Unsere Zukunft ist europäisch

Gespräch mit dem Rektor der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Professor Hans-Jochen Schiewer

Weshalb ist das Deutschland-Stipendium so wichtig?
Professor Hans-Jochen Schiewer: In unserem Land ist Bildung der wichtigste „Rohstoff“. Eine der wichtigsten Aufgaben der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg ist es daher, Studierenden eine exzellente Bildung mit auf den Weg zu geben und sie gleichzeitig auf die ständig neuen Herausforderungen der Gesellschaft und des Arbeitsmarktes vorzubereiten. Aber ein Studium bedeutet für uns nicht nur Wissensvermittlung, sondern die Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit und die individuellen Fähigkeiten zu entwickeln. Mit der Teilnahme am Deutschland-Stipendium möchte die Universität Freiburg dazu beitragen, dass begabte junge Menschen ein Studium ergreifen und erfolgreich abschließen können.

Wieviele Stipendiaten dazu gibt es an der Universität Freiburg?
Schiewer: Dank zahlreicher großer und kleiner Spenden von Unternehmen, Stiftungen und insbesondere engagierter Privatpersonen – wozu wir
auch unseren Ehrensenator Dr.-Ing. h.c. Roland Mack zählen dürfen – können wir im kommenden Jahrgang 2018/19 rund 150 Deutschlandstipendien zuteilen. Damit ermöglichen wir jungen Menschen, sich an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg auf ihr Studium zu konzentrieren und die Freiräume, die ihnen diese entscheidende Lebensphase bietet, sinnvoll zu nutzen – beispielsweise für ein soziales Engagement.

Welche jungen Menschen bekommen die Chance auf diese Förderung?
Schiewer: Wir investieren die Spenden in hochmotivierte Studierende, die sich um ein Deutschland-Stipendium an der Universität Freiburg beworben haben. Ein Jahr lang erhalten dann ausgewählte, leistungsstarke und engagierte Studierende 300 Euro im Monat. Das Besondere an diesem Stipendium ist: Die Bundesregierung verdoppelt jeden gespendeten Euro, so dass unsere Förderer quasi zum halben Preis ein ganzes Stipendium finanzieren.

Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron hat in einer Grundsatzrede zu Europa die Einrichtung von Universités Européennes vorgeschlagen. Wie sehen Sie diese Initiative?
Schiewer: Diese Initiative ist sehr wichtig für Europa. Europäische Universitäten können der europäischen Idee wieder neuen Aufschwung verleihen. Wir brauchen junge, überzeugte Europäerinnen und Europäer. Die wiederum brauchen gelebte europäische Erfahrungen. Europäische Universitäten können genau dies bewirken.

Wie ist die Region am Oberrhein auf solch eine Initiative vorbereitet?
Schiewer: In unserer Region haben wir einen guten Vorsprung. Die Universitäten Basel, Freiburg, Haute-Alsace und Strasbourg sowie das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) bilden einen einzigartigen Universitätsverbund, genannt „Eucor – The European Campus“. Wir sind bereits seit 2015 eine gemeinsame europäische Rechtsperson und auf dem Weg zu einer Europäischen Universität schon ein gutes Stück voraus. Die Universitäten in Deutschland, Frankreich und der Schweiz funktionieren recht unterschiedlich. Wir bauen nun grenzüberschreitende Strukturen, die die Zusammenarbeit in Forschung und Lehre vereinfachen, und wir planen unsere Zukunft gemeinsam.

Warum ist Europa für unsere Zukunft so wichtig?
Schiewer: In unserem globalisierten Alltag wird Europa immer mehr zum Fels in der Brandung. Die meisten Probleme machen an einer Grenze nicht halt. Ob in politischen, wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Fragen: Nationale Antworten werden der gelebten Wirklichkeit nicht mehr gerecht. Und um in der Welt gehört zu werden, müssen wir Europäer mit gemeinsamer Stimme sprechen. Das gilt übrigens ganz besonders für die Wissenschaft, die hier eine Vorreiterrolle einnehmen kann. Ich sage daher mit voller Überzeugung: Unsere Zukunft ist europäisch!

Was schätzen Sie an der Zusammenarbeit mit dem Europa-Park?
Schiewer: Der Europa-Park ist als hervorragend geführtes Vorzeigeunternehmen mit seiner regionalen und internationalen Strahlkraft ein wichtiger Stakeholder und Botschafter für uns. Plattformen wie die Science Days sind für die Universität Freiburg und ihre Wissenschaftler und Wissenschaftsbereiche ein gutes Sprachrohr. Darüber hinaus ist der Europa-Park ein wichtiges Zugpferd mit Vorbildcharakter, wenn es darum geht, weitere Partner mit unserer europäischen Idee zu „infizieren“.

Von Horst Koppelstätter