Christian Geiger belebt leere Fassaden

Kunstmaler aus dem Elsass ist auch im Europa-Park am Werk

Vorher war es eine schlichte gelbe Außenwand, jetzt ist eine imaginäre Welt entstanden, ein wunderbares Gemälde, das die Besucher zum Eiffelturm führt, der sich täuschend echt im Hintergrund erhebt. Davor wird die Mutter mit ihren beiden Kindern vom Vater fotografiert, eine typisch touristische Situation, dennoch sehr verträumt und surreal. Christian Geiger malt so genannte „Trompe l’oeil“, eine illusionistische Malerei, die das Auge täuscht, auf Fassaden, wie jetzt im Europa-Park, wo er dieses sieben mal sieben Meter große Gemälde auf dem Gebäude gegenüber der Eurosat im französischen Themenbereich gemalt hat. Häufig bleiben die Besucher stehen und beobachten ihn bei der Arbeit, das ist Christian Geiger schon gewöhnt, schließlich arbeitet er draußen, öffentlich sichtbar für alle, und nicht im Atelier. Doch das große Interesse im Europa-Park an seiner Fassadenmalerei erfreut den Elsässer sehr. „Manche kommen mehrmals am Tag vorbei und schauen sich meine Fortschritte an“, erzählt Geiger.

Der 1964 geborene, gelernte Kunstmaler stammt aus dem elsässischen Mulhouse und hat Aufträge in Frankreich, Deutschland, der Schweiz und Italien. Seine künstlerische Fassadenmalerei bereitet er sorgsam vor. Zuerst fotografiert Geiger die Wand und macht auf den Fotos genaue Farbskizzen. Die Wand muss sauber und trocken sein, bevor er seine Arbeit auf dem Gerüst beginnt. Geiger verwendet lang haltbare Mineralfarben, die auch für historische Gebäude zum Einsatz kommen. Geschickt klettert er auf dem Gerüst in die entsprechende Höhe und beginnt Pinselstrich für Pinselstrich, ohne dabei das Gesamtwerk aus den Augen zu verlieren. „Solange ich ein Stockwerk über mir habe, bin ich absolut schwindelfrei“, erklärt Geiger, der auch in großen Höhen malt.

Der Kontakt zum Europa-Park kam über seinen Freund, den elsässischen Künstler Raymond Waydelich, der ihn Roland Mack vorstellte. Es gibt nicht viele Menschen, die so kunstvolle Fassadenmalerei machen und Roland Mack war schnell begeistert von Geigers Arbeit. Die ersten Gemälde schuf Geiger vor rund zwei Jahren im Europa-Park. Er malt auch Fresken in den Gebäuden, wie beispielsweise die alte Flugmaschine in der St. Louis Bar, die aussieht, als käme sie direkt auf einen zu. Außerdem hat er die Mitglieder der Familie Mack auf Zirkusplakaten dargestellt. Geiger war schon als Kind von der Vielfalt des Europa-Park begeistert. Das ist noch heute so. „Ich liebe die Kulissen, die Dekors, aber auch die Clowns und Artisten. Ich mag die Atmosphäre in den Themenhotels und versuche so oft wie möglich, gemeinsam mit meiner Frau und unseren beiden Kindern hier zu übernachten“, schwärmt Geiger, packt seine Farbtöpfe zusammen und verlässt die kürzlich noch leere Wand, an der nun ein farbenfrohes Moulin Rouge lockt.

Ute Bauermeister