»Das Schöne in mir«

Interview mit der amtierenden Miss Germany und Religionslehrerin Lena Bröder und dem Pfarrer für Zirkus und Schausteller Ernst Heller über Glaube, Werte, die Schönheit in der Bibel und die Rolle als Clown Gottes

Was finden wir eigentlich in der Bibel über den Begriff Schönheit?
Lena Bröder: Die Frau hat durchaus eine große Bedeutung in der Bibel. Das hat viel mit Schönheit, Idealen – und übrigens auch
mit Nacktheit – zu tun ...

Und was sagt der Pfarrer dazu?
Pfarrer Heller: Im Hohen Lied der Liebe, Kapitel vier im Alten Testament, da gibt es phantastische Szenen über die Frau und ihre Schönheit.

Können Sie eine Stelle zitieren?
Heller: „Schön bist Du, meine Freundin, ja, Du bist schön, hinter dem Schleier Deiner Augen wie Tauben. Dein Haar gleicht einer Herde von Ziegen, die herabzieht von den Bergen. Deine Zähne sind wie eine Herde frisch geschorener Schafe. Deine Lippen sind wie eine scharlachfarbene Schnur und Deine Rede lieblich. Deine Wangen sind wie ein Granatapfel. Dein Hals ist wie der Turm Davids. Deine zwei Brüste sind wie zwei junge Rehzwillinge, die unter den Rosen weiden. Bis der Tag kühl wird und die Schatten weichen, will ich zum Myrrhenberge gehen und zum Weihrauchhügel. Alles an Dir ist schön, meine Freundin.“

Schönheit ist ja auch ein Kriterium für die Miss-Germany-Wahl. Sie haben nach Ihrer Wahl sehr spontan gesagt: „Ich bin Religionslehrerin und ich bekenne mich selbstverständlich im Alltag zu meinem Glauben.“ Welche Rolle spielt der Glaube für Sie?
Bröder: Für mich ist das etwas ganz Alltägliches. Ich bin eher überrascht, dass es für viele Menschen etwas ganz Besonderes ist, zu seinem Glauben zu stehen. Für mich ist das mein Fundament, etwas, was immer da ist und nie geht. Für mich ist Glauben etwas ganz Normales.

Hatten Sie schon mal Schwierigkeiten wegen Ihres Glaubens?
Bröder: Es hat mir nie Probleme bereitet. Ich bin in der Kleinstadt Herzberg im Harz aufgewachsen. Ich war bei den Pfadfindern und bei den Sternsingern. Im Theologie-Studium war ich auch unter Gleichgesinnten und jetzt lebe ich im Münsterland, was ja bekannt dafür ist, katholisch zu sein.

»Für mich ist Glauben etwas ganz Normales.« Lena Bröder

Pfarrer Heller, wie sind Sie eigentlich Seelsorger für Zirkus und Schausteller geworden?
Heller: Ich bin damals durch Zirkuspfarrer Schönig aus Oberkirch zu dieser Aufgabe gekommen. Er war gleich für mehrere Länder – auch die Schweiz – zuständig und es war für ihn einfach zu viel. Er hat zu mir gesagt: „Du Ernst, Du bist doch ein Lustiger, Du spielst Klarinette, wäre das nichts für Dich?“ Ich habe zunächst immer wieder ausgeholfen und nach einigen Jahren bin ich sein Nachfolger geworden und habe einen engen Kontakt zur Familie Mack bekommen. So bin ich dann Zirkuspfarrer und auch der Seelsorger der Familie Mack geworden.

Sie werden auch „Clown Gottes“ genannt, weshalb?
Heller: Ich liebe den Humor, ich bin ein Witzeerzähler, ich bin ein Unterhalter. Das war ich schon als junger Religionslehrer. Ich liebe den Zirkus und vor allem die Clowns. Ich habe viele Gespräche mit Clowns hinter dem Vorhang geführt. Eines Tages hat einer gesagt: Du bist für uns der „Clown Gottes“.

»Vorleben ist mehr als das Predigen von oben herab.« Pfarrer Heller

Frau Bröder, waren Sie überrascht, dass im Europa-Park, wo jährlich mehr als 5,5 Millionen Menschen Spaß haben, mehrere Kirchen und mehrere Geistliche verschiedener Konfessionen beschäftigt sind?
Bröder: Ich komme schon seit Jahren hierher und kannte die kleine Kapelle, aber wie tief der Glaube bei der Familie Mack verwurzelt ist, habe ich erst jetzt erfahren.

Können Sie denn schon etwas über die ersten Monate im Amt der Miss Germany sagen?
Bröder: Als ich gestern wieder in die Veranstaltungshalle hier im Park gegangen bin, wo ich ja gewählt wurde, war das schon emotional. Ich bin überwältigt von der starken Nachfrage, vom Zuspruch vieler Menschen und vom unglaublich großen Medienecho. Ich war sogar auf den Katholikentag eingeladen. Ein Highlight ist auch, dass ein Buch von mir im Herder Verlag erschienen ist. Das ist doch eine große Ehre für mich: ein eigenes Buch! Der Titel lautet übrigens. „Das Schöne in mir – Mit Glaube zum Erfolg“.

Treffen mit dem Papst in Rom: Er ist ein großes Vorbild für die schöne Katholikin.

Ich möchte gerne noch auf das Thema „innere Werte“ kommen. Was verbinden Sie damit?
Bröder: Bei einer Miss-Germany-Wahl spielt natürlich alles ineinander. Das Äußere allein reicht nicht, um zu gewinnen. Für mich ist einer der größten Werte Vertrauen. Darauf baue ich mein Leben auf.

Ist es eigentlich schwieriger geworden, in Ihrem Lehreralltag, Inhalte von Religion und Werten an Kinder zu vermitteln? Es gibt ja auch Kinder, die keine Religion haben oder keinem Glauben angehören.
Bröder: Ja klar, das ist schon unser Alltag – inzwischen gibt es ja auch den konfessionell gemischten Religionsunterricht. Also nicht mehr nur rein katholisch. Ich versuche, meinen Schülern etwas zu geben, ihnen Vertrauen zu schenken und ich versuche, mit ihnen Teamfähigkeit aufzubauen. Das ist ganz wichtig und es fehlt vielen jungen Menschen heute. Aber es ist die Basis für das ganze Leben.

»Am meisten gefällt mir, dass man hier immer so herzlich willkommen geheißen wird. Das ist total schön, diese ehrliche – nicht aufgesetzte – Herzlichkeit zu spüren.« Lena Bröder

Pfarrer Heller, schenken Sie uns eine Lebensweisheit? Wie tanken Sie Ihre Kraft auf?
Heller: Halleluja! Für mich ist der Europa-Park eine Oase. Ich fahre auch gerne „Blue Fire“! Wir haben als Seelsorger das Evangelium, die Frohbotschaft, zu verkünden. Am Anfang dachte ich, ob sich die Familie Mack nicht zu weit aus dem Fenster lehnt mit ihrem Bekenntnis zum Glauben. Aber das kommt von innen heraus. Damit habe auch ich Kraft geschöpft. Die haben mir Mut gemacht für meine Aufgabe, für meinen Beruf. Das ist unglaublich. Ich habe gelernt: Du musst das, was du verkündigst, auch leben. Du musst dazu stehen. Bei der Familie Mack gibt es eine spontane Freude und Fröhlichkeit, vor allem, es steht immer der Mensch im Mittelpunkt. Das wird hier gelebt. Jeden Tag sehe ich das. Jeder Mensch ist wichtig. Da werden Werte wirklich gelebt und damit die Frohe Botschaft auch erfahren. Vorleben ist mehr als das Predigen von oben herab.

Gibt es eine Eigenschaft, die Ihnen auf Ihrem Lebensweg bisher weitergeholfen hat?
Bröder: Ich versuche, weitsichtig zu sein. Ich kann mich schnell entscheiden und versuche dennoch, alle Eventualitäten abzuwägen. Das hilft mir sehr im Leben, damit bin ich oft einen kleinen Schritt voraus. Mir ist es auch wichtig, immer dran zu bleiben und nicht so schnell aufzugeben. Wenn ich eine Sache anfange, will ich diese auch gerne zu Ende bringen, auch wenn es ein bisschen länger dauert. Man muss für etwas kämpfen. Das war im Abitur und im Studium so, aber auch jetzt bei der Miss-Germany-Wahl. Da hat es immerhin sechs Jahre gedauert. Ich wollte einmal beim Finale dabei sein. Doch jetzt hat es sogar mit dem Titel geklappt. Für mich wäre auch nicht die Welt untergegangen, wenn ich nicht Miss Germany geworden wäre. Die Gelassenheit war am Ende meine Stärke.

Was gefällt Ihnen im Europa-Park besonders gut?
Bröder: Am meisten gefällt mir, dass man hier immer so herzlich willkommen geheißen wird. Das ist total schön, diese ehrliche – nicht aufgesetzte – Herzlichkeit zu spüren.

Pfarrer Heller, als Sie erfahren haben, dass die neue Miss Germany eine Religionslehrerin ist, was haben Sie da gedacht?
Heller: Ich hatte eine riesige Freude. Ich dachte, hoppla, da hat die Jury nicht nur nach äußerer Schönheit entschieden. Das kann der Kirche nur gut tun!

Welches Stück würden Sie Lena auf Ihrer Klarinette als Glückwunsch zur Miss Germany spielen?
Heller: Die wilde Katze, den „Wild Cat Blues“, damit sie immer so viel Power hat!

Von Horst Koppelstätter