Josepha Gasch-Muche

Deutschland

  

  

  

An den zahllosen, scharfen Ecken und Kanten bricht sich das Licht. Hauchdünne Glassplitter schichtet die Künstlerin Josepha Gasch-Muche zu geometrischen Objekten, die allerdings eher dynamischen Energiefeldern gleichen, denn statischen Kuben.

  

Sie schafft Skulpturen aus Licht und Glas, lebendige kraftvolle Vexierbilder, teils mit samtig seidenen Oberflächen, teils mit blitzend, scharfen Kanten. Licht spielt eine große Rolle bei den Objekten aus Glas von Josepha Gasch-Muche.

Josepha Gasch-Muche schichtet hauchdünne Glassplitter übereinander- und nebeneinander bevor sie diese beinahe unsichtbar fixiert. Richtung und Dichte der Schichtungen bestimmen dabei sowohl Struktur als auch Bildordnung des Objektes. Ihren faszinierenden Werken gibt die Künstlerin keine Titel, sondern benennt sie nach dem Entstehungsdatum. Meist schafft sie geometrische Formen: Kreise, Dreiecke oder Quadrate. Die homogene Struktur der Kuben wird durch den Lichteinfall verändert. Wer das Objekt umrundet wird von jeder Seite aus andere Eindrücke bekommen. Dieser bewegliche Moment steht in Kontrast zu der stabilen, geometrischen Form. Das physikalische Phänomen der Lichtbrechung im Glas wird durch die vielen übereinander liegenden Schichten potenziert. Jede kleinste Bewegung des Betrachters um die Objekte herum zieht neue Lichtreflexionen nach sich. Trifft das Tageslicht auf die Glasschichtungen, erwachen die Flächen eindrucksvoll zum Leben. Es ergeben sich intensive dynamische Reflexe. Gasch-Muche variiert jedoch auch die einzelne Form. Ihre Kuben versieht sie mit Öffnungen oder Toren, die besondere Ein- und Ausblicke gewähren. Aus schrägen Kuben werden dynamische Rauten, manchmal ummantelt sie die Form mit der Vielzahl von Splittern als äußere Haut um einen inneren Hohlraum und schafft somit reizvoll - spannende Objekte.

Josepha Gasch-Muche ist 1944 im Saarland geboren, studierte Anfang der 1980er Jahre bei Boris Kleint und Günter Swiderski in Saarbrücken und Trier. Sie lebt und arbeitet in Hannover. Zuerst gestaltete sie Strukturbilder mit Draht, Eisenspänen und Graphitstaub auf Holz, Leinwand und Plexiglas. Seit Ende der 1990er arbeitet sie mit dünnem Glas, das in der Industrie zur Herstellung technischer Geräte genutzt wird, zum Beispiel Displays von Handys. Mit einer Spezialzange bricht sie dieses Glas in viele Scherben. Die Splitter schichtet sie dann zu Bildobjekten oder Skulpturen. Heute bestimmt diese Technik in hoher Perfektion ihr Werk. Obwohl Glas ein schweres Material ist, strahlen ihre Objekte große Leichtigkeit aus. Sie erinnern teilweise an kosmische Lichtwolken oder Sternenhaufen im All. Die Künstlerin hat eine neue Methode gefunden die Displaygläser zu zerkleinern, so dass noch dünnere, feine Spitzen entstehen als bisher, da sie die Gläser mit der Zange gebrochen hat. Die filigranen Teilchen wirken wie Eiszapfen oder Fransen, die noch mehr Lichtbrechung ermöglichen. Damit erreicht Gasch-Muche eine weitere Intensivierung der Wirkung. Diese neuen Werke werden ebenfalls zu sehen sein.

Die vielfach ausgezeichnete Künstlerin erhielt unter anderem 2006 The Bombay Sapphire Prize – Final Selection, London sowie im selben Jahr den 3. Coburger Glas Preis und 2008 den Bayerischen Staatspreis. In der Kathedrale von Salisbury ist für 2016 eine Gemeinschaftsausstellung mit dem Titel "Reflection" geplant. Josepha Gasch-Muche wird für diesen Ort die größten Skulpturen realisieren, die sie je gemacht hat. Die Glasfenster der Kathedrale spiegeln verschiedene Perioden der Geschichte wieder. Zeitgenössische Glasskulpturen werden in Kontext zu den alten Glasfenstern gestellt.