Fritz Keller im Portrait

Gespräch mit dem erfolgreichen Winzer, Weinhändler, Gastronom und Präsidenten des SC Freiburg

Auf der Fahrt nach Vogtsburg-Oberbergen werden die Straßen langsam enger, rechts und links tauchen die typischen Weinterrassen des Kaiserstuhl auf. Ein Naturerlebnis wie aus dem Bilderbuch, dazwischen schmiegen sich die kleinen Dörfer an die Weinberge. Ein Naturparadies, bekannt für seine blühenden Mandelbäume, farbenprächtigen Vögel wie den Bienenfresser und wunderschöne Wanderwege entlang sonnenverwöhnter Rebhänge. Ein kleines Schild weist den Weg zum Weingut Franz Keller, benannt nach dem inzwischen verstorbenen legendären Pionier und Weinmacher vom Kaiserstuhl, dessen Sohn Fritz wir heute zum Interview treffen. Gerade ist er zum „Weinunternehmer des Jahres“ gekürt worden. Er hat nahezu alles erreicht, der 57-jährige Unternehmer, der seit Jahren auch Präsident des Bundesligisten SC Freiburg ist. Mit dem Europa-Park verbindet die Familie Keller eine langjährige Freundschaft.
Der Blick auf das nagelneue Weingut der Kellers ist zunächst eine Überraschung: Das Gebäude in Terrassenform fügt sich nahtlos in die herrliche Landschaft ein. „Wir haben das Weingut in den Löss versenkt“, sagt der Freiburger Architekt Michael Geis zu seinem Meisterstück mitten in den Reben. Natur und Architektur verschmelzen miteinander. Fritz Keller kommt in seinem offenen Oldtimer Mercedes SL vorgefahren. Selbst das Auto fügt sich in die Landschaft. Fritz Keller begrüßt die Gäste herzlich und genau so liebenswert die Henne Berta, die mit ihrer ganzen Hühnerschar und einem glücklichen Hahn frei herumspaziert. Glückliche Hühner in einem glücklichen Landstrich. Später im Gespräch bringt es Fritz Keller auf den Punkt: „Wir leben von und für die Natur.“ Eine Philosophie mit hohem Anspruch.

Sind Menschen in Regionen, wo Wein wächst, glücklicher?

Fritz Keller: In jedem Falle, ich bin ja nicht nur Weinerzeuger, sondern auch Weinhändler und habe sehr intensiven Kontakt zu vielen Kollegen in ganz Europa. Größere Glückgefühle in Weinregionen färben nicht nur auf die Menschen, die dort leben ab, sondern auch auf die Besucher, die dort hinkommen. Sehen Sie doch unsere großartige Landschaft hier am Oberrhein und auch speziell am Kaiserstuhl. Hier herrscht sicherlich eine andere Stimmung als an Orten, an denen Mais oder Weizen in großen Mengen angepflanzt wird. Wir leben hier am Kaiserstuhl auf einer Insel, in einem Paradies. Alles, was man hier in den Boden steckt, das wächst. Das meiste davon können wir trinken oder essen und genießen. Das bringt einen anderen Menschenschlag mit sich.


Sie sind hier geboren und aufgewachsen …

Keller: … ich bin in Freiburg geboren. Aber ich bin auch raus in die Welt und tue es heute immer noch. Umso mehr merke ich, wie schön unsere Region hier ist. Südbaden, der Schwarzwald, der Kaiserstuhl, der Rhein, einfach unvergleichlich.


Wie und wo haben Sie den WM-Sieg der deutschen Fußball-Nationalelf gefeiert?

Keller: Ich war in Rio und habe mich zwei Tage vorher auf den Weg gemacht. Ich habe dort viele Sportler und Unternehmer getroffen und dann dieses große Endspiel im Maracana-Stadion zusammen mit 75.000 Zuschauern. Ein großartiges Erlebnis. Einfach unbeschreibbar, unvergesslich. One time in a life, ein Traum. Was hat doch Fußball für eine Kraft, die auf einmalige Weise Menschen verbindet. Das ist faszinierend. Auch wie sich unsere Jungs verhalten haben. Etwa nach dem 7:1-Sieg gegen Brasilien, den Gegner in den Arm zu nehmen. Welch schöne Gesten, die vom Herzen heraus kamen: Trost für den Gegner statt Siegerposen. Das kann man nicht vorbereiten. Das waren mit die wichtigsten Bilder, die wir im Fußball der vergangenen Jahre gesehen haben. Dass wir dann auch noch Weltmeister geworden sind, haben sich die Jungs auch hochverdient. Aber wir sehen deutlich, dass Fußball noch viel mehr ist als ein sportliches Kräftemessen.

Wie haben Sie Brasilien erlebt?

Keller: Die Brasilianer sind unglaublich fußballbegeistert und auch sehr freundlich. Ich bin am Morgenam Strand entlang gejoggt und hatte das Trikot des SC-Freiburg an. Da sind viele auf mich zugegangen, haben mich abgeklatscht, haben mir was zu Trinken angeboten, mich eingeladen. Unglaublich herzlich. Fußball ist eine wunderbare große Familie und Gemeinschaft. Es ist zwar ein Spiel zwischen Gegnern, aber verbindet doch weitaus mehr als es trennt.


Was bedeutet Ihnen das Präsidentenamt beim SC Freiburg?

Keller: Es geht um Menschen. Wir sind einer der erfolgreichsten Ausbildungsvereine in Deutschland. Wir dürfen junge Menschen begleiten. Dabei ist klar, dass die wenigsten wirklich im Profifußball landen. Maximal drei Prozent werden Bundesligaspieler. Die anderen gehen in andere Berufe. Das heißt, unsere Aufgabe ist es auch, diese jungen Sportler auf andere Aufgaben in unserer Gesellschaft vorzubereiten. Ich freue mich immer wieder, wenn ein ehemaliger Fußballschüler von uns in der Wirtschaft Karriere macht. Das ist übrigens gar nicht so selten. Junge Menschen lernen bei uns Teamwork, sie erkennen, dass sich Leistung lohnt. Und sie lernen, verlässlich zu sein. Fußballer lernen Siegen, aber auch Verlieren. Das ist sehr wichtig auch fürs spätere Berufsleben. Auch der anständige Umgang miteinander und die soziale Kompetenz gehören dazu.


Und was sagen Sie zu Jogi Löw, der ja auch aus dieser Region stammt und hier lebt?

Keller: Jogi Löw ist unser Ehrenspielführer beim SC Freiburg. Er ist immer noch unser Torschützenkönig. Er war ja lange Zeit bei uns. Er ist ein Südbadener durch und durch. Das merkt man auch an seiner Sprache. Er macht nie einen Hehl daraus, dass er von hier aus dem Südwesten kommt.


Was ist für Sie das Besondere am SC Freiburg?

Keller: Wir leben in einer Gegend, in der wir keine Großindustrie haben. Uns wird das Geld nicht automatisch nachgeworfen. Wir mussten immer extrem haushalten. Unsere einzige Chance war und ist, ein Geschäftsmodell zu entwickeln, von dem wir langfristig profitieren können. Das Geschäftsmodell gleicht dem eines Winzers: Nicht nur an heute denken, sondern auch an morgen. Aber durchaus mit Lebensfreude. Konkret: Kaufen können wir die Spieler nicht, also bilden wir sie aus. Unsere Rebstöcke brauchen auch ein paar Jahre, bis daraus Topweine werden können und so ist es bei den Fußballspielern auch. Jetzt nach der Weltmeisterschaft in Brasilien wird es nochmal einen neuen Schub für Jugendliche geben, Fußball zu spielen. Davon bin ich überzeugt. Wir müssen Kindern aber immer möglichst viele individuelle Entfaltungsmöglichkeiten geben, also auch musische, technische oder sprachliche Begabungen erkennen und fördern.

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Eigentlich ist der SC Freiburg ein mittelständisches Unternehmen ...

Keller: ... klar, unser Weingut ist ein Familienunternehmen und der SC Freiburg wird wie ein Familienunternehmen geführt. Es gilt: Eine Generation hat für die nächste Generation etwas zu leisten. Genau das macht es aus, das kleine Betriebe schneller wachsen lässt als Kapitalgesellschaften.


Was kann denn ein Konzern von einem Familienunternehmen lernen?

Keller: Das Familienunternehmen denkt in Generationen und hat mehr inneren Antrieb. Jeder in der Familie gibt etwas mehr Energie. Diese Atmosphäre müssen wir uns in Deutschland erhalten. Nochmal zum Fußball: Ein guter Fußballer ist nicht neidisch auf einen anderen Spieler, der besser ist. Er bewundert ihn und freut sich mit ihm. So sollte es in der Wirtschaft auch sein. Neid hemmt vieles in unserer Gesellschaft. Wir müssen Spaß an Leistung haben. Das ist eine Kernaussage, die wir vom Fußball lernen können.


Was ist Ihre Vision für die Zukunft des SC Freiburg?

Keller: Der erste Schritt ist: Wir wollen so lange wie möglich in der ersten Bundesliga bleiben. Dazu brauchen wir ein kleines gesundes Wachstum, um unsere Topspieler länger zu halten. Um das zu erreichen, müssen wir ein neues Stadion bauen. Das brauchen wir für die Zukunft. Nur so können wir im Profifußball überleben.


Welche Bedeutung hat für den SC Freiburg die Partnerschaft mit dem Europa-Park

Keller: Der Europa-Park ist einer unserer ersten, besten und treuesten Partner. Schon in den Anfangsjahren auch ohne die großen Erfolge beim SC war der Europa-Park dabei. Aber vor allem, was zählt: Auch als wir in die Zweite Liga abgestiegen waren, ist der Europa-Park Partner geblieben. Wir glauben beide aneinander, es ist einfach großartig. Als Südbadener bin ich stolz, mit der Familie Mack befreundet zu sein, die in vielfacher Hinsicht Vorbild ist. Roland Mack hat immer wieder neue Visionen und neue Ideen. Dass das Feinschmecker-Restaurant Ammolite einen Michelin- Stern bekommen hat, ist doch eine unglaubliche Leistung in einem Freizeitpark. Aber auch die Qualität der Hotels ist enorm. Jedes Jahr geht es noch weiter nach oben und das bei jährlich fünf Millionen Besuchern. Unsere Region und auch Freiburg können gar nicht dankbar genug sein, für das, was von der Familie Mack mit allen Mitarbeitern geleistet wird.


Was schätzen Sie persönlich im Europa-Park besonders?

Keller: Besonders gefällt mir, dass der Europa-Park Lebensfreude vermittelt. Es ist nichts kopiert, sondern alles sind Unikate mit unglaublich viel Liebe zum Detail. Alles ist echt und mit Qualität entstanden. Es ist für jeden Geldbeutel etwas dabei, dann die Natur. Das bringt die Menschen jeder Generation zusammen. Ich sehe sehr viele Gemeinsamkeiten zwischen dem Europa-Park und dem SC Freiburg.


Was bedeutet Genuss für Sie persönlich?

Keller: Genuss hat etwas mit Seele zu tun. Wer nicht genießen kann, kann auch nicht lieben …

Horst Koppelstätter
Quelle: YouTube
Fritz Keller
Jahrgang 1957, leitet in dritter Generation das Weingut Franz Keller in Vogtsburg-Oberbergen am Kaiserstuhl. Zum Gesamtunternehmen gehören neben dem Weingut Franz Keller das Restaurant und Hotel Schwarzer Adler, das Winzerhaus Rebstock, die „KellerWirtschaft“ und der Import exklusiver Weine. Keller ist ausgebildeter Winzer-, Küfer- und Kellermeister. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Seit 2010 ist Keller Präsident des Fußballbundesligisten SC Freiburg.

"Schwarzer Adler"
Das Traditionsrestaurant "Schwarzer Adler" ist seit 1969 ununterbrochen mit einem Michelinstern ausgezeichnet. Geboten wird eine exzellente Kombination aus badischer und französischer Küche. Das Hotel Schwarzer Adler zählt seit 2006 zum renommierten Hotelverbund „Small Luxury Hotels of the World“.

www.franz-keller.de