Sanierung Badisches Staatstheater

Ganztägig offenes Haus für alle | Aufwändiges Sanierungsprojekt

Von Ute Bauermeister

Das Badische Staatstheater wird ab 2018 in einem ambitionierten Großprojekt aufwändig saniert und erweitert. Doch nicht nur architektonisch, auch inhaltlich, soll sich das Haus komplett verändern. „Das Theater wird nicht nur für die Abendvorstellungen geöffnet sein. Ein aus Steuermitteln finanziertes Haus muss noch stärker Treffpunkt für alle werden“, meint der Generalintendant des Badischen Staatstheaters, Peter Spuhler. Die fällige Sanierung nimmt er zum Anlass, das Konzept des Theaters grundlegend zu überarbeiten. Er möchte mit seinem Team ein ganztägig offenes Haus, das möglichst viele Menschen gerne betreten und nutzen. Der aktuelle Gebäudekomplex des Badischen Staatstheaters wurde 1975 am Ettlinger Tor gebaut. Ursprünglich war das 1808 errichtete Hoftheater am Schlossplatz beheimatet, 1847 brach während einer Vorstellung ein Feuer aus, bei dem 63 Menschen ums Leben kamen. Danach änderten sich international die Bauvorschriften für öffentliche Gebäude. 1944 brannte das neue Hoftheater wieder aus. Die Stadt stellte nach dem Krieg dem Bundesverfassungsgericht das Areal zur Verfügung und das Theater musste umziehen.

„Das Theater wird nicht nur für die Abendvorstellungen geöffnet sein. Ein aus Steuermitteln finanziertes Haus muss noch stärker Treffpunkt für alle werden“


Die Architekten Dietrich und Untertrifaller aus Bregenz belegen ebenfalls den ersten Platz.

Es wurde am Ettlinger Tor von dem Architekten Helmut Bätzner komplett neu gebaut. Nach über vierzigjähriger Nutzung muss dieser Bau den heutigen Anforderungen angepasst und saniert werden. Die Erneuerung des in die Jahre gekommenen Gebäudes wurde bereits 2006, also schon vor der Intendanz von Peter Spuhler, vom Gemeinderat beschlossen. Seit Peter Spuhler in Karlsruhe Intendant ist, engagiert er sich für mehr Austausch. Neben Einführungen für Besucher, Diskussionen im Anschluss an die Aufführungen und Führungen durchs Gebäude, suchen alle Beteiligten das Gespräch mit den Besuchern. Über 1.000 Veranstaltungen stemmen die rund 1.000 Mitarbeiter im Jahr, darunter fast täglich eine Aufführung sowie viele Zusatzangebote. Es ist ein Sechs-Sparten-Haus (Oper, Ballett, Schauspiel, Kinder und Jugendtheater, Volkstheater, Konzert)

mit einem Etat von jährlich 49 Millionen Euro, wovon 42 Millionen aus öffentlichen Mitteln (zur Hälfte vom Land Baden Württemberg und zur Hälfte von der Stadt Karlsruhe) finanziert werden. Die Sanierung kostet etwa 125 Millionen, so Ivica Fulir, Technischer Direktor Generalsanierung & Neubau. Geplant sind ein Neubau für das Schauspielhaus und das Junge Staatstheater. Derzeit probt das Ensemble aus Platzmangel häufig in der Nancyhalle, was aufwändige und kostspielige Transportwege mit sich bringt. Außerdem ist das Kinder- und Jugendtheater in der Spielstätte „Die Insel“ ausgelagert. Das sanierte Glanzstück soll schon von weitem als offenes Theater erkennbar sein. „Momentan präsentiert sich das Gebäude eher verschlossen und von der Bausprache nicht als Theater erkennbar“, erläutert Fulir. Die Sanierung beginnt voraussichtlich 2018 und wird in drei Bauphasen bis circa 2026 durchgeführt. In den beiden ersten Bauabschnitten wird das Theater alle Vorstellungen am gewohnten Standort spielen, versichert Fulir.

Peter Spuhler ist seit 2011 Generalintendant des Badischen Staatstheaters.

Ab 2021 muss der Spielbetrieb des Großen Hauses ausgelagert werden. „Vielleicht nutzen wir dann vorübergehend ein vorhandenes Gebäude. Es wird aber auch überlegt, ob wir ein Zelt mieten oder einen neuen Ort erschließen, beispielsweise im Industriehafen, um Neugier zu wecken. Mir persönlich wäre ein ungewöhnlicher Ort lieber“, sagt Fulir.
Die teilnehmenden Architekturbüros hatten viele Vorgaben zu berücksichtigen: 700 Räume müssen in dem sanierten Bau Platz finden und optimale Wegesysteme ausgetüftelt werden. 25 erfahrene Teilnehmer reichten anonymisiert ihre Pläne ein. Die Jury entschied einstimmig und vergab zwei erste Preise und einen dritten Preis. „Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Die internationalen Büros hatten tolle Ideen:

Niederländische Architekten haben beispielsweise ein Fahrradparkhaus vorgesehen, andere haben einen transparenten LED Vorhang entworfen oder einen Tageslicht durchfluteten Bühnenturm“, meint Fulir. Das Büro Delugan Meissl aus Wien hat gemeinsam mit Wenzel + Wenzel aus Karlsruhe einen der beiden ersten Preise bekommen, Dietrich und Untertrifaller Architekten aus Bregenz den anderen. Alle Entwürfe hingen über zwei Monate im Foyer des Badischen Staatstheaters und wurden von vielen Besuchern begutachtet. „Wir haben Führungen dazu angeboten, die immer ausgebucht waren“, freut sich Fulir über den Erfolg der offensiven Kommunikation. „Die Siegerentwürfe kommen unseren Visionen eines rund um die Uhr offenen Hauses sehr nahe. Wir können uns auch vorstellen, dass Schüler und Studenten das Foyer als eine Art Speaker Corner nutzen, beispielsweise mit einer Schülerband. Warum nicht auch offene Proberäume und transparente Büros“, erläutert Ivica Fulir.

Den dritten Preis bekam das Darmstädter Architekturbüro Waechter + Waechter

Die Foyers werden von morgens bis in die Nacht geöffnet sein. Mit wechselnden Ausstellungen, freiem WLAN, Sitzmöglichkeiten und einem Café möchte der Generalintendant das Badische Staatstheater in einen Ort der Begegnung verwandeln, um auch junge Menschen und neue Besucher für das Theater zu begeistern. Jeder darf kommen und sich hier aufhalten, lesen, arbeiten oder schauen. Die Studenten haben Zugang zur Universitätsbibliothek und können in Ruhe recherchieren. Spuhler: „Wir wollen ein in jeder Hinsicht barrierefreies Haus, in das man einfach hineinkommt und in dem der Servicebereich optimal gelöst ist. Ein offeoffenes Haus für alle Generationen, das ist unser Traum!“ ‹ 

www.sanierung.staatstheater.karlsruhe.de

Quelle: YouTube