Der Clown Gottes

Ernst Heller ist der erste katholische Pfarrer fürs fahrende Volk

Spitzbübisch lugt er zwischen dem Zirkusvorhang hervor: ein Pfarrer, speziell für Zirkus und Schausteller? Gibt es das? Na klar, Pfarrer Ernst Heller sieht keinen Widerspruch zwischen Humor und Bibel. Lachen zählt zu seinen Stärken. So kann er die frohe Botschaft Gottes in viele Herzen tragen.
Im Europa-Park ist Heller seit über 20 Jahren aktiv: Gibt es eine neue Attraktion, spendet er Gottes Segen. Er unterstützt die Kirchenarbeit im Park und ist häufig in Rust, sei es als Gast oder qua Amtes, um zu trauen, zu segnen, zu firmen. „Das ist für mich Kirche mitten unterm Volk“, freut sich Heller. Auf christliche Werte setzten schon der Parkgründer Franz Mack und seine Frau Liesel, die sich für einen Künstlergottesdienst im Freizeitpark stark machte. Über die Jahre wuchsen die engen Bande zwischen dem Pfarrer und der Unternehmerfamilie. Geschäftsführer Roland Mack: „In der Tat hat sich eine tiefe Freundschaft entwickelt. Der Europa-Park ist für ihn eine große Wirkungsstätte. Hier ist er Freund, Seelsorger, Prediger, Ratgeber, Komödiant und schlüpft in viele Rollen.“

v.l.n.r.: Pfarrer Ernst Heller und Seelsorger Martin Lampeitl

1947 geboren, wächst Heller bei Luzern mit acht Geschwistern auf. In der Familie wird viel musiziert. Die Kinderzeit ist unbeschwert, doch als Jugendlicher stirbt seine Mutter und er erkrankt schwer an Gelbsucht. Da entdeckt er die Bibel und will den Glauben anders, lebensnaher vermitteln.
Seinen Berufswunsch Zirkusclown hängt er an den Nagel, wird Religionslehrer, leitet ein Jugendheim und studiert schließlich Theologie. Statt Clown im Zirkuszelt ist er nun ein „Clown Gottes“. Nach Stationen in Luzern und Chur geht er 1985 zur Diözese Basel. Seit 1999 hält er in Luzern Zirkusgottesdienste. Menschen, die schon lange nicht mehr in Kirchen gehen, strömen zu Hellers Altar in der Manege. Zum Schluss spielt er seine Klarinette „Frieda“ und lässt das Zelt beben. Seit zwei Jahren organisiert Heller eine Benefiz Gala im Europa-Park zugunsten der Philipp Neri Stiftung, die er 1999 gründete, um in Not geratene Zirkusleute finanziell zu unterstützen. Und natürlich fährt dieser fröhliche Gottesmensch gerne selbst mal Achterbahn, in Vertrauen auf Gott und die Technik.

Ute Bauermeister

Pfarrer Ernst Heller (2.v.r.) fährt nach der Messe selbst gerne eine Runde Achterbahn