"Deutschland ist toll"

... findet der französische Komiker "Alfons"

Die Deutschen machen alles rischtisch, bis auf die Socken in den Sandalen, lacht „Alfons“. Seit 23 Jahren lebt der Franzose nun schon in Deutschland und er will so lange bleiben, bis er die Deutschen verstanden hat. „Das kann noch dauern“, beteuert er. Zu Anfang ist es ihm noch schwer gefallen, zum Beispiel musste er lernen, dass Verkehrschilder hier nicht nur reine Dekoration sind. „In Frankroisch wartet kein Fußgänger an einer roten Ompel. Aber, in Hamburg, wo isch wohne, muss isch stehen bleiben, auch wenn weit und breit kein Auto kommt“, erklärt der Komiker, der eigentlich Emmanuel Peterfalvi heißt und schon als Jugendlicher mit seinem Kassettenrecorder „Umfragen“ durchgeführt hat. Mit Freunden betrieb er in einem Vorort von Paris einen Piratensender. Nach seiner Ausbildung als Ingenieur für Kommunikationstechnologie kam er 1991 zum Militärdienst nach Hamburg. Drei Jahre später hatte er seine ersten Auftritte im deutschen Fernsehen, schon bald mit dem grauen Puschel als Markenzeichen. Als Klischee-Franzose mit starkem Akzent führt er auf der Straße seine Umfragen durch. Sein Outfit ist immer dasselbe: beiges, zugeknöpftes Poloshirt und eine grell orangefarbene Trainingsjacke.

Ob das jetzt Comedy sei oder Kabarett, ist dem 1967 geborenen Franzosen egal. Der Mann mit den blauen Augen, die so verschmitzt funkeln können, mag nicht in Schubladen gesteckt werden. Er scheut sich nicht davor, die Abschiebung der in Frankreich lebenden Schülerin Leonarda in das Kosovo anzuprangern oder die katastrophalen Arbeitsbedingungen, unter denen in Kartar gerade für die Fußballweltmeisterschaft gebaut wird.Meist gibt es mit ihm jedoch jede Menge zu lachen, zumal, wenn er darüber plaudert, dass die Franzosen Weltmeister in der Erotik seien und die Deutschen dafür Weltmeister im Patente einreichen.

„Hört auf zu meckern, Deutschland ist toll!

„Alfons“ beobachtet neugierig und fragt nach. Allerdings muss er schon mal zwölf Stunden lang dieselbe Frage stellen („Man sagt, die besten Ideen kommen einem auf dem Klo, stimmt das? Nehmen Sie Abführmittel? Würden Sie sich für die deutsch-französische Freundschaft kreuzen lassen?“), bis er die passenden Antworten hat. Seine Filme sind alle „echt“, keine Antwort wird einem Passanten in den Mund gelegt. Wer sich die drei Minuten Spots ansieht, staunt und lacht auch mal beschämt. Doch „Alfons“ lenkt sofort ein: „Hört auf zu meckern, Deutschland ist toll! Ich komme nach Frankreich und meine Freunde sind schockiert, weil ich bin pünktlisch und mache für alles einen Plan.“ Und die Deutschen seien Meister im Vorschriftenmachen: Ein Tempel der Vorschriften sei der Schrebergarten, erzählt „Alfons“ und gerät ins Schwärmen. Auch dort hat er seine Interviews geführt, ebenso wie in einem schwäbischen Wohnhaus, um die Kehrwoche zu verstehen.

Trotz Europa werden die Unterschiede zwischen beiden Nationen bleiben, da ist sich „Alfons“ sicher. Wenn er die Wahl hätte zwischen Disneyland oder Europa-Park, dann würde er Deutschlands größten Freizeitpark vorziehen, sagt der Familienvater, der sich zu 70 Prozent als Franzose und zu 30 Prozent als Deutscher fühlt und noch immer das Baguette mit Rohmilchkäse dem Vollkornbrot mit Scheibletten vorzieht und lieber Wein als Bier trinkt. „Ich habe viel Spaß mit den Deutschen und sie überraschen mich immer wieder.“

Ute Bauermeister
Weitere Infos und Filme unter:
www.alfons-fragt.de
www.puscheltv.de
Termine:
19.3.15 Reithalle, Offenburg
8.5.15 Paulussaal, Freiburg