Begegnung mit einem »König«

Im Frühjahr war der brasilianische Weltstar im Europa-Park zu Gast – und hinterließ bleibende Erinnerungen bei allen, die ihn trafen.

Wohl kein Quiz dieser Welt kommt ohne diese Frage aus: „Unter welchem Namen wurde Edson Arantes do Nascimento berühmt?“ Und noch immer können viele diese Frage wie aus der Pistole geschossen beantworten: „Pelé“.
von Christoph Ertz

   

Auch gut 40 Jahre nach dem Ende seiner Spielerkarriere ist der frühere brasilianische Fußballstar einer der berühmtesten lebenden Menschen – und noch immer gilt er vielen als bester Fußballer aller Zeiten. Dreimal war er mit Brasilien Weltmeister, insgesamt erzielte er 1.281 Tore in 1.363 offiziellen Spielen für die Nationalmannschaft, den FC Santos und Cosmos New York. Zur Legende gehört, dass nach seinem tausendsten Treffer in Brasilien die Kirchenglocken geläutet wurden. Ein weiterer von Pelé’s Spitznamen ist „O Rei“ – der König.

„Doch wie ein König tritt Pelé nun wirklich nicht auf“, fasst Europa-Park-Chef Roland Mack seine Eindrücke vom inzwischen 75-jährigen Weltstar aus Brasilien zusammen. Zwei Tage war Pelé im Frühjahr als Stargast einer Eventveranstaltung im Europa-Park. Wer ihn dabei erleben konnte, wird die Begegnung sicher nicht so schnell vergessen. „Sehr herzlich und zuvorkommend“, so charakterisiert Roland Mack den berühmten Gast. Und als äußerst interessiert. „Er hat sich sogar intensiv nach unserem Familienunternehmen erkundigt.“ Sehr beeindruckt sei er vom Hotel „Bell Rock“, wo er eine Nacht in einer Suite verbrachte, und vom gesamten Park gewesen. „So etwas riesiges hatte er in dieser Region nicht erwartet“, sagt Mack, der sich mit Pelé auch über dessen Heimat austauschte: „Brasilien ist für unseren Produktionsbetrieb Mack Rides ein sehr interessanter Markt. Allerdings sind die Einfuhrzölle gerade sehr hoch.“ Worauf Pelé entgegnete: „Herr Mack, Brasilien hat ein schweres wirtschaftliches Jahr vor sich.“

»Deutschland gehört zu meinen Lieblingsländer und Franz Beckenbauer ist ein enger Freund von mir«,  erklärte Pelé gegenüber Roland Mack.

Aber nicht nur mit der Leitung des Europa-Park traf die Fußballlegende zusammen, sondern auch mit Mitarbeitern. Bei einer dieser Begegnungen musste Pelé nicht einmal wie sonst ins Englische wechseln, sondern konnte Portugiesisch sprechen. „Damit hatte er nicht gerechnet, dass er hier auch noch Brasilianer trifft“, freut sich Carlos Eduardo über die gelungene Überraschung. Eduardo gehört zur brasilianischen Artistentruppe „Up Leon“, die schon seit vielen Jahren regelmäßig im Showprogramm des Parks auftritt. Zu einem gemeinsamen Foto mit Pelé zogen Eduardo und zwei seiner Artistenkollegen schnell das berühmte gelbe brasilianische Nationaltrikot über. „Bis heute ist Pelé in Brasilien ein großer Volksheld“, betont der Akrobat.

Der Stern von Pelé ging bei der Weltmeisterschaft 1958 in Schweden auf. Gerade mal 17 Jahre alt war er damals und steuerte unter anderem zwei Tore zum 5:2-Finalsieg Brasiliens über die Gastgeber bei. Auch schon seit dieser Zeit kommt Pelé regelmäßig nach Deutschland, so 1963, als er in Hamburg erstmals auf die deutsche Nationalmannschaft traf – und 2:1 gewann.

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„Deutschland gehört zu meinen Lieblingsländern und Franz Beckenbauer ist ein enger Freund von mir“, erklärte Pelé gegenüber Roland Mack. Das freundliche Urteil über Deutschland erhält umso mehr Gewicht, da Pelé mit Sicherheit zu denjenigen Menschen zählt, die wirklich sagen können, sie haben die Welt gesehen. Es dürfte nahezu kein Land geben, in dem er noch nicht war. Bereits mit seinem FC Santos, für den Pelé zwischen 1956 und 1974 spielte, bereiste er alle Kontinente zu ausgedehnten und lukrativen Freundschaftsspiel-Tourneen – jeder wollte den König sehen. Zu den vielen erstaunlichen Geschichten über ihn gehört, dass es 1969 während eines Bürgerkriegs im Kongo zu einem 48-stündigen Waffenstillstand gekommen sein soll, damit die Menschen in Frieden den FC Santos und Pelé erleben konnten.

Nach seiner Fußballerzeit schaffte das weltweite Idol, was vielen Fußballern nach dem Rücktritt oft misslingt: Eine Karriere nach der Karriere – so als Geschäftsmann und Minister. Wie sehr es ihm im Europa-Park gefallen hat, verdeutlichte Pelé beim Abschied. Gerade hatte er noch einen Ball signiert und saß schon zur Abfahrt bereit in einem Wagen, da öffnete er noch einmal die Autotür und rief: „Keep it running“ – was auf Deutsch so viel bedeutet wie: „Lassen Sie es weiter so laufen.“