erb-Korn als leidenschaftliche Schwimmerin mit Freude. Aber wen wundert’s: Wasser ist eben ihr Element!

www.rheinhafen.de

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