Bis die Geige glüht

Großartiger Auftritt von Stargeiger David Garrett, Botschafter der José Carreras Stiftung, im Europa-Park

Sein Lächeln ist so unwiderstehlich wie sein Geigenspiel. Kaum jemand verzaubert seine Zuhörer in dem Maße wie der junge Stargeiger David Garrett und das war im Europa-Park nicht anders, als Garrett zur 20. José Carreras-Gala seine Geige zum Leben erweckte, während die Zuschauer gebannt und mucksmäuschenstill auf ihren Plätzen lauschten. „Ich kenne José Carreras schon seit Ewigkeiten, habe oft mit ihm zusammen gearbeitet und sehe mich wirklich inzwischen als einen Teil dieser Stiftung. José hat mich gefragt, ob ich mich mit einbringen könnte. Im Laufe der Zeit habe ich viele Kinder kennen gelernt, deren Schicksale mich sehr bewegt haben. Es war eine Gefühlsentscheidung, mich als Botschafter für die Stiftung zu engagieren“, erläutert der Weltstar.

                                                                         Der charmante Geiger bringt auch Moderatorin Nina Eichinger und José Carreras zum Lachen.

Es ist ihm ein echtes Herzensanliegen, den weltberühmten Tenor Carreras in seinem Kampf gegen Leukämie zu unterstützen. Aus seiner jüngsten CD „Timeless Brahms & Bruch Violin Concertos“ präsentiert Garrett virtuos und einfühlsam ein Stück dieser meisterhaften Violinkonzerte. Kaum löst er den Bogen von den Saiten, bringt er mit seinem betörenden Lächeln selbst die versierte Moderatorin Nina Eichinger kurz ins Straucheln, dann eilt er schon bereitwillig ans Spendentelefon, nimmt beherzt den Hörer in die Hand und die eingehenden Anrufe entgegen.

Nicht zuletzt, weil die Stars selbst zum Hörer greifen, werden Rekordsummen erzielt. 3,2 Millionen Euro kamen an dem außergewöhnlichen Konzertabend zusammen und werden von der Carreras-Leukämie-Stiftung für Forschungszwecke ausgegeben, aber auch um erkrankten Patienten ausgefallene Wünsche zu erfüllen, wie beispielsweise einen Besuch bei Stargeiger David Garrett, damit sie wieder Kraft für die langwierige Behandlung schöpfen. Garrett ist von dieser guten Sache überzeugt. Er kommt, so oft es ihm sein enger Zeitplan erlaubt, um bei seinem Freund Carreras aufzutreten. Legendär war das Zusammenspiel mit Tenor Carreras und Sänger Udo Jürgens, das Garrett 2011 beim Finale der Gala in Leipzig auf der Geige begleitete.

Rund um den Globus jubeln ihm die Fans zu. Das besondere an ihm ist, dass er genauso gut und intensiv ein klassisches Geigenstück spielt wie einen Rocksong. „We will rock you“, der legendäre Queen-Song, klingt bei David Garrett zwar ganz anders, aber eben auch total fantastisch! Garrett interpretiert in einem Atemzug sowohl Bach als auch AC/DC auf seiner Geige. Er zupft, tupft und streicht sein Instrument mit dem Bogen und den Fingern. Musik ist ihm ein sehr emotionales Erlebnis und trotz seines weltweiten Erfolges hat der Star die Bodenhaftung nicht verloren.

Zum 20. Jubiläum der Carreras-Gala hat Garrett nicht nur auf der Bühne fantastisch Geige gespielt, sondern noch bei der United Charity Aktion mitgemacht. Für 14.000 Euro hat ein Ehepaar ein exklusives Essen im Spiegelzelt des Europa-Park mit Stargeiger David Garrett ersteigert. Der Erlös geht komplett an die Carreras-Stiftung und kommt somit Leukämiekranken zugute. „Ich werde mir etwas Besonderes für das Paar einfallen lassen und ihnen ein individuelles Ständchen bringen“, verrät der Star.

Auf der Bühne gibt sich David Garrett immer ganz locker und ohne Allüren. Er lacht, ist gut gelaunt und spielt so routiniert wie charmant. Garrett hat selbst schon leukämiekranke Fans besucht und empfangen, die ihm Backstage bei den Proben ganz nah zuschauen durften. „Wenn ich damit jemandem Mut machen kann, freut mich das sehr“, sagt der langhaarige Geiger.

Er hat die außergewöhnliche Begabung, den Menschen die Ohren zu öffnen für die Schönheit der Musik

Er hat die außergewöhnliche Begabung, den Menschen die Ohren zu öffnen für die Schönheit der Musik und er hat gezeigt: Mit der Geige ist kein Spieler auf Klassik festgelegt. 1999, auf dem ersten Höhepunkt seiner klassischen Karriere, fasst der junge Mann den Beschluss, Europa zu verlassen. Er nimmt den Nachnamen seiner Mutter an und besucht die renommierte Juillard School in New York. „Ich konnte so für mich als junger Erwachsener das Instrument, das mir aufgrund meines Talents von Kindesbeinen an zugedacht war, noch einmal ganz neu und sehr reflektiert zurückerobern“, erinnert sich Garrett.

Inzwischen ist der Weltstar nicht mehr zu bremsen. Auf jedem Kontinent füllt er riesige Hallen, zu Hause fühlt er sich jedoch in New York. Seine Fans lieben ihn, seine Auftritte sind ein Erlebnis. Tempo ist kein Problem für David Garrett, der von 2008 bis 2010 im Guiness Buch der Rekorde als schnellster Geiger eingetragen war: Er spielte 13 Noten pro Sekunde! Während seiner Konzerte geht Garrett durch die Reihen, spielt auswendig völlig sicher, auch kniend vor seinen Fans. Dafür braucht er eine gute Kondition und macht regelmäßig Cardiotraining.

Die Show stimmt immer, interpretiert er von den Beatles „Yesterday“ auf der Geige, dann werden Fotos aus seiner Kindheit projiziert: Man sieht den Star mit seinen Eltern im Urlaub, auf der Couch beim Vorlesen oder in den Bergen. Mit flinken Fingern bearbeitet er sein Holzinstrument, bis es beinahe zu glühen beginnt, dabei fallen ihm die Strähnen neckisch ins Gesicht.

UB

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