Herausforderung Breitband

Breitbandversorgung im Landkreis Karlsruhe | Bis Ende 2017 450 Kilometer langes, eigenes Netz in der Region geplant

Von Landrat Dr. Christoph Schnaudigel

Schnelle und leistungsfähige Datenverbindungen zählen heute genauso zu den harten Standortfaktoren wie der Anschluss an das Straßennetz oder an den ÖPNV. Die Breitbandversorgung im Landkreis Karlsruhe mit seinen 32 Städten und Gemeinden mit insgesamt 102 Ortsteilen und rund 430.000 Einwohnern war aber nach einer 2012 in Auftrag gegebenen Studie sehr heterogen. Nur 46 Ortsteile sind „weitgehend“ oder „hervorragend“ versorgt, zehn Ortsteile sind dagegen nur „ausreichend“ sowie 23 „nicht ausreichend versorgt“ und 26 Ortsteile sogar „unterversorgt“. Gleichzeitig sind aber viele Glasfaser- und Leerrohrtrassen vorhanden, die prinzipiell für den Breitbandausbau geeignet sind, jedoch nicht dafür genutzt wurden. Der Kreistag beschloss deshalb Mitte 2013 eine flächendeckende Breitbandversorgung mit einer Übertragungsrate von mindestens 50 Mbit/s. Allerdings ließ eine Abfrage bei den Breitbanddienstanbietern keine Bereitschaft zur raschen flächendeckenden Versorgung erkennen. Der Landkreis nahm das Thema daher selbst in die Hand.

Landrat Dr. Christoph Schnaudigel

Er gründete 2014 eine Telekommunikationsgesellschaft, um für alle Städte und Gemeinden ein Backbone-Netz zu schaffen. Das Land Baden-Württemberg belohnt die außergewöhnliche Initiative mit erhöhten Förderquoten. In der vom Kreistag beschlossenen Breitbandkabel Landkreis Karlsruhe GmbH (BLK) engagiert sich als Gesellschafter auch die TelemaxX, deren Gesellschafter unter anderem die Stadtwerke der großen Kreisstädte sind. Für die Errichtung und den Betrieb des Backbone Netzes sollen von den beiden Gesellschaftern fehlende Trassen ergänzt werden. Dies bedeutet nicht zwingend einen Neubau von Trassen – es hat sich gezeigt, dass mindestens 330 von circa 450 Kilometern an notwendigen Glasfasertrassen durch Kooperationspartner zur Verfügung gestellt werden können. 

Für die fehlenden Kilometer sind teilweise bereits Leerrohre vorhanden oder Tiefbaumaßnahmen geplant, was eine kostengünstige Mitverlegung ermöglicht. Auf diese Weise soll ein durchgängiges Backbone-Netz entstehen, an das die Städte und Gemeinden ihr Access-Netz anschließen können.

Drei Jahre Zeit
Ein weiteres Ziel der Gesellschaft war die europaweite Ausschreibung und die Suche eines Netzbetreibers. Auch sollen Serviceleistungen angeboten werden. Die Finanzierung erfolgt, nach Abzug einer Förderung durch das Land Baden Württemberg, über den Kreishaushalt sowie eine Kostenbeteiligung der Kommunen im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Als weitere Einnahmequelle werden nach der Inbetriebnahme Betreiberentgelte dazu kommen. Bis Ende 2017 soll das rund 450 Kilometer lange Backbone-Netz für die Breitbandkommunikation in der Region fertig sein. An dem Großprojekt beteiligen sich die beiden EnBW-Tochtergesellschaften Netze BW und NetCom BW. 

Die Netze BW wird im Landkreis Karlsruhe mehr als 120 Kilometer Leerrohre in die Erde verlegen und komplettiert damit die Infrastruktur der geplanten Datenautobahn. Aufgrund der negativen flächendeckenden Ausbauerklärung, die die Deutsche Telekom noch im April 2014 für den Landkreis Karlsruhe abgegeben hat, hat die Bundesnetzagentur im Februar 2015 entschieden, dass ein Vectoring-Ausbau an einzelnen Kabelverzweigungen im Landkreis Karlsruhe für die nächsten drei Jahre für die Telekom nicht mehr möglich ist. Dadurch hat nun der Landkreis Karlsruhe die Möglichkeit, in diesem Zeitraum sein Konzept umzusetzen. Ebenfalls im Sinne einer interkommunalen Zusammenarbeit schlossen der Rhein-Neckar-Kreis und der Landkreis Karlsruhe eine Vereinbarung, um den Ausbau der Breitbandnetze gemeinsam voranzubringen, technische Standards in beiden Landkreisgebieten zu vereinheitlichen und einen gemeinsamen Netzbetreiber zu finden. Die intensive interkommunale Zusammenarbeit und die forcierte Gangart führen dazu, dass bereits Ende des Jahres 2015 die ersten Ortsteile im Landkreis Karlsruhe versorgt werden können und in absehbarer Zeit flächendeckend eine leistungsfähige Glasfaserinfrastruktur vorhanden sein wird.