Das Kostümatelier des Europa-Park

Über 200 Kostüme entstehen hier jährlich

Die Nähmaschine rattert sanft, das schwere Bügeleisen dampft, in großen Waschmaschinen drehen sich Berge bunter Kostüme. Seit 20 Jahren arbeitet Nadine Trautmann im Kostümatelier des Europa-Park. Hinter der Verwaltung haben die insgesamt 13 Beschäftigten große, helle Räume mit viel Tageslicht und Bewegungsfreiheit für die teils ausladenden Kostüme, die hier in feiner Handarbeit entstehen. „Als ich 1995 in den Europa-Park kam, war es noch eine kleine Näherei für Vorhänge, Puppen und Westen“, erinnert sich die gelernte Schneiderin aus dem elsässischen Rhinau, die zuvor an französischen Theaterbühnen tätig war. Im Laufe der Jahre sind die Aufträge größer geworden.

Nadine Trautmann, Leiterin des Kostümateliers

„Wir machen die Kostüme für die Paraden und Shows, jedes Jahr 200 neue Kostüme für Artisten und Künstler. In unserem Lager haben wir über 10.000 Kostüme“, erklärt die 49-jährige Leiterin des Kostümateliers. Für Nadine Trautmann ist es ihr Traumjob: „Ich komme jeden Tag gerne zur Arbeit, es ist abwechslungsreich, wir haben ein tolles Team und können unsere kreativen Seiten ausleben“, sagt sie. An fünf Industriemaschinen werden die groben Stoffe bearbeitet. Die Haushaltsnähmaschinen sind für die Feinarbeit. Bunte Garnspulen hängen, nach Farben sortiert, an den Wänden. Trautmann sucht Stoffe und Materialien heraus und organisiert die zeitlichen Abläufe. Erst kürzlich haben sie die aufwändigen Rokokokostüme nach Mustern für das Musical „Spook me“ angefertigt. „An dem Oberteil arbeiten wir etwa 25 Stunden, ohne Dekoration, dann müssen noch die Schlaufen dran“, erzählt sie.

Mitarbeiterin Karin Ehrhart, seit 16 Jahren hier, kommentiert: „Es ist immer bunt und farbenfroh. Wir haben Strass, Pailletten, Tüll und besondere Details wie Haken oder Filzteile, die wir mit Hand annähen. Mir gefällt die Vielfalt und es ist immer ein Erlebnis, die Kostüme später in den Shows zu sehen.“ Manchmal bricht Hektik aus, wenn beispielsweise fünf Minuten vor Showbeginn ein Reißverschluss kaputt geht, dann muss ein neues Kostüm her, denn für die Reparatur braucht selbst die schnellste Schneiderin 15 Minuten. Jede Mitarbeiterin hat ihren festen Platz, dennoch ist viel Bewegung im Kostümatelier. Die eine sitzt gerade an einem komplizierten Faltenwurf für das Kleid, die nächste näht ein Kissen, während die dritte dabei ist, einen neuen Stoff auszuwählen. Im Lager hängen zahllose Kostüme an endlosen Stangen, davor eine mobile Gruselgarderobe, jede Menge Tüll, Reifröcke, Federn oder Fell. Auch Anna Henninger, Auszubildende im zweiten Lehrjahr, hat richtig Spaß an der Arbeit. „Ich mache viel mit Tüll oder Strass, wir lernen alle Bereiche kennen und durchleben mit den Kostümen auch verschiedene Zeiten. Das ist abwechslungsreich und sehr kreativ“, meint die 20-Jährige, die sich zu Hause unter anderem die Faschingskostüme selbst schneidert. Im Hintergrund begleitet alle das leise Rattern und Scheppern der von fleißigen Händen angetriebenen Maschinen.
Ute Bauermeister