Tinte schüzt Marken

Fraunhofer IPA: Verfahren gegen Produktpiraterie mitentwickelt

Produktpiraterie ist ein Milliardengeschäft – und fügt der Wirtschaft jedes Jahr massiven Schaden zu. Insbesondere für die Textilindustrie sind Nachahmerprodukte eine existentielle Bedrohung. An die zehn Prozent der weltweit verkauften Textilien seien Fälschungen, zeigt eine Studie von Tesa Scribos, einem Spezialisten für Markenschutz. Neben Umsatzrückgängen können die minderwertigen Kopien auch zu langfristigen Imageverlusten führen. Denn selbst vor technischen Textilien, die oft der Sicherheit dienen, machen die Produktfälscher nicht Halt. „Dass der textile Bereich so hoch betroffen ist, liegt auch daran, dass es bisher keine brauchbaren Verfahren gibt, die den Markenschutz technisch gewährleisten“, erklärt Marc Entenmann, Gruppenleiter beim Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA). Doch Textilfirmen könnten schon bald ihre Marken besser schützen – mit Hilfe eines unsichtbaren Aufdrucks, der wichtige Daten als Barcode auf Kleidungsstücken hinterlegt. Zusammen mit dem Institut für Textilchemie und Chemiefasern (ITCF) in Denkendorf hat das Fraunhofer IPA diese transparente Markierungstinte entwickelt. Hersteller können den Barcode selbst entwerfen und ihn jederzeit wieder ändern. Daher bedeutet die Tinte für Fälscher eine doppelte Herausforderung: „Sie müssen ihre Zusammensetzung knacken und noch den Code der Hersteller herausfinden“, erklärt Reinhold Schneider vom ITCF. Die Sicherheitsmarkierung ist für das bloße Auge nicht erkennbar. Erst eine Infrarotkamera macht sie sichtbar.

Die neue Methode könnte auch für den Zoll erhebliche Verbesserungen bringen. Mit Hilfe von entsprechenden Detektoren können die Beamten die Ware mit dem unsichtbaren Barcode scannen und somit die Echtheit vor Ort überprüfen. Die Entwickler sehen zudem Einsatzchancen über den Textilbereich hinaus. „Nach erfolgter Anpassung könnte die Markierung auch Anwendung bei sicherheits- und qualitätsrelevanten Zulieferteilen in der Automobilindustrie finden“, sagt Entenmann.

Text: Christoph Ertz

Foto: Institut für Textilchemie und Chemiefasern der Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf, iStockphoto