„Wir denken beide an die nächste Generation“

Mit dem Dänen Andreas Andersen steht erstmals seit Roland Mack wieder ein Europäer an der Spitze des Weltverbandes der Freizeitindustrie IAAPA

Porträt eines Juristen, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat / Gemeinsamkeiten mit der Familie Mack und dem Europa-Park
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Seinen ersten Besuch eines Freizeitparks im Tivoli von Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen hat Andreas Andersen nie vergessen: „Ich muss Drei oder Vier gewesen sein“, erinnert er sich. „Die Fahrten, die Gerüche, die Geräusche – ich weiß noch sehr genau, wie aufgeregt ich war.“ Inzwischen hat Andersen hunderte von Freizeitparks auf der ganzen Welt besucht, seit 2011 leitet er den Freizeitpark Liseberg mitten im schwedischen Göteborg und mittlerweile steht er mit an der Spitze der weltweiten Freizeitbranche: Seit Ende 2017 ist der 1971 geborene Däne Präsident des Weltverbandes der Freizeitindustrie IAAPA (International Association of Amusement Parks and Attractions), in dem sich rund 5.500 Unternehmen aus mehr als 90 Ländern austauschen. Er ist damit nach fünf Jahren wieder der erste Europäer in diesem renommierten Amt nach Europa-Park Chef Roland Mack, der bis 2012 ein Jahr lang IAAPA-Präsident war. Mack machte damals Sicherheit zu seinem großen Thema. Daran knüpft Andersen an: „Sicherheit ist nach wie vor sehr wichtig“, betont er. „Zudem kümmere ich mich besonders um Nachhaltigkeit.“ Insgesamt sieht er die Branche vor einer „glänzenden Zukunft“, aber sie müsse sich auf immer schnellere technologische, kulturelle und auch soziale Veränderungen einstellen.

„Die größte Leistung von Roland und Jürgen Mack ist aber nicht der Park, sondern sind ihre Kinder. Sie können sehr stolz sein“

Dass Andersen diese Zukunft an vorderster Stelle mitgestaltet, entspricht nicht unbedingt einem lange gehegten Karriereplan. Andersen ist von Haus aus Jurist und arbeitete im dänischen Finanzministerium. In die Freizeitpark-Branche kam er als Quereinsteiger, zunächst als Unternehmensanwalt für den Kopenhagener Tivoli und später als Leiter des europäischen IAAPA-Büros in Brüssel. „Sozusagen habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht“, sagt er. Schon in seiner Tivoli-Zeit traf Andersen erstmals Roland Mack, während der IAPPA-Präsidentschaft Macks arbeiteten beide eng zusammen: „Der Europa-Park ist einer der besten Freizeitparks der Welt, ich habe die höchste Achtung vor der Familie Mack und bin sehr dankkbar für ihre Freundschaft“, sagt Andersen – und fügt hinzu: „Die größte Leistung von Roland und Jürgen Mack ist aber nicht der Park, sondern sind ihre Kinder. Sie können sehr stolz sein.“

Welchen Stellenwert Andersen hat, zeigt sich insbesondere auch daran, dass er als Ausländer Liseberg leitet. Denn der bereits 1923 eröffnete und mit jährlich mehr als drei Millionen Besuchern größte Freizeitpark Nordeuropas gilt als nationaler Schatz Schwedens. „Ich war wirklich überrascht, als ich den Job bekam“, sagt Andersen. Schon 1996 hatte er sich zum ersten Mal zu einem Besuch in den von Kopenhagen über 300 Kilometer entfernten Park aufgemacht, mit einem ganz bestimmten Ziel: die damals ganz neue Achterbahn „HangOver“ wollte er unbedingt ausprobieren. In einer Zeit, als das Internet noch in den Kinderschuhen steckte, stellte der Achterbahnfan erst vor Ort fest, dass sich die angekündigte Eröffnung verspätete. Dennoch: „Ich verliebte mich sofort in Liseberg“, schwärmt Andersen. Zwischen dem schwedischen Park und Mack Rides, dem zweiten Unternehmensstandbein der Familie Mack, bestehen seit Jahrzehnten geschäftliche Verbindungen. 2014 lieferte Mack Rides Europas längsten Coaster mit Inversionen nach Liseberg. „Wir haben noch weitere Mack-Attraktionen“, sagt Andersen. „Und ich hoffe sehr, es werden noch mehr.“ Auch mit Blick auf die grundsätzliche Ausrichtung sieht er Gemeinsamkeiten: „Da der Europa-Park in Familienbesitz ist und Liseberg im Besitz der Stadt, werden beide Parks mit einer langfristigen Perspektive geführt. Wir denken immer auch an die Generation, die nach uns kommt.“

Von Christoph Ertz