Rosenneuheitengarten

Als Allerschönste bist du anerkannt, bist Königin des Blumenreichs genannt, so preist Johann Wolfgang Goethe die Rose in einem Gedicht. Rosen betören nicht nur durch ihre Form und Farbenvielfalt, sondern auch durch den unvergleichlich zarten Duft. Auf Basis von Rosenblättern werden feine Parfüms und Öle gewonnen. Die Blütenpracht reicht von Zartrosa bis Dunkelviolett, von Abricot über Orange, Seidenrot, Gelb bis Weiß. Die Rose ist die am häufigsten besungene und in der Literatur verherrlichte Blume. Und trotz der Stacheln sind Rosen schon seit dem Altertum das Symbol für eine innige Beziehung, wer liebt, schenkt dem Partner eine rote Rose. Die weiße Rose steht dagegen als Zeichen für die Verschwiegenheit. Seit über 2.000 Jahren werden Rosen als Zierpflanzen gezüchtet.

In der Kurstadt gibt es ein ganz besonderes Kleinod für Rosenliebhaber: den Rosenneuheitengarten. Auf dem Beutig, hoch über Baden-Baden mit weitem Blick aufs Tal der Oos, gedeihen, wachsen und blühen herrliche Rosen. 1.000 verschiedene Rosensorten entfalten hier ihre ganze Pracht. Morgens schimmern die Tautropfen auf den Blütenblättern. Beim Besuch des Rosenneuheitengarten geht man unter üppigen Kletterrosen hindurch, vorbei an romantischen Statuen und passiert dicht bewachsene Bögen, Töpfe, Beete und wunderschön angelegte Partien, die alle möglichen Farbpaletten abdecken: Rosen, wohin das Auge blickt. Rosenduft liegt in der Luft und nicht nur dem Rosenkavalier schlägt dabei das Herz höher.

1.000 verschiedene Rosensorten

Rosenlauben laden zum Verweilen ein. Gleich hinter dem Eingang empfängt den Besucher eine große Auswahl englischer Rosen mit schalenförmigen und rosettenförmigen Blüten des bekannten britischen Rosenzüchters David Austin. Er hat Rosen gezogen, die mehrfach blühen und trotzdem betörend duften. Die Areale sind aufgeteilt in die verschiedenen Jahrgänge und unterschiedliche Rosentypen. 2003 verlieh der Weltrosenverband dem Rosenneuheitengarten Baden-Baden sogar den „Award of Garden Excellence“.

Der Garten auf dem Beutig umfasst etwa 3.000 Quadratmeter Grundfläche. Hier wachsen auch die Kandidaten für den nächsten Wettbewerb. Jährlich kommen Experten und Liebhaber aus aller Welt zusammen, um die Rosenneuheit zu küren. Der Rosenneuheitengarten ist landesweit einzigartig. Er kann selbst mit den renommierten Prüfgärten in Paris, Rom und dem englischen St. Albans mithalten. Die Rosenneuheiten stammen aus Belgien, Dänemark, Deutschland, England, Frankreich, Italien, Irland, den Niederlanden und der Schweiz. Wer hier in Baden-Baden mit einer Neuzüchtung aufwartet, hat schon einen sehr langen Weg hinter sich: Von der Herstellung des Sämlings bis zur Vermehrung muss man rund zehn Jahre Vorlaufzeit einplanen. Selektion heißt dabei das Zauberwort des erfolgreichen Züchters. Viele junge Pflänzchen bleiben nämlich auf der Strecke, bevor eine neue Sorte mit der Spitzenrose gezüchtet ist.

Im Juni, zur Hochblütezeit der Rosen, wird jedes Jahr der Rosenneuheiten-Wettbewerb ausgetragen. Eine internationale Jury vergibt die höchste Auszeichnung Deutschlands für Rosen, die „Goldene Rose von Baden-Baden“. Und diese fantastischen Blumen haben auch magische Namen: „Golden Age“ wurde die gelbblühende Ramblerrose vergangenes Jahr benannt. Musikstar Tony Marshall taufte im Juni 2013 eine der exklusiven Exemplare als – wie könnte es anders sein – „Schöne Maid“. Teilweise tragen die Rosenneuheiten Namen, die auf den Kurort hinweisen (wie „Badener Sommergruß“ oder „Black Forest Rose“) oder sie sind nach bedeutenden Persönlichkeiten benannt: „Queen Elisabeth Rose“ oder „Konrad Adenauer“, selbst leidenschaftlicher Rosenzüchter und Schirmherr der ersten Baden-Badener Rosentage im Jahr 1952. Doch auch unabhängig von dem Schönheitswettbewerb lohnt sich ein Spaziergang durch den Rosenneuheitengarten und überwältigt immer aufs Neue mit fantastischer Blütenfülle.

Ute Bauermeister

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