Schüler bauen Achterbahnen

Große Preisverleihung des Schülerwettbewerbs der Ingenieurkammern im Europa-Park

Sie bestehen aus Bremsleitungen, alten Feuerwerksraketen oder Nudeln und heißen „Tribute von Baden“, „Black-Forest-Looping“ oder „Hang-Over“. Aus einfachen Materialien haben die Schüler kreative Achterbahnmodelle gebaut, die funktionieren. Jeder kann das mit einer Kugel oder Murmel ausprobieren. Europa-Park-Chef Roland Mack ist von den originellen Ideen begeistert: „Mich hat total fasziniert, dass die Achterbahnen überwiegend ohne Looping auskommen, mehr als die Hälfte der Modelle hat gar keinen Überschlag mit eingeplant und dennoch sehr interessante Streckenführungen. Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn einen solch innovativen Schülerwettbewerb noch nie erlebt. Das sollte unbedingt ins Guinness-Buch!“ Die Kugel auf dem preisgekrönten Modell von Anna Rink ist lange unterwegs. Die zehn Jahre alte Schülerin aus dem oberschwäbischen Herbertingen steht als strahlende Erstplatzierte der jüngeren Altersgruppe da. „Das Schwierigste war eigentlich herauszufinden, warum die Kugel an manchen Stellen immer wieder rausfliegt. Ich habe viel experimentiert und mit der Mininagelfeile am Holzmodell gearbeitet. Für meine Freundinnen hatte ich kaum noch Zeit. Gut 170 Stunden hat alles in allem gedauert“, erzählt Anna Rink. Die filigrane Streckenführung aus Holz startet ruhig, um dann im freien Fall Fahrt aufzunehmen, bevor ein Doppellooping für Kick sorgt. Mit der Laubsäge und Holzleim hat sie sich in der elterlichen Garage ans Werk gemacht. „Die Kurven habe ich unter Wasserdampf gebogen“, berichtet das Mädchen. Und wie ist sie auf den Namen „Non Dormire“ (Nicht schlafen) gekommen? „Mein Bruder lernt in der Schule Italienisch und hat einen Film gesehen, der so hieß. Da dachte ich mir, das passt doch wunderbar“, erzählt die Siegerin.

2.100 Schüler aus 120 Schulen haben sich an dem Schülerwettbewerb der Ingenieurkammern Baden-Württemberg, Brandenburg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland unter dem Motto „loopING“ beteiligt. Zwei Drittel aller Wettbewerbsteilnehmer kamen aus Baden Württemberg. Manche hatten von ihren Lehrern davon erfahren und ihr Modell als praxisorientierte Gruppenarbeit gebaut, die benotet wurde, andere haben sich privat beteiligt. Zur großen Preisverleihung kamen rund 1.300 Schüler in den Europa-Park, die im Anschluss einen Tag lang umsonst echte Achterbahnen rauf und runter sausen konnten. Sehr vielfältig fielen die 750 eingereichten Modelle aus, von denen 381 im Europa-Park-Dome zu bewundern waren.

"Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn einen solch innovativen Schülerwettbewerb noch nie erlebt.
Das sollte unbedingt ins Guinness-Buch!“
Roland Mack

35 Achterbahnmodelle wurden insgesamt in zwei Alterskategorien prämiert. Aber es ging nicht nur um den Preis, vielmehr betrachteten die Schüler ganz aufmerksam die Modelle ihrer Konkurrenten und ließen die Kugeln flitzen. Der große Raum ist gefüllt mit Lachen und lebhaften Fachgesprächen: Wie haben die das nur geschafft? Warum fällt die Kugel hier nicht raus? Welche Tragekonstruktion haben die gewählt? „Wir hatten nicht viel Platz für die Strecke und haben ein Sechseck in die Mitte platziert und mussten sehr genau aufpassen, dass die Kugel weder zu langsam noch zu schnell wird. Es war ein wunderschönes Gefühl, als es endlich funktioniert hat“, beschreibt die Siebtklässlerin Lenja Hilgenberg vom Lise-Meitner Gymnasium aus Böblingen, die gemeinsam mit ihrer Schwester und einem weiteren Geschwisterpaar als Vier-Frauen-Power-Team den zweiten Platz belegte. Beim Entwerfen und Bauen des Modells mussten sich die Schüler mit Physik und Mathematik beschäftigen. Sie erlebten, wie Schwerkraft oder Zentrifugalkraft wirken und erkannten, wie groß der Radius für den Looping sein muss. „Mir war es wichtig, die Achterbahn in eine Themenwelt einzubetten, daher habe ich viel Zeit auf das Bergmassiv verwendet. Die Laufschienen sind aus Gartendraht, der Streckenverlauf bietet auch Tunnelfahrten“, erzählt der 16-jährige Johannes Scherm aus Karlsruhe, der den fünften Platz belegte. Die beiden Schüler Daniel Cirak und Jens Bausch erzielten mit ihrer „Achterbahn der Emotionen“ den vierten Platz. "Wir haben Bremsleitungen für Autos als Schienenführung verwendet, weil die sich leicht biegen lassen“, berichten sie. Das Siegermodell nimmt Roland Mack in die USA nach Orlando zur Branchenmesse mit. Wer weiß, vielleicht wird irgendwann sogar eines der Modelle tatsächlich umgesetzt.

Ute Bauermeister