Tour de Afrika

Zwei Freiburger Studenten und Europa-Park-Fans bereisen den afrikanischen Kontinent von Süd nach Nord

Abenteuer auf Fahrrädern für einen guten Zweck / Die Eindrücke pendeln zwischen Überraschung und Überwältigung / Vortrag im Europa-Park

Sand, überall Sand – mit Blick aus dem Flugzeugfenster wird es Benjamin Beyersdorf und Felix Fach mulmig. Der Süden Afrikas huscht als Mondlandschaft unter ihren Blicken dahin. Dort sind wir bald unterwegs? Monatelang, vielleicht ein Jahr? Mit Fahrrädern, Zelt und leichtem Gepäck! Ab dem Kap der Guten Hoffnung wollen die Freiburger Studenten den afrikanischen Kontinent von Süd nach Nord auf dem Drahtesel durchqueren, so ihr Plan. Dafür haben sie sich von ihrem Medizin- beziehungsweise Politik-Studium freistellen lassen. Das mulmige Gefühl wird nach der Landung in Kapstadt noch verstärkt, als Beyersdorf und Fach die ersten Kilometer auf ihren niegelnagelneuen Fahrrädern abspulen – und plötzlich für Europäer ungewohnte Verkehrsteilnehmer die Straße kreuzen: Straußenvögel. „Vor Schreck konnten wir nicht richtig bremsen und haben uns beide mit den Fahrrädern abgelegt“, erinnern sich Beyersdorf und Fach – und müssen immer noch lachen. Nach dieser Begegnung und mit der zunehmenden Kilometerzahl auf afrikanischem Boden schmilzt das mulmige Gefühl wie Eis in der Sonne. Heute, mehr als ein Jahr nach ihrem großen Abenteuer, bleiben begeisterte Eindrücke – und ein für Nichtkenner Afrikas sicher überraschendes Fazit: „Wirklich brenzlig wurde es nicht“, sagen die beiden 23-Jährigen.

 

Was sie zu berichten haben, lässt sich aber nicht nur in einem Fazit einfangen – viel zu viele Einblicke offenbarte ihnen Afrika Tag für Tag. „Wir haben sogar Menschen getroffen, die vorher noch nie Weiße gesehen hatten.“ Einerseits erlebten sie eine Bestätigung nördlicher Klischees. „Überall sind Kinder“, sagt Beyersdorf. „Beispielsweise in Sambia und Malawi liegt das Durchschnittsalter bei 16, 17 Jahren.“

In Sambia wurden sie auch am deutlichsten mit Korruption konfrontiert, als der Zutritt ins Land nur mit einem Obolus an die „Grenzschützer“ möglich war. Armut blieb ein ständiger Begleiter. „Besonders in den Dörfern“, erläutert Fach. „Die Menschen leben in selbstgebauten Lehmhütten, halten etwas Vieh, doch sie haben fast keinerlei Besitz. Auch medizinische Versorgung gibt es so gut wie nicht.“ Verpasste Chancen lernten sie ebenfalls kennen: „Jemand hat uns erklärt, dass man mit den Stromschnellen des Kongo so viel Strom erzeugen könnte, dass sich damit der ganze Bedarf Großbritanniens abdecken ließe – doch solche Projekte werden nicht realisiert.“

Darüber hinaus aber pendeln die Eindrücke zwischen Überraschung und Überwältigung. „Wie bei vielen hatten auch wir vor unserer Reise ein gleichförmiges Bild von Afrika“, so die Studenten. „Doch das stimmt keinesfalls, Afrika ist unglaublich bunt. Jedes Land, durch das wir kamen, hat einen eigenen Charakter.“ Und so gut wie bei jedem Tritt in die Pedale begegnen ihnen Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft. Etwa wenn sie am Ende einer im Schnitt rund 130 Kilometer langen Tagestour in irgendein Dorf einfahren, ist die Reaktion schlicht ergreifend. „Stets liefen alle Bewohner zusammen und haben uns und die Fahrräder buchstäblich haargenau begutachtet“, berichten sie. „Gleich wurde gescherzt und gelacht, fast nie war es unangenehm, obwohl die Leute immer fast alles anfassen mussten. Und immer haben sie uns Wasser und Essen gegeben, wobei das Essen in den südlichen Ländern fast durchgehend aus einem nicht gerade schmackhaften, ungesalzenen Maisbrei bestand.“ Die Begegnungen zeigen auch, dass Menschen gar nicht viel brauchen, um sich zu verstehen: „Außer in den großen Städten spricht so gut wie niemand Englisch und versuchen Sie mal in Zeichensprache jemand den Wunsch nach einer Dusche zu erklären, der sich in aller Regel aus einem Gewässer von unten wäscht. Doch immer hat die Verständigung irgendwie hingehauen. “Besonders im Sudan seien die Menschen unglaublich gastfreundlich gewesen.

Insgesamt haben Fach und Beyersdorf bei ihrer Tour de Afrika mehr als 12.000 Kilometer durch neun Staaten zurückgelegt: Südafrika, Namibia, Sambia, Malawi, Tansania, Kenia, Äthiopien, Sudan und Ägypten. Die Entdeckungsreisenden fuhren durch Wüsten und Urwälder, vorbei an Seen und Flüssen, zu Metropolen wie Lusaka oder Addis Abeba und über so manchen Berg. Mitunter bedeutete die selbstauferlegte Tour auch Tortur. Durch die Namib-Wüste radeln die Studenten bei bis zu 50 Grad Celsius nahe am Kollabieren, gleich im ersten Monat müssen sie etwa 40 platte Reifen reparieren, Fach fängt sich einen Parasiten ein und ist längere Zeit krank. Negative Erlebnisse gibt es in Äthiopien, wo Bewohner mehrerer Dörfer Steine nach den offenbar für sie sehr seltsamen Radfahrern werfen. Doch letztlich ging alles gut, bereits nach viereinhalb Monaten, und damit viel schneller als erwartet, sind Fach und Beyersdorf an ihrem Ziel in Kairo – die abschließenden 600 Kilometer durch Ägypten sogar flankiert von einer Polizeieskorte. „Wahrscheinlich wollten die ägyptischen Behörden sicherstellen, dass uns nichts passiert und keine schlechten Schlagzeilen den immens wichtigen Tourismus treffen“, vermuten sie.

Aufgewachsen in Freiburg sind beide seit ihrer Kindheit große Fans des Europa-Park. Und wie Deutschlands größter Freizeitpark längst nicht nur für das pure Vergnügen steht, haben sie ihr Abenteuer mit einer sozialen Aktion verbunden. Über einen Internetblog beschrieben sie ihre Tour und riefen zu Spenden für „Ärzte ohne Grenzen“ auf. Mehr als 14.000 Euro sind bei der weiterhin laufenden Aktion bereits zusammengekommen: „In Namibia hat uns sogar ein Bettler das gegeben, was er gerade zusammen hatte.“

Facts
Tour de Afrika - von Südafrika bis Ägypten
12.000 Kilometer durch neun Staaten:
Südafrika, Namibia, Sambia, Malawi, Tansania, Kenia, Äthiopien, Sudan, Ägypten
Internet-blog: www.africaalive.de
Spenden für Ärzte ohne Grenzen
Vortrag im Europa-Park:
Über ihre abenteuerliche Afrika-Tour berichten Benjamin Beyersdorf und
Felix Fach demnächst auch bei einem Vortrag im Europa-Park. Den Termin
(voraussichtlich im Herbst) entnehmen Sie bitte den Veranstaltungshinweisen
des Europa-Park.