Lichtentaler Allee

Jogger, Flaneure, Stars und Familien

  

Belebte Naturoase an der Oos

Tapp, tapp, sanft und schnell huschen die Sportler vorüber, ein paar Atemstöße, wippende Pferdeschwänze und schwups die nächsten: Junge Frauen, Businessleute und Fitnessliebhaber laufen hier in der Lichtentaler Allee vorbei an altehrwürdigen Bäumen und sensationellen Blüten. Kaum jemand hat so eine schöne Strecke zum Joggen wie die Läufer entlang der Lichtentaler Allee. Im Frühjahr blühen hier Tausende von Krokussen und tauchen die Wiesen in ein Meer aus lila und gelben Blüten. Die berühmte Lichtentaler Allee ist nicht nur Flaniermeile für Promis, Baden-Badener und Besucher. Seit 360 Jahren bietet die grüne Lunge der Kurstadt eine reiche botanische Vielfalt, die zu jeder Jahreszeit die Besucher entzückt. Auch der Herbst sorgt für rauschende Farbenpracht. Man kann hier einfach mal die Seele baumeln lassen und das sensationelle Schauspiel der Natur genießen. Morgens, wenn noch leichte Nebelschwaden über den Grünflächen liegen, joggen junge Menschen vor Arbeitsbeginn hier ihre Runden. Kurz darauf bevölkern Eltern mit kleinen Kindern die angrenzenden Spielplätze, Lachen und Jauchzen ist zu hören.

 Auch der Krokus in der Lichtentaler Allee zeigt seine Blüten zweimal im Jahr.

Schulgruppen plaudern auf Bänken und Wiesen, sitzen entspannt im Kreis und chillen. Die obligatorische Pferdekutsche hinterlässt ihre Spuren. Schmiedeeiserne Brücken führen über die fröhlich plätschernde Oos und verbinden die teuren Hotels mit den Kunsthäusern. Die Flaniermeile führt vorbei an dem historischen Gebäude der Kunsthalle und am strahlend weißen, lichtdurchfluteten Museum Frieder Burda, das von Stararchitekt Richard Meier eigens im Dialog mit der Natur und großen Fensterflächen gebaut wurde. Eine mächtige alte Trauerbuche war vergangenes Jahr von einem Sturm in die Knie gezwungen worden und nun musste eine neue gepflanzt werden. „Es ist der größte Baum, den wir in den vergangenen zehn Jahren gepflanzt haben, diese Trauerbuche kommt aus einer Baumschule in Hamburg. Sie hat einen besonderen Charakter und eine tolle Form.

Idyllische Schattenplätze

Trauerbuchen können übrigens Sonnenbrand bekommen und dürfen daher nicht der prallen Sonne ausgesetzt werden“, erläutert Markus Brunsing, Leiter des Gartenbauamtes Baden-Baden. Geeignete Plätze finden sich in der Prachtallee zur Genüge, sogar für die Bäume selbst, die dann wiederum den Besuchern Schatten spenden. 1655 ließ Moritz von Lassolaye, Kammerherr des berühmten Türkenlouis, eine Eichenallee anlegen, die sich vom heutigen Theater rund 800 Meter Richtung Lichtental erstreckte. Später wurde sie weiträumig als englischer Landschaftspark des 19. Jahrhunderts gestaltet, die nach wie vor Noblesse und Charme des verstrichenen Jahrhunderts versprüht. Die Komponistin und Klavierspielerin Clara Schumann wandelte hier ebenso wie Schah Nasreddin von Persien, der Kaiser von Brasilien und etliche russische Dichter, darunter Ivan Turgenjev.

 Die Lichtentaler Allee hat viele Facetten.

Dreieinhalb Kilometer lange Prachtmeile

1823 legte der Schwetzinger Gartenarchitekt Johann Michael Zeyher den festen Fahrweg an. Eduard Bénazet, dessen Vater das Casino in Baden-Baden gründete, hat viel für die 3,5 Kilometer lange Prachtmeile getan, die entlang der Oos vom Goetheplatz zum Cistercienserinnenkloster in Lichtental führt, vorbei an üppig blühenden Rhododendren, Azaleen und etwa 400 Bäumen, darunter Eichen, Linden, Tulpenbäume, Kastanien, Platanen und Erlen. Namhafte Gartenarchitekten wirkten hier über viele Jahre.
Auch ungewöhnliche Baumriesen stehen in dieser Allee. Eine 150 Jahre alte Hängebuche hat den Sturm Lothar überlebt, ist aber seither fragil. „Wir mussten sie einzäunen, weil die jungen Leute immer so gerne auf den Ästen schaukelten und die sind extrem bruchgefährdet“, eräutert Brunsing.

Rosen, Dahlien und moderne Kunst

Sattes Grün in allen Schattierungen, sanftes Rot und Braun, die Farbpalette, welche die Natur hervorbringt, wird nicht nur jeden Künstler beeindrucken. Im Sommer verbreiten die Rosen in der Gönneranlage einen zarten Duft. Im Herbst strahlt der Dahliengarten in leuchtenden Farben. Und auch moderne Kunst ist zu sehen: Isa Genzken hat eine acht Meter hohe Metallskulptur in Form einer Rose geschaffen, die am Rande der Allee in die Höhe ragt.

 Stilvoll und romantisch: die Philharmonische Parknacht in der Lichtentaler Allee.

Diese wunderschöne Allee bietet aber nicht nur einen optischen Augenschmaus, mit allen Sinnen lässt es sich hier genießen: Im Sommer verwandelt sich die Lichtentaler
Allee in eine Bühne für Open-Air-Veranstaltungen wie zum Beispiel die Philharmonische Parknacht. Auch dann hört man wieder das sanfte Tapp-tapp beseelter Schuhsohlen, die sich ein Fleckchen zum Lauschen, zum Flirten oder Flanieren an diesem unvergleichlichen Ort suchen.

 Ute Bauermeister