Tierisch bunte Farbkostüme

Ob Kommunikation, Balz, Tarnung oder Beutefang: Farbe hat für Tiere eine immense Bedeutung

Einige männliche Tiere nutzen ihre Farbpracht, um Eindruck bei den Weibchen zu schinden. Der Pfau schlägt sein wunderschönes Rad, auf dem die bunten Pfauenaugen leuchten und buhlt damit um die Gunst der Partnerin. Auch die Kampffische protzen mit schillernden Farben und wollen sich so von der Konkurrenz abheben. Während der männliche Kampffisch knallig rot oder blau leuchtet, kauert das Weibchen blass und dezent in dessen Schwanzflosse. Dieses Farbschauspiel oder auch der farbliche Wechsel der Haut ist für die Tiere recht anstrengend. Daher erkennt das Weibchen an der Farbenpracht gleich: Aha, der Junge ist gesund und fit. Auch Flamingos mit besonders kräftigem Rosa haben bessere Chancen auf dem Heiratsmarkt, weil sie mit ihrer Farbe dokumentieren, wie gut sie im Futter stehen. Denn Flamingos verdanken ihr Pink den Algen und Krebsen aus der Nahrung. Darin befinden sich orange-gelbe Carotinoide, die der Vogel in seiner Leber in eigene Pigmente umwandelt und dann in den Federn einlagert. Die schöne Farbe bietet zudem Schutz vor Infektionen, ähnlich wie das Betacarotin die menschliche Haut vor Sonnenbrand schützt.

Die Farben der Tiere geben klare Signale

Doch die farbenfrohe Färbung von Haut, Schuppen oder Federn hat bei Tieren nicht nur die Funktion, den passenden Gegenpart zu finden, sondern die vielen Farben haben zudem deutliche Signalwirkungen oder auch Schutzfunktionen. Manche Fische, Salamander oder Falter senden beispielsweise durch ihre grellen Farben Signale an die Umwelt: Achtung, wer mich anfasst, bekommt ein Problem, denn ich bin giftig. Die Feuersalamander erschrecken ihre Gegner durch gelb-schwarze Warnfarbe und wenn die nicht ausreicht, setzen sie ihr giftiges Sekret ein. Der giftige Monarch-Falter warnt schon durch sein knallig orange-schwarzes Kleid seine Gegner. Auch Wespen, Hummeln und Hornissen wollen mit den schrillen Warnfarben ihre Feinde aus dem Vogelreich abschrecken. Den starken Kontrast der gelb-schwarzen Maserung können auch Tiere erkennen, die nur schwarz-weiß sehen.

Menschen haben diese Farbkombination übernommen, um beispielsweise gefährliche Radioaktivität zu kennzeichnen. Zu den farbintensivsten Amphibien zählt der schreckliche Pfeilgiftfrosch, ein im Regenwald tagaktiver kleiner Frosch mit spektakulärem Farbäußeren. Es gibt ihn in knall Rot, leuchtend Grün, Giftgelb oder auch Tiefblau. Immer signalisiert die grelle Farbe hier Gefahr für die natürlichen Feinde. Einige Fische verwirren ihre Gegner auch durch die farbliche Maserung. So trägt der Augenfleck-Schmetterlingsfisch am Körperende ein falsches schwarzes Augenpaar und bringt damit seine Feinde komplett durcheinander, die nicht mehr wissen, wo bei diesem Fisch vorne und wo hinten ist.

Chamäleons und Kraken sind Meister des Farbwandels

Viele Tiere können auch die Farben wechseln. Echsen wechseln ihre Farbe, indem sie Pigmente in Zellen ihrer Haut ansammeln oder abbauen. Bei Chamäleons, die unglaublich schnell ihre Hautfarbe ändern können, ist das anders, wie Forscher jüngst erst herausfanden. Offenbar sorgen hier Nanokristalle in der Haut für den Farbwechsel. Diese Reptilien haben mehrere Schichten spezieller Hautzellen, die Licht mithilfe von Kristallen reflektieren. Bekannt war bereits, dass Chamäleons ihre Farbe dem Untergrund anpassen, um sich zu tarnen. Inzwischen wissen Biologen, dass Chamäleons mit ihrer Färbung vor allem auch Gefühlsregungen ausdrücken und sich untereinander durch den Wechsel der Farben verständigen. Sie signalisieren damit ihre Paarungsbereitschaft oder drohen den Rivalen. Nervenreize lösen den Farbwechsel aus, die Tiere selbst haben darauf keinen direkten Einfluss. Die meisten Chamäleons verfärben sich bei Angst schwarz, als Zeichen der Unterlegenheit. Bei Stress nehmen sie helle Farbtöne an und wenn sie den Weibchen imponieren wollen, dann schillern sie bunt. Zudem ändern sie ihre Farbe entspre- chend der Temperatur und haben tagsüber eine kräftigere Färbung als nachts. Einen ähnlich schnellen Wechsel schaffen die Kraken unter Wasser: Synchron zum Untergrund, an dem sie sich mit ihren langen Armen festsaugen, verändern sie ihre Farbe und haben somit eine geniale Tarnung. Dabei können sie sogar mit ihrem hoch entwickelten Nervensystem ihre Hautstruktur dem Untergrund anpassen.

Farbtaktik der Tiere als Schutzfunktion

Für viele Tiere bedeutet ihre Farbe auch eine Schutzfunktion: Grüne Schlangen und Echsen oder weiße Eisbären und Schneeeulen können kaum von ihrer Umgebung unterschieden werden. Auch die Farbmuster des Tigers lösen sich im Dschungel auf. Vor allem in den Tropen herrscht zu Wasser und an Land unter Vögeln, Fröschen und Schmetterlingen eine bunte Farbvielfalt. Jeder hat seine bestimmte Farbcharakteristika. Die Farbgebung hat im Tierreich System. Noch ist zwar der Sinn und Zweck der Farbenvielfalt in der Tierwelt nicht endgültig erforscht, eins ist aber sicher: Egal ob und welche Botschaften die Farben übernehmen, sie bringen eine große Schönheit ins Reich der Tiere.

Text: Ute Bauermeister

Fotos: iStockphoto