Baden-Airpark - Flughafen der kurzen Wege

Steigerung der Kaufkraft | Gemeinschaftsprojekt der TechnologieRegion Karlsruhe | Interview mit Baden-Airpark-Chef Manfred Jung

Das Gespräch führte Horst Koppelstätter

Ein Meilenstein in der noch jungen Geschichte des FKB folgte im Jahr 2008: Erstmals wurden über eine Million Passagiere gezählt. Die strategisch günstige Lage des FKB lässt nicht nur Urlauber aus Baden-Württemberg, Rheinland- Pfalz und dem Elsass von hier aus in den Urlaub zu einem der zahlreichen Städte- oder Badereiseziele starten. Auch Geschäftsleute nutzen den FKB mehr und mehr als idealen Ausgangspunkt, um zeitgünstig und preiswert etwa nach Berlin und Hamburg oder in andere europäische Metropolen zu fliegen. Als „Flughafen der kurzen Wege” punktet der FKB bei immer mehr Passagieren, die den schnellen und unkomplizierten Ablauf eines überschaubaren Regionalflughafens schätzen. Um den Passagieren weiterhin besten Service zu bieten, wird am FKB laufend in die Verbesserung der Infrastruktur investiert. Nach Hotelneubau (2009), Erweiterung der Vorfeldflächen (2010) und Sanierung sowie Ausbau der Start- und Landebahn (2009) folgte der Ausbau der Terminalkapazitäten. Gerade die technischen Neuerungen optimieren Service und Sicherheit für Fluggäste und Flugpersonal. Mit den neuen Befeuerungsanlagen ist seit September 2009 der Allwetterflugbetrieb möglich. Das heißt, bei einer horizontalen Sicht ab 75 Metern ist Landen möglich – bei den nebelreichen Wetterlagen am Oberrhein ein starkes Argument. Der Wirtschaftsspiegel sprach mit dem Geschäftsführer des Baden-Airpark, Manfred Jung:

Manfred Jung pläsiert für einheitlihe Rahmenbedingungen in Europa.

Der Flughafen Karlsruhe / Baden Baden (FKB) ist das Gemeinschaftsprojekt einer ganzen Region. Wie stark profitiert die Wirtschaft der TechnologieRegion Karlsruhe vom Baden-Airpark?
Manfred Jung: Nicht nur die Wirtschaft, sondern die gesamte Region profitiert vom Baden-Airpark. Einerseits können die Menschen der Region bequem und sicher ihre Urlaubs- oder auch Geschäftsreisen am Flughafen Karlsruhe / Baden- Baden beginnen. Andererseits können die in der Region ansässigen Unternehmen schnell mit dem Flugzeug ihre Kunden erreichen und von diesen erreicht werden. Die Betriebe der Tourismusindustrie gewinnen durch den Flughafen zusätzliche Kunden und Kulturbetriebe wie Museum Frieder Burda, 

Festspielhaus, ZKM, Kunsthalle Karlsruhe, die Messe Karlsruhe, die Rennbahn in Iffezheim gewinnen nationales und internationales Publikum. Neben dieser Wirkung in die Region sind auch die rund 2.400 Arbeitsplätze auf dem Baden-Airpark zu erwähnen.

Wie teilen sich die Fluggäste zwischen Geschäftsreisenden und Urlaubsreisenden auf?
Jung: Entsprechend der aktuellen Fluggastbefragungen sind rund 20 Prozent der Gesamtzahl aller Passagiere am Flughafen Karlsruhe / Baden-Baden Geschäftsreisende und rund 80 Prozent Privatreisende. Dies verteilt sich jedoch auf die Strecken sehr unterschiedlich. Hamburg, Berlin und London haben sehr hohe Anteile an Geschäftsreisenden, während Mallorca einen sehr geringen Anteil hat.

Gibt es Zahlen zur Kaufkraft des Baden-Airparks?
Jung: Die vom Aufsichtsrat beauftragten McKinsey-Gutachter haben ermittelt, dass der Baden-Airpark pro Jahr mehr als 200 Millionen Euro Kaufkraft in der Region generiert. Allein daraus entstehen für die Region Baden und für das Land Baden Württemberg mehr als zehn Millionen Euro Steuereinnahmen jährlich.

Spürt die Region auch Touristen aus dem Ausland, die über den Flughafen Karlsruhe / Baden-Baden kommen?
Jung: Aus der aktuellen Fluggastbefragungen wissen wir, dass rund 17 Prozent der Fluggäste „Incoming-Passagiere” für die Region sind. Dies sind sowohl Geschäftsleute, die zum Beispiel die Messe in Karlsruhe besuchen, als auch Privatreisende, die etwa den Nationalpark im Schwarzwald besuchen. Insbesondere bei Destinationen wie Moskau, Wien oder Tel Aviv steigen in der Region die Übernachtungszahlen von Besuchern aus diesen Ländern – in ganz enger Abhängigkeit vom Flugangebot.

„Das Ziel ist es, für die Menschen und Unternehmen der Region noch weitere und verbesserte Flugangebote zu entwickeln.“

Mit welchen Schwierigkeiten haben Sie zu kämpfen? Warum tun sich Regionalflughäfen in Deutschland schwer?
Jung: Die Randbedingungen für Regionalflughäfen haben sich in den vergangenen Jahren zum Negativen verändert:
a) Nationale Gesetze wie die Luftverkehrssteuer, neue EUVorschriften und steigender Kontrollwahn treffen kleine Flughäfen relativ gesehen immer mehr als Großflughäfen. Die Kosten pro Passagier steigen dadurch überproportional, während die Erlöse über die Marktbedingungen gedeckelt werden.
b) Um kostengünstig zu produzieren, kaufen die Luftverkehrsgesellschaften immer größeres Fluggerät (also Flugzeuge mit 180 statt mit 100 Sitzen). Regionalflughäfen haben ein kleineres Einzugsgebiet und die Nachfrage für einige Strecken kann nur mit kleinem Fluggerät, also Flugzeugen mit maximal 100 Sitzen, bedient werden, damit das betriebswirtschaftliche Ergebnis stimmt.
c) Die deutschen Airlines wie Air Berlin, Lufthansa oder Condor konzentrieren sich mehr und mehr auf die großen deutschen Flughäfen. Die Regionalflughäfen können nur mit ausländischen Airlines, am Flughafen Karlsruhe / Baden-Baden zum Beispiel Ryanair, Sun Express und Turkish Airlines neue Angebote entwickeln.

Wie ließe sich die Situation verbessern?
Jung: Nationale Alleingänge wie zum Beispiel die Luftverkehrssteuer müssen wieder abgeschafft werden. Auf europäischer Ebene sollten einheitliche Rahmenbedingungen für die Luftfahrtindustrie geschaffen werden, damit Deutschland mit seinen deutschen Luftverkehrsgesellschaften und Flughäfen wieder wettbewerbsfähig wird.

Wo sehen Sie den Flughafen Karlsruhe / Baden-Baden in
fünf Jahren?

Jung: Das Ziel ist es, für die Menschen der Region noch weitere und verbesserte Flugangebote zu entwickeln. Wir glauben mit Ryanair, Air Berlin, Germanwings, TUIfly und Turkish Airlines die richtigen Partner zu haben, um dann wieder 1,3 Millionen Passagiere pro Jahr abfertigen zu können.

Wie entwickelt sich der Gewerbepark des Baden-Airpark?
Jung: Der Gewerbepark entwickelt sich gut. Auf dem Gelände sind rund 130 Firmen ansässig, die 2.400 Arbeitsplätze bieten. Seit 2001 sind jedes Jahr 100 neue Arbeitsplätze auf dem Baden-Airpark entstanden. Aktuell beschäftigen wir uns mit dem Thema Flugzeugrecycling. Hier können wir die Qualität des Standortes – Flughafen verknüpft mit Gewerbepark – einbringen. In Zukunft wird es immer wichtiger, die Rohstoffe beim Recycling von alten Produkten zurück zu gewinnen. Mit der Firma Stratasys, die 3DDrucker vertreibt, haben wir einen Weltmarktführer auf dem Gelände, der in den nächsten Jahren weiter wachsen und damit die Ansiedlung weiterer IT- Unternehmen unterstützen wird.

Quelle: YouTube