Ein großer Europäer

Erinnerungen an den Besuch von Bundespräsident Richard von Weizsäcker im Europa-Park

Als Bundespräsident Richard von Weizsäcker in einem Fragebogen eine Antwort zum Stichwort Chancen geben sollte, zögerte er keine Sekunde: „Das schönste ist, Lebenschancen für die junge Generation zu schaffen.“ Der frühere Bundespräsident wurde über alle Generationen und politische Richtungen hinweg geachtet und geehrt. Als er im Alter von 94 Jahren Anfang 2015 starb, wurden auch die Erinnerungen an seinen Besuch im Europa-Park wieder sehr aktuell.

Zusammen mit seiner Frau Marianne sowie den Gastgebern Franz und Roland Mack hatte sich Richard von Weizsäcker damals viel Zeit genommen beim Rundgang durch den Europa-Park. Der Bundespräsident stellte Fragen, staunte, schaute sich um, erkundigte sich nach der Geschichte des Europa-Park und war beeindruckt. So groß habe er sich das nicht vorgestellt, beteuerte der Präsident freimütig.

Roland und Franz Mack führten von Weizsäcker durch den Park.

Er plauderte mit den Holzschnitzern im russischen Themenbereich und ging auf Besucher ein, die ihn ansprachen. Richard von Weizsäcker galt als einer der beliebtesten Bundespräsidenten in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Beim Rundgang durch den Europa-Park wollte er wissen, wie es denn überhaupt zum Thema Europa gekommen sei. Aufmerksam hörte er sich an, wie ihm Franz und Roland Mack und auch der Architekt der europäischen Themenbereiche, Ulrich Damrau, die Geschichte des Europa-Park erzählten. „Immer mit einer gewissen Distanz, aber keine Spur von arrogant oder überheblich wirkte er“, erinnert sich Roland Mack heute.

»Ich bin wirklich dankbar, dass ich im Europa-Park solch eine großartige Persönlichkeit kennenlernen durfte. Richard von Weizsäcker war ein großer Europäer, der das Nachkriegsdeutschland geprägt hat,wie kaum ein anderer, großer Staatsmann.«

Roland Mack

Verschmitzt hob von Weizsäcker an jenem sonnigen Septembertag einen kleinen Kürbis vom Boden auf und fragte nach, was es denn mit den vielen Kürbissen auf sich habe, die als Herbstdekoration zu Tausenden im Europa-Park verteilt waren. Roland Mack: „Ich bin wirklich dankbar, dass ich im Europa-Park solch eine großartige Persönlichkeit kennenlernen durfte. Richard von Weizsäcker war ein großer Europäer, der das Nachkriegsdeutschland geprägt hat wie kaum ein anderer großer Staatsmann.“ Der Fall der Mauer lag in seiner Amtszeit. Letztlich ist in dieser Phase Deutschlands mit der Öffnung des Ostens und mit der Wiedervereinigung auch der Grundstock zum großen wirtschaftlichen Erfolg des Europa-Park gelegt worden. „Uns haben sich im Osten Deutschlands und in den osteuropäischen Ländern vollkommen neue Besucherpotenziale erschlossen,“ erinnert sich Roland Mack.Treffend nannte Joachim Gauck von Weizsäcker einen „väterlichen Freund der Deutschen“.

Ein Bundespräsident, der fast alle Deutschen jenseits von Parteizugehörigkeiten für sich vereinnahmte. Michael Stürmer schrieb zum Abschied im Leitartikel in der „Welt“: „Richard von Weizsäcker wird dem Land fehlen – wie die ganze Generation, die in diesen Jahren Abschied nimmt.“ Europa-Park-Gründer Franz Mack war gleich alt wie Richard von Weizsäcker. Franz Mack ist am Tag der deutschen Einheit im Jahr 2010 gestorben.

Horst Koppelstätter

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